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Duell ums Trigema-Erbe: Wolfgang junior oder Bonita – nur einer von beiden tritt die Nachfolge von Unternehmerlegende Wolfgang Grupp an

Trigema-Chef Wolfgang Grupp.
Trigema-Chef Wolfgang Grupp.

Der König der Kleinstadt Burladingen auf der Schwäbischen Alb ist weder ein Mann aus einer traditionsreichen Adelsfamilie, noch besetzt er politische Ämter in der Region. Der König von Burladingen ist Wolfgang Grupp: Textilmillionär und Autokrat in Person. Der Trigema-Chef fährt mit seinem Unternehmen Umsätze im dreistelligen Millionenbereich ein und gehört mit seinem Konzern zu einem der letzten Hersteller, die ausschließlich in Deutschland produzieren.

Am 4. April feierte Wolfgang Grupp seinen 79. Geburtstag. Seine Nachfolge ist schon geregelt — zumindest zum Teil. Übernehmen sollen seine Sprösslinge: Bonita und Wolfgang Grupp junior. Nur wer von den beiden das Ruder der Firma in die Hand nehmen soll, ist noch nicht geklärt. Eine Konkurrenzsituation, die nicht ungefährlich für den Familiensegen und das Wohl der Firma ist.

Grupp ist ein Mann, der sich den Geist eines Geschäftsführers bereits als Kind angeeignet hat. Sein Großvater Josef Mayer gründete mit Bruder Eugen 1919 in Burladingen die Trikotwarenfabrik Gebrüder Mayer — kurz Trigema. Seit 1969 ist er Geschäftsführer des Familienunternehmens und übernahm den Sitz von Vater Franz.

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Damals stand das Unternehmen alles andere als gut da. Grupp räumte jedoch auf, beseitigte die Verbindlichkeiten in Millionenhöhe und steigerte den Umsatz auf rund 100 Millionen Euro sowie die Mitarbeiterzahl auf 1.200. Besonders bekannt wurden der Unternehmer und seine Firma durch die Fernsehwerbung mit einem Schimpansen. Sein Vermögen wird auf 100 Millionen Euro geschätzt.

Wer übernimmt die Nachfolge vom Trigema-Chef?

Wolfgang Grupp junior und Bonita Grupp.
Wolfgang Grupp junior und Bonita Grupp.

Das Unternehmen stand immer im Mittelpunkt der Familie. So lernte es Wolfgang und so gab er es auch an seine beiden Kinder weiter. Mit ihnen und seiner 24 Jahre jüngeren Frau Elisabeth haust Grupp direkt gegenüber von der Trigema-Fabrik in seinem Anwesen. Immer in direkter Nähe zum Geschehen.

Für ihn ist die Nachfolge klar geregelt: "Ich führe Trigema in der dritten Generation. Ich hätte sicher das falsche Vorbild abgegeben, wenn meine Kinder den Betrieb nicht weiterführen wollten. Ich übergebe ihn selbstverständlich meinen Kindern. Sofern meine Kinder das Erbe nicht antreten wollten, hätten wir sicher versagt, denn die Eltern sind das erste Vorbild für die Kinder", äußerte sich Grupp einst in einem Gespräch mit "Focus".

Damals war noch von beiden Kindern die Rede. Mittlerweile hat Grupp seine Anforderungen an die Nachfolge spezifiziert. "Kinder sollten sich ein Leben lang lieben und nicht ein Leben lang streiten. Deshalb sollte nur ein Kind die Firma kriegen. Welches, das weiß ich noch nicht. Das kommt darauf an, welche Partner sie finden, wen sie heiraten und wie sie das Leben zukünftig gestalten", antwortete er in einem Videobeitrag des "SWR".

Doch wer soll in die großen Fußstapfen des Vaters treten? Seine 32-jährige Tochter Bonita ist beim Unternehmen im Bereich des E-Commerce aktiv. Sohn Wolfgang junior ist zwei Jahre jünger und arbeitet im Vertrieb. Beide waren von Anfang an bei Trigema integriert und werden in Zukunft eine große Last tragen. Da stellt sich die Frage, ob nicht zumindest eines der Geschwister das alles überhaupt nicht will und sich selbst woanders verwirklichen möchte. Bonita antwortet auf die Frage mit einer einfachen Feststellung: "Wir kennen es ja nicht anders. Auch mein Vater wurde in das Unternehmen hineingeboren."

