Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • Nikkei 225

    38.460,08
    +907,92 (+2,42%)
     
  • Dow Jones 30

    38.460,92
    -42,77 (-0,11%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.876,49
    -2.226,24 (-3,58%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.390,74
    -33,36 (-2,34%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.712,75
    +16,11 (+0,10%)
     
  • S&P 500

    5.071,63
    +1,08 (+0,02%)
     

QVC für die Gen Z: Wie diese Gründer dem Live-Shopping über ihre Plattform zu neuem Leben verhelfen wollen

Die Sosho-Gründer Benjamin Held (links) und Stefan Amtmann (rechts) mit Moderator Patrice Bouédibéla
Die Sosho-Gründer Benjamin Held (links) und Stefan Amtmann (rechts) mit Moderator Patrice Bouédibéla

Shopping per Livestream – so heißt der Einkaufs-Trend, der gerade von China nach Deutschland kommt. Influencer präsentieren in Echtzeit Produkte im Livestream vor der Kamera. Das Prinzip kommt euch bekannt vor? Richtig, klingt nach Teleshopping wie bei QVC, findet aber nicht im TV, sondern per Smartphone statt. Kunden können die Produkte mit einem Klick live kaufen und mit den Moderatoren interagieren, zum Beispiel Fragen stellen. Händler wie Douglas und Tchibo setzen bereits auf das Prinzip, jetzt will ein neues Startup den Markt erobern.

Sosho will die erste Livestream-Shopping-Plattform in Deutschland sein. Dahinter stehen die Gründer Stefan Amtmann, Benjamin Held und die Influencer-Marketing-Agentur Buzzbird. Die Shows sollen eher an "interaktive Samstagabendshows erinnern als an Verkaufsmonologe", so das Startup. Die Erste läuft Anfang September. Dafür haben die Gründer prominente Unterstützung geholt: Ex-MTV-Host Patrice Bouédibéla wird moderieren.

Die Plattform scheue den Vergleich mit QVC nicht. "Wir sprechen jedoch mit Sicherheit ein vollkommen anderes Publikum an." Ein Technik-affines, unter 45 Jahren. Anders als beim Teleshopping müssen die Kunden nicht mehrere Kanäle gleichzeitig bedienen und bei einer Hotline anrufen, sondern können alles in einem Stream erledigen. Das heißt, die Zuschauer können im Webshop einkaufen und gleichzeitig die Show weiterverfolgen. Das funktioniert so: Der Live-Player ist im Webshop eingebunden. Die Zuschauer können direkt auf der Website die Show ansehen. Dabei sind die Produkte, um die es in der Show geht, gleichzeitig in einem Layer über dem Live-Bild eingebunden. Tippen die Zuschauer auf das Produkt, gelangen sie direkt zu der Produktseite im Webshop. Der Livestream mit der Show bleibt dabei (verkleinert) in Bild und Ton erhalten und läuft weiter.

Douglas und Tchibo setzen auch auf Live-Shopping

"Wir wollen die führende Plattform bzw. Marktplatz für Livestream Shopping werden", sagt Amtmann. Langfristig wollen die Gründer hinter der Plattform jedoch einen erfolgreichen Onlinehandel-Marktplatz etablieren und damit Größen wie Amazon oder Zalando angreifen. Das dürfte jedoch keine einfache Aufgabe werden: Handelsgiganten wie Douglas oder Tchibo setzen bereits seit Herbst 2020 auf Live-Stream-Shopping, wie Business Insider damals berichtete. Douglas-Chefin Tina Müller sagte etwa kürzlich im Interview zu Business Insider, dass das Sortiment im Onlinehandel das wichtigste Unterscheidungs- und Erfolgskriterium sei. Anders als die großen, bekannten Marktplätze will Sosho eher ein kleines, aber persönlich ausgewähltes Sortiment anbieten. "Wir wollen der Shop sein, auf dem man nicht tausende Produkte aus einer Kategorie findet, sondern ausgewählte (Geheim-)Tipps echter Personen für verschiedenste Lebensbereiche", sagt Amtmann.

WERBUNG

Die setzt jedoch den Wechsel der Plattformen voraus, Kunden müssen von Instagram zu Sosho wechseln, um einzukaufen. Noch sind die Live-Shopping-Funktionen auf Instagram jedoch noch nicht so ausgreift, wie etwa bei der Software-Lösung von Sosho. Amtmann sieht Instagram und Youtube in der Zukunft jedoch als potenziellen Partner und weiteren Verkaufskanal.

Dabei will das Startup vor allem auf kleine bis mittelgroße Marken mit Fokus auf Nachhaltigkeit setzen. „Für kleinere und mittlere Brands ist der Weg zur Umsetzung von Live Shopping Shows bisher eher schwierig, da sie zum einen häufig keinen direkten Zugang zu Influencern haben, zum anderen fallen für die die benötigten Software-Lösungen hohe Kosten an", so Amtmann. Diese Lücke will Sosho füllen.

Influencer als Erfolgsgarant?

Doch auch Douglas setzt zunehmend auf sogenannte "independent brands", kleine, unabhängige Marken. Hinzukommt, dass sich die Konkurrenten bereits über Jahrzehnte eine bekannte Marke aufgebaut haben. Wie will Sosho Kunden gewinnen? "Wir bekommen unseren Traffic über die Influencer, die ihre Community über ihren eigenen Social Kanal in unseren Shop zur Show konvertieren", sagt Amtmann. Influencer-Marketing gilt in China bereits als Erfolgsgarant fürs Live-Shopping: Am chinesischen Black Friday hat beispielsweise ein bis dato unbekannter L’Oréal-Influencer in fünf Minuten 15.000 Lippenstifte verkauft. Man kann sich vorstellen, wie viel mehr dann ein großer Name verkaufen könnte. Zu Beginn setzt Sosho eher auf reichweitenstarke Influencer, wie zum Beispiel den Youtuber Dima Koslowski mit seinen zwei Millionen Followern für die erste Food-Show der Website. Langfristig schließe das Team Kooperationen mit Mikro-Influencern aber auch nicht aus.

Nicht zuletzt bietet Live-Shopping insbesondere in der Corona-Krise eine große Chance für stationäre Händler. Im Lockdown müssen viele Einzelhändler schließen, in der Folge sinken die Kundenfrequenzen in den Innenstädten und das Shopping verlagert sich zunehmend ins Netz.

China ist Vorreiter auf dem Live-Streaming-Markt

In Deutschland steckt das Live-Shopping noch in den Kinderschuhen. In China boomt das Live-Stream-Shopping via Smartphone dagegen schon seit Längerem. Dort werden zehn Prozent aller Onlinekäufe bereits über Live-Videos getätigt. Am chinesischen Singles Day, dem Äquivalent zum westlichen Black Friday, machte der größte chinesische Onlinehändler Alibaba etwa 25 Prozent des Umsatzes über Live-Stream-Shopping. Das Gesamtvolumen der chinesischen Live-Streaming-E-Commerce-Branche werde bis Ende 2020 voraussichtlich rund 157,5 Milliarden Dollar erreichen, schreibt das chinesische Nachrichtenportal „Daoinsights“, das sich auf Daten von Chinas Handelsministerium bezieht. Dies entspricht einer Steigerung von 210 Prozent gegenüber 2019 — und zeigt das enorme Marktpotenzial. Ein Live-Shopping-Experte sagte Business Insider bereits Ende 2020: Spätestens zur Weihnachtssaison 2021 werde der Trend auch hierzulande zum festen Bestandteil des Shopping-Alltags.