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Was soll das? Nach Apple wollen auch Samsung und Xiaomi Smartphones ohne keine Ladekabel ausliefern

Apple preschte vor, nun wollen Xiaomi und offenbar auch Samsung ihre Smartphones ohne Ladegerät ausliefern. Angeblich soll der Schritt dem Umweltschutz dienen. Was aber steckt wirklich dahinter?

Digital tablets and mobile phones plugged in to an extension lead charge
Symbolbild: Getty Images

Als Apple im Oktober dieses Jahres ankündigte, das iPhone 12 und auch einige der älteren Smartphone-Modelle ohne Ladegerät auszuliