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Biontech, AstraZeneca und Co.: Die einen liefern mehr, die anderen weniger — was das für euch bedeutet

Eine Corona-Impfung im Drive Through in Nordrhein-Westfalen
Eine Corona-Impfung im Drive Through in Nordrhein-Westfalen

Die Nachrichten über die Corona-Impfstoffe überschlagen sich: Der eine Hersteller liefert weniger, der andere mehr. Hier ein Impfstopp, dort wird er aufgehoben; eine Lieferung verzögert sich, die andere wird vorgezogen; hier werden Erstimpfungen ausgesetzt, dort sollen Zweitimpfungen mit anderen Impfstoffen durchgeführt werden.

Wir helfen euch, den Überblick zu behalten. Welcher Impfstoff ist sicher? Welcher ist verfügbar? Welcher wird wie verimpft?

Biontech/Pfizer: der Zuverlässige

Der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer ist der am häufigsten gekaufte und eingesetzte in Deutschland. Von den Stand Ende vergangener Woche insgesamt 22,5 Millionen an Deutschland gelieferten Impfstoffdosen stammten über 15 Millionen von Biontech/Pfizer.

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Mittlerweile ist klar, dass der Impfstoff einige Tage auch ohne Tief-Kühlung auf minus 70 Grad gelagert werden kann. Das vereinfacht Transport und Verimpfung. Zudem sind beim Wirkstoff von Biontech/Pfizer keine nennenswerten Nebenwirkungen dokumentiert. Tatsächlich ist der Impfstoff so sicher und beliebt, dass sich mittlerweile Impfzentren und Hausärzte darüber streiten, wer ihn impfen darf.

Am Mittwoch verkündete die EU-Kommission, dass sie bis Ende 2023 noch einmal 1,8 Milliarden Impfstoffdosen bei Biontech/Pfizer bestellen möchte. Die italienische Zeitung "LaStampa" berichtete, dass im Gegenzug Verträge mit AstraZeneca und Johnson&Johnson nicht verlängert werden sollen. Doch das ist nach Informationen von Business Insider aus Kreisen der EU-Kommission noch keine beschlossene Sache.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verkündete zudem, dass Biontech/Pfizer eine Lieferung von 50 Millionen Impfstoffdosen aus dem 4. Quartal auf das 2. Quartal vorziehen werde. Eine gute Nachricht - in einem schwierigem Umfeld.

Johnson&Johnson: der angeschlagene Hoffnungsträger

Denn die vorgezogene Biontech/Pfizer-Lieferung ist vor allem Ersatz für eine auszufallen drohende Lieferung von 55 Millionen Impfstoffdosen des US-Herstellers Johnson&Johnson im 2. Quartal.

Der Pharmakonzern hatte zunächst angekündigt, ab kommender Woche an die EU liefern zu wollen. Dann folgte eine Nachricht der Gesundheitsbehörden in den USA: Wie beim Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca wurden in sehr seltenen Fällen (sechs bei über sechs Millionen Impfungen) Hirnvenenthrombosen festgestellt. Die USA setzten daraufhin die Impfungen mit dem Wirkstoff zunächst aus; der Lieferbeginn in Europa wurde auf unbestimmte Zeit verschoben.

Ein Rückschlag für die weltweite, europäische und deutsche Impfstrategie. Allein in Deutschland sollten diese Woche 232.800 Dosen geliefert werden. Der Wirkstoff von Johnson&Johnson gilt als Hoffnungsträger, da er im Gegensatz zu den Impfstoffen anderer Hersteller nur einmal verimpft werden muss. Das erlaubt es, schneller einen größeren Schutz gegen das Coronavirus in Bevölkerungen aufzubauen.

In Deutschland war der Wirkstoff vor allem für das Verimpfen durch Hausärzte vorgesehen. Ende April hätte es damit losgehen können. Von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zugelassen ist der Impfstoff von Johnson&Johnson schon seit knapp einem Monat. Nun müssen die Untersuchungen der Thrombosefälle abgewartet werden. Ergebnisse sollen kommende Woche vorliegen.

AstraZeneca: der Unzuverlässige

Die EMA hatte auch den Wirkstoff von AstraZeneca nach dem äußerst seltenen Auftreten von Hirnvenenthrombosen bei Geimpften für generell sicher erklärt. Nach einem Hin und Her während der Untersuchungen, inklusive eines mehrtägigen Impfstopps in den meisten EU-Staaten, darunter auch Deutschland, steht für die EMA fest: Die Wirkung AstraZenecas übertrifft die Risiken bei Weitem.

Nicht jedes EU-Land folgt dieser Empfehlung. In Deutschland wird AstraZeneca nur an Menschen über 60 verimpft, da die meisten der paar Dutzend Thrombosefälle bei Menschen im jungen Alter auftraten, zumeist bei Frauen. Vor allem Ärzte sollen den Impfstoff verwenden, da er einfacher gekühlt werden kann. Geht es nach den Kassenärztlichen Vereinigungen, wollen die Hausärzte dennoch lieber Biontech impfen.