Das Unternehmen ist die Familie und die Familie ist das Unternehmen. So war es schon immer bei den Grupps und so ist es auch in der vierten Generation. Wann der Wechsel an der Führungsetage bevorsteht, lässt sich noch nicht absehen. Grupp ist für sein Alter noch sehr fit, treibt regelmäßig Sport. Nur eines ist sicher: Der Wechsel wird kommen.

Geeignet scheinen beide Kinder zu sein – obwohl die Öffentlichkeit nicht viel über die Grupp-Nachfolger erfährt. Zu sehr steht ihr Vater noch mit seinem Gesicht für das gesamte Unternehmen.

Ein Leben für das Familienunternehmen

Die Familie Grupp auf ihrem Anwesen in Burladingen im Jahr 2000.
Die Familie Grupp auf ihrem Anwesen in Burladingen im Jahr 2000.

Der Lebenslauf von Bonita und Wolfgang Grupp junior liest sich sehr ähnlich. Nach der vierten Klasse gingen beide nacheinander auf ein englischsprachiges Internat in der Schweiz. Vater Grupp ließ sich die Eliteausbildung seiner Kinder bis zu 160.000 Euro im Jahr kosten. Nach der Schule studierte Bonita BWL in London. Ihr Bruder machte es ihr gleich und ging ebenfalls in die britische Metropole, um BWL und Politik zu studieren. Auch Wolfgang Grupp studierte BWL.

Seit 2013 lebt Bonita wieder bei ihren Eltern auf dem Anwesen, gegenüber der Fabrik. Ihr Bruder Wolfgang folgte fünf Monate später. Seitdem sind sie wieder fest im Unternehmen verankert. Bonita sticht dabei vor allem für ihr Engagement in Sachen Digitalisierung heraus. Wegbegleiter sagen in einem Beitrag der "Wirtschafts Woche" über sie, dass sie einen starken Charakter hat und die Fähigkeit besitzt, andere Menschen zu integrieren und motivieren. Sie sei eine Perfektionistin, so wie ihr Vater.

Auch Wolfgang sei sehr organisiert und gebe immer hundert Prozent, heißt es. Beide schauen zu ihrem Vater auf. Dieser lässt ihnen auf dem Anwesen auch entsprechende Freiheiten. Freunde dürfen zu Feten vorbeischauen, der Fuhrpark ist mit Luxus-Boliden bespickt. Doch seine Kinder sind keine Teenager mehr und müssen womöglich bald die Verantwortung für über 1.200 Mitarbeiter und deren Familien übernehmen.

Entsteht dort nicht eine Art Konkurrenzsituation zwischen den Geschwistern? Nein, meint Bonita in einem Gespräch mit der "Intes Akademie für Familienunternehmen". "Im Ge­gen­teil. Mei­ne Mut­ter ar­bei­tet ja auch seit 25 Jah­ren mit Lei­den­schaft im Un­ter­neh­men mit. Wir ha­ben sehr gute Er­fah­run­gen da­mit ge­macht, wenn Fa­mi­li­en­mit­glie­der mit­wir­ken. Wir sind ein gu­tes Team", so die 32-jährige.

Wolfgang junior stimmt ihr in diesem Punkt zu: "Auch wir Ge­schwis­ter ver­ste­hen uns sehr gut und tau­schen uns stän­dig aus. Je­der ver­sucht, je­den Tag ei­nen gu­ten Job zu ma­chen. Wem die Fir­ma am Ende ge­hö­ren wird, ist eher zweitrangig."

Ob die Nachfolge so reibungslos ablaufen wird, bleibt abzuwarten. Die Entscheidung liegt vorerst bei Vater Wolfgang. Und der König von Burladingen wird sich ganz genau überlegen, wer sein Imperium übernehmen wird.