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Bugatti stellt seinen neuen Super-Sportwagen vor, der fast sechs Millionen Euro kostet – so sieht er aus

Zum Abschied vom „1600-PS-Monstermotor" bringt Bugatti den offenen Mistral. - Copyright: Bugatti Rimac
Zum Abschied vom „1600-PS-Monstermotor" bringt Bugatti den offenen Mistral. - Copyright: Bugatti Rimac

Die High-End-Automarke Bugatti bereitet ihren Abschied von vor Kraft strotzenden Verbrennungsmotoren mit 16 Zylindern vor. Zum Ende der sogenannten W16-Ära legt die im elsässischen Molsheim ansässige Manufaktur eine auf 99 Exemplare limitierte Roadster-Kleinserie auf.

Der in Deutschland einschließlich Mehrwertsteuer 5,95 Millionen Euro teure Zweisitzer namens Mistral ist bereits lange vor der 2024 beginnenden Übergabe in Kundenhand ausverkauft.

Kenner der Sportwagenszene, die beim Wort Mistral ein Déjà-vu vermuten, liegen richtig: Unter dieser Produktbezeichnung hatte das italienische Nobel-Label Maserati von 1966 bis 1970 einen als Coupé und Cabriolet erhältlichen Zweitürer angeboten.

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Bugatti begründet die aktuelle Wahl des Namens so: "Als Inspiration diente der Mistral, ein kräftiger Wind, der vom Rhônetal durch die mondänen Städte der Côte d'Azur in Südfrankreich bis zum Mittelmeer weht." Man habe eine Modellbezeichnung gesucht, die „mit Freiheit, Eleganz und Geschwindigkeit“ in Verbindung gebracht werde.

Und Tempo dürfte ein ganz wesentliches der Bugatti-Mistral-Talente sein: Besagte W16-Maschine liefert bis zu 1600 PS auf die Straße. Just dieser Antrieb hatte ein Bugatti-Coupé des Typs Chiron Super Sport 300+ bei einer Weltrekordfahrt auf abgesperrter Teststrecke vor drei Jahren auf 490 Kilometer pro Stunde bewegt.

Ein „Schluckspecht" sondergleichen

Zum Vergleich: Der Mistral-Vorgänger Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse kam mit seinem acht Liter großen W16-Triebwerk auf lediglich 1200 PS. Gleichwohl beendete er bei einem Vmax-Versuch des damaligen Bugatti-Mutterkonzerns VW im Jahre 2013 seinen Vorwärtsdrang erst bei gut 408 km/h.

Auch bei der Hochrechnung von Beschleunigungs-, Verbrauchs- und Emissionswerten, die Bugatti für den Mistral noch nicht nennt, hilft der Rückblick auf den Veyron-Roadster.

Der Spurt von null auf Tempo hundert war in 2,6 Sekunden erledigt. Der Kraftstoffverbrauch betrug innerorts happige 37,2 Liter pro 100 Kilometer. Der CO2-Ausstoß schlug gar dem Fass den Boden aus: 867 Gramm pro Kilometer.

Etwas milder gestalteten sich die Angaben für den kombinierten Verkehr: 23,1 Liter respektive 539 Gramm. Langstreckentaugliches Diesel durfte und darf mitnichten in den 100 Liter Kraftstoff fassenden Tank fließen – es muss schon das gute „Super bleifrei 98 RON/ ROZ“ sein.

„Alle Informationen bei bis zu 420 km/h gut sichtbar“, preist Bugatti den „funktionalen Innenraum" im Mistral an. - Copyright: Bugatti Rimac
„Alle Informationen bei bis zu 420 km/h gut sichtbar“, preist Bugatti den „funktionalen Innenraum" im Mistral an. - Copyright: Bugatti Rimac

Seit November vergangenen Jahres gehören die W16-Hypersportwagen zum Portfolio der neu formierten Bugatti Rimac d.o.o.; die Kapitalgesellschaft ist ein Joint-Venture der kroatischen Rimac Group und des deutschen Anbieters Porsche AG.

Als CEO fungiert Firmengründer Mate Rimac, Aufsichtsratschef ist der Porsche-CEO und designierte VW-Konzernlenker Oliver Blume. Erklärtes Ziel von Bugatti Rimac ist die Transformation zu elektrisch angetriebenen Hochleistungsfahrzeugen.

Mit Blick auf den noch konventionell befeuerten Mistral sagt Mate Rimac: „Mehr als 40 Prozent aller jemals von Bugatti hergestellten Automobile waren offene Fahrzeuge und bilden eine lange Reihe von Performance-Ikonen, die bis heute auf der ganzen Welt verehrt werden“.

Damit Letzteres mindestens bis zum Jahr 2124 so bleibt, setzt der Hersteller beim Mistral auf vollendete Perfektion der kleinsten Fahrzeugdetails. Ein Beispiel: „Für die neu gestalteten Türverkleidungen wird ein aufwändig gestepptes Leder verwendet“, so der Hersteller. Dieses Naturmaterial werde „sorgfältig geprüft und nach Bugatti-Qualitätsstandards hergestellt, mit der Vision, dass es auch in hundert Jahren noch gut aussieht.

„Vier gewinnt“: Die Scheinwerfer-Signatur versteht Bugatti als „subtile Anspielung auf den Allradantrieb und die vier Turbolader des W16 Mistral“. - Copyright: Bugatti Rimac
„Vier gewinnt“: Die Scheinwerfer-Signatur versteht Bugatti als „subtile Anspielung auf den Allradantrieb und die vier Turbolader des W16 Mistral“. - Copyright: Bugatti Rimac

Auch äußerlich zeigt der neue Roadster von vorn bis hinten deutliche Unterschiede im Vergleich zu geschlossenen Bugattis der Gegenwart. „Die vertikal angeordneten Scheinwerfer sind vollständig maßgeschneidert“, sagt Design Director Achim Anscheidt. „Der berühmte Hufeisen-Kühlergrill wurde dreidimensionaler, tiefer und breiter gestaltet“.

Die geschwungene Windschutzscheibe des Mistral legt sich optisch um die A-Säulen, geht nahtlos über in die Seitenfenster – und sorgt so für eine Art „Visier“-Effekt. „Ohne die Sicht des Fahrers zu beeinträchtigen“, wie Bugatti mögliche Kundensorgen vor eingetrübtem Ausblick vorsorglich zu zerstreuen weiß.

Die Seitenansicht der Karosserie wollten Anscheidt und sein Stylingteam bewusst schlank halten. Zugleich allerdings durften die Ingenieure das W16-Aggregat nicht der jederzeit ausreichenden Sauerstoffzufuhr berauben: Bei Abruf seiner vollen Leistung „atmet“ der Motor rund 70.000 Liter Luft pro Minute ein und aus.

Zum Vergleich: Ein erwachsener Mensch – mit ruhigem Bürojob und nicht gerade auf den letzten Metern eines Vollmarathons unterwegs – inhaliert rund sieben bis zehn Liter Luft pro Minute.

Die Lösung des Zielkonflikts fand Bugatti in einer Trennung der seitlichen Ölkühlereinlässe von den Motorlufteinlässen. „Diese sitzen nun direkt hinter den Kopfstützen der Insassen“, heißt es aus Molsheim.

Daher die Warnung: Toupetträger aufpasst! Bei ruckartiger Beschleunigung könnten künstliche Haarteile angesogen werden und auf Nimmerwiedersehen verschwinden.

Kleiner Trost: Die aus einer hochfesten Kohlefaserstruktur bestehenden Lufteinlässe hinter den Kopfstützen können laut Bugatti „im Falle eines Überschlags das gesamte Gewicht des Fahrzeugs tragen“. Dass sich bei einem solchen Rollover selbst sorgsam verklebte Perücken lösen dürften, steht auf einem anderen Blatt.

Die Zukunft verheißt Hochspannung

Das Beste kommt buchstäblich zum Schluss – in zweierlei Hinsicht.

Zum einen zieren die Heckpartie des Bugatti Mistral markante Rückleuchten mit X-förmiger Grafik in der Art des für den Rennsport konzipierten Bugatti Bolide mit seinen sage und schreibe 1850 PS.

Zum anderen deutet Bugatti-Rimac-Chef Mate Rimac an, dass perspektivisch eine Zugabe lockt: „Auch wenn der W16-Antrieb mit dem W16 Mistral endet, führen wir das Erbe des Roadsters fort, das Ettore Bugatti vor mehr als einem Jahrhundert begründet hat“.

Ein Supersportwagen als Starkstromer – das wohl wäre dem legendären Firmengründer und genialen Autokonstrukteur Ettore Arco Isidoro Bugatti (1881 – 1947) im Traum nicht eingefallen.