Tatsächlich zeigte die vergangene Woche, dass die Nachfrage nach AstraZeneca weiterhin groß ist und sich viele Menschen über 60 mit dem Impfstoff impfen lassen. Das Problem: Es ist zu wenig Impfstoff von AstraZeneca in Deutschland und der EU vorhanden. Für das 1. Quartal hatte der britisch-schwedische Hersteller der EU 100 Millionen Dosen versprochen, dann aber nur 30 Millionen geliefert. Auch im 2. Quartal sind die Liefermengen nicht sicher. Das liegt auch daran, dass AstraZeneca Impfstoff unter anderem nach Großbritannien exportiert, aber nicht von dort in die EU einführt.

Deutschland wurden, so Stand Ende letzter Woche 5,6 Millionen AstraZeneca-Dosen geliefert. Immer wieder mussten in den vergangenen Wochen Liefermengen nach unten korrigiert werden. Wirklich verlässliche Lieferzahlen gibt es auch für die kommenden Wochen nicht.

Moderna: der Knappe

Ähnliches gilt für den mRNA-Impfstoff des Herstellers Moderna, der ähnlich wirksam und sicher ist wie der von Biontech/Pfizer. Er ist der knappste in Deutschland. Bisher wurden nur etwa 1,8 Millionen Dosen an Deutschland geliefert. Auch die Lieferdosen für die kommenden Wochen befinden sich im niedrigen sechsstelligen Bereich und werden immer wieder angepasst.

Die Knappheit von Moderna und die Lieferprobleme bei AstraZeneca haben Auswirkungen in Deutschland. Weil die Zweitimpfungen bei Menschen unter 60, die mit AstraZeneca geimpft wurden, auf Empfehlung der Ständigen Impfkommission (StiKo) mit Biontech und Moderna durchgeführt werden sollen, hat Brandenburg mittlerweile Erstimpfungen mit diesen Impfstoffen ausgesetzt. Anders seien die anstehenden Zweitimpfungen nicht zu gewährleisten. Möglich, dass dieses Szenario bei anhaltenden Engpässen auch in anderen Bundesländern bevorsteht.

Im Kampf gegen die dritte Welle des Coronavirus wäre es laut Rat vieler Virologen jedoch wichtig, möglichst viele Erstimpfungen durchzuführen, um Ansteckungen und schwere Krankheitsverläufe seltener zu machen.

CureVac: der Ausweg

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach plädierte am Mittwoch dafür, eine nationale Notfallzulassung für den mRNA-Impfstoff des Herstellers CureVac in Deutschland zu erlassen. "Wenn Curevac ähnlich gut wirkt wie Biontech oder Moderna, was zu erwarten ist, sollte der Impfstoff schnellstmöglich zugelassen und verimpft werden", sagte Lauterbach dem "Spiegel". "Bei der EMA dauere es oft zu lange, haben wir schon bei Biontech gesehen."

CureVac selbst rechnet mit einer EMA-Zulassung erst im Juni. Dieses Jahr will die Firma, an der auch der deutsche Staat mit 300 Millionen Euro beteiligt ist, 300 Millionen Dosen produzieren. Laut Lauterbach sind davon bereits einige Millionen vorproduziert — sie wären bei einer Notfallzulassung in Deutschland eine Soforthilfe.

Sputnik V: der Politische

Ob der russische Impfstoff Sputnik V eine Hilfe sein kann, ist unklar. Nach Informationen von Business Insider ist mit einer Bewertung durch die EMA frühestens im Mai zu rechnen.

Es gibt erhebliche Zweifel an der Wirksamkeit des Impfstoffes, nachdem in ersten Studien fragwürdige Daten aus Russland geliefert wurden. Für Aufsehen sorgte zuletzt die Slowakei, in der die Gesundheitsbehörde nach einer vierwöchigen Untersuchung Sputnik V nicht zur Verwendung freigab, weil die gelieferten Impfstoffdosen nicht das gleiche Mittel gewesen seien, wie das in Studien untersuchte. EU-Handelskommissar Thierry Breton hat in den vergangenen Wochen häufiger Zweifel an Sputnik V betont; die EU brauche diesen für ihre Impfkampagne nicht.

In Deutschland erfreut sich der Impfstoff trotzdem Beliebtheit. Die Bundesregierung hat angekündigt, ihn zur Not auch ohne Abstimmung mit der EU zu bestellen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat einen Vorvertrag über 2,5 Millionen Dosen unterschrieben. Der Impfstoff soll nach Absicht des russischen Pharmaunternehmens R-Pharm auch im bayerischen Illertissen hergestellt werden.