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Schweden erteilt Geister-Lkw „T-Pod“ die Straßenzulassung

Ein schwedisches Start-up lässt die Konkurrenz hinter sich: Der führerlose, autonom fahrende Lkw von Einride besitzt eine Straßenzulassung – ein weltweites Novum.

Lautlos setzt sich der futuristische 26-Tonner in Bewegung, dreht in rascher Schrittgeschwindigkeit eine Schleife und dockt rückwärts an der Verladerampe an. „T-Pod“ hat das 55-köpfige Stockholmer Start-up Einride seinen batteriebetriebenen Geister-Lkw getauft, der nicht nur auf einen Fahrer, sondern gleich auch auf ein Führerhaus verzichtet.

Sechs Kameras, vier Radarsysteme und ebenso viele Infrarot-Detektoren sollen reichen, um ihn sicher durch den Verkehr zu steuern. Zwei zusätzliche Antennen lassen den Standort mit einer Genauigkeit von 20 Millimetern orten.

Seit diesem Mittwoch schreibt der „T-Pod“ Geschichte: Nach der Übergabe an die deutsche Spedition DB Schenker ist er weltweit der erste fahrerlose und autonom steuernde Lkw, der eine Straßenzulassung besitzt. Schwedens Behörden haben ihm ein verkehrsübliches Nummernschild verpasst, mit dem der weiße Dreiachser nun in Jönköping, rund 150 Kilometer östlich der Hafenstadt Göteborg, zwei nahegelegene Lagerhallen im Pendelverkehr bedient.

„Wir glauben fest an den künftigen Einsatz des autonomen Elektrolasters“, sagt Schenker-Vorstandschef Jochen Thewes, der eigens für den Start von der Essener Konzernzentrale in die entlegene Provinzstadt gereist ist. „Sollten die Behörden demnächst auch höhere Geschwindigkeiten für den T-Pod genehmigen, könnte er einen nicht geringen Teil unserer Lkw-Transporte übernehmen.“ Mit weltweit 35.000 befrachteten Lkws ist die Bahn-Tochter aktuell der größte Straßentransporteur Europas.

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Im laufenden Pilotprojekt, das bis Ende 2020 terminiert ist, hat das Verkehrsministerium in Stockholm die Geschwindigkeit des „T-Pods“ auf fünf Stundenkilometer drosseln lassen. Dabei schafft der Elektrobrummi im Vollbetrieb problemlos Tempo 90 – und kommt mit einer 280-Kilowatt-Batterie, geliefert von Calp aus China, auf 200 Kilometer Reichweite.

Stößt der E-Laster auf Verkehrsprobleme, wird per Joystick von einem fernen Büro aus nachgeholfen. „Bislang fordern die Behörden pro Fahrzeugen einen Mitarbeiter als Überwacher“, berichtet Einride-Technikchef Pär Degerman. „Wir rechnen aber damit, dass jeder Kontrolleur künftig zehn autonome Lkws gleichzeitig im Blick haben kann.“ Damit senke das autonome Fahrsystem die Personalkosten drastisch.

Mit ihrem Vorstoß haben Einride und Schenker die Konkurrenz zunächst abgeschüttelt. Schon 2015 startete zwar Daimlers US-Tochter Freightliner selbstfahrende Trucks in Nevada, erhielt die Genehmigung aber nur mit der Auflage, zusätzlich einen Fahrer an Bord zu nehmen. Der kalifornische Tesla-Konzern präsentierte 2017 zwei Elektro-Sattelschlepper unter dem Namen „Semi“, verpasste den Prototypen aber ebenfalls eine Führerkabine.

Ohne dieses teure Extra kommt, ähnlich wie beim „T-Pod“, der 2018 vorgestellte „Vera“ von Volvo Trucks aus. Der Unterschied: Volvos Prototyp fehlt bis heute die Straßenzulassung.

Dass der „T-Pod“ nur auf eine bescheidene Reichweite von 200 Kilometer kommt, sieht Enride-Gründer Robert Falck nicht als Hindernis für die künftige Expansion. „Der Ladevorgang danach nimmt zwar eine Weile in Anspruch“, gesteht er ein, „er kostet aber keine Arbeitszeit.“

Gedacht sei der autonome E-Laster vor allem für den Lieferverkehr zwischen einzelnen Lägern, komplexe Verkehrsverhältnisse in den Innenstädten – die sogenannte Letzte Meile – wolle man auch künftig bemannten Fahrzeugen überlassen.

Das Konzept elektrisiert dabei längst nicht mehr nur Schenker. Auch für Lidl startet Enride noch dieses Jahr, um einen Supermarkt am Stadtrand vom Warenlager aus zu beliefern. Weitere Interessenten, etwa die skandinavische Fluggesellschaft SAS, stünden Schlange, berichtet Vorstandschef Falck.