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Kann das iPhone bald dabei helfen, Depressionen zu erkennen?

Apple will wissen, ob seine Geräte dabei helfen könnten, Depressionen frühzeitig zu erkennen. Gemeinsam mit Wissenschaftler*innen soll untersucht werden, ob die von den Geräten gesammelten Daten psychische Erkrankungen oder einen Rückgang kognitiver Fähigkeiten erkennen lassen.

Gesundheit: Eine junge Frau nutzt die Running-App auf ihrer Apple Watch und die zugehörige App auf ihrem Handy
Können mit Hilfe von Apple-Daten bald psychische Erkankungen früher erkannt werden? (Symbolbild: Getty) (Oscar Wong via Getty Images)

Analysiert werden soll unter anderem das Tipp- und Schreibverhalten sowie die in der "Health"-App gespeicherten Schlafmuster, so heißt es in einem Artikel des "Wall Street Journals". Für den Artikel lagen der Zeiten interne Apple-Dokumente vor. Außerdem führten sie Interviews mit anonymisierten Personen durch.

Erforschung von Stress, Angst, Depressionen

Mit den Erkenntnissen möchte Apple einen Teil zu den Debatten um mentale Gesundheit in Verbindung mit Technik und sozialen Medien leisten. Sollte ein Zusammenhang zwischen den Daten, die mithilfe der iPhones gesammelt werden, und dem individuellen Gesundheitszustand festzustellen sein, möchte Apple darauf aufbauend eine App oder Funktion entwickeln. Diese soll die Betroffenen vor einer potenziellen Gefährdung warnen, damit sich die Personen frühzeitig Hilfe suchen und in Behandlung begeben können.

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Die Forschung ist Teil von Apples Partnerschaft mit dem US-Biotechunternehmen Biogen sowie der Universität von Los Angeles (UCLA). Anfang des Jahres wurde die Kooperation bekannt gegeben, wie das "Wall Street Journal" berichtete. Der Fokus der Zusammenarbeit liegt auf der Erforschung von Stress, Angst, Depressionen sowie des Rückgangs kognitiver Fähigkeiten.

Das wollen die Wissenschaftler*innen untersuchen

Für das Vorhaben werden die Forscher der UCLA die Videokamera, die Tastatur und die Audiosensoren des iPhones und der Apple Watch nutzen, um die gewünschten Daten zu sammeln. Dazu gehören: die Art und Weise, wie die Nutzerinnen und Nutzer sprechen, wie oft und wie schnell sie gehen, ihre Herz- und Atemfrequenz, ihr Schlafverhalten und weitere erfassbare Daten. Auch die Tippgeschwindigkeit und Häufigkeit von Tippfehlern könnte gemessen werden, heißt es im Bericht. Parallel zu den technisch erfassten Daten werden die Nutzer Fragebögen über ihr Befinden ausfüllen. Desweiteren werden ihnen Haarproben entnommen, um die Menge des Stresshormons Cortisol im Körper zu messen. Das Forschungsteam erhofft sich davon, mit den Informationen Einblicke in die Emotionslage, die Konzentrationskapazität und den Gemütszustand der Handybesitzer zu bekommen.

Biogen und Apple werden die kognitiven Funktionen mithilfe der iPhone- und Apple Watch-Daten ähnlich wie die UCLA-Forscher über einen längeren Zeitraum verfolgen und die Daten mit herkömmlichen kognitiven Bewertungstests und Gehirnscans vergleichen. Die geplante Biogen-Studie soll insgesamt über zwei Jahre dauern und etwa 20.000 Menschen in dieser Zeit begleiten.

Zeitgleich hat der Technologiekonzern Apple eine dritte Partnerschaft mit der Duke University. Ein Teil der Forschung richtet sich hier auf die Erkennung von Autismus im Kindesalter. Für die Forschung werden iPhone-Kameras genutzt, um zu beobachten, wie Kinder sich konzentrieren und bewegen. So sollen im Rahmen dieser Untersuchungen Apple-Produkte dafür genutzt werden, neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern frühzeitig festzustellen.

Ethische Bedenken

Bisher wurden keinerlei alltägliche technische Geräte zur Erkennung von Gesundheitszuständen eingesetzt. Doch selbst wenn die Technologie für eine frühzeitige Diagnose von psychischen Erkrankungen eingesetzt werden könnte, gibt es aufkommende ethische Fragen. In der Regel wird eine Depression von einer Ärztin oder einem Arzt anhand eines bestimmten und langen Symptomrasters, einer körperlichen Untersuchung, einer Anamnese sowie standardisierter Fragebögen diagnostiziert.

Demnach stellt sich die Frage, ob schwerwiegende psychische Erkrankungen ohne diese professionellen Prozesse geklärt werden können: Sind die Daten wirklich aussagekräftig oder können nur geschulte Psychologinnen und Psychologin eine psychische Erkrankung feststellen? Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: der Schutz der Privatsphäre. Können diese Daten einfach gesammelt und ausgewertet werden?

Für die Funktion sieht Apple jedoch nicht vor, dass die Algorithmen Daten an Apple-Server senden werden, heißt es in dem Bericht des Wall Street Journals. Weiterhin wird festgehalten, dass sich die Untersuchungen derzeit noch in einem sehr frühen Stadium befinden – und sie gründen bislang auf Hypothesen und Annahmen. Es könnte durchaus sein, dass es nie zu einer solchen iPhone-Funktion kommt, sollten die technischen, ethischen und wissenschaftlichen Fragen nicht geklärt werden können.

(Dieser Artikel wurde von Julia Knopf aus dem Englischen übersetzt und editiert. Das Original lesen Sie hier.)

Anmerkung der Redaktion: Psychische Erkrankungen können mit professioneller Hilfe gelindert und sogar geheilt werden. Wer Hilfe sucht, auch als Angehöriger, findet sie etwa bei der Telefonseelsorge unter der Rufnummer 0800 – 1110111 und 0800 – 1110222. Die Berater sind rund um die Uhr erreichbar, jeder Anruf ist anonym und kostenlos.

Im Video: Apple präsentiert das iPhone 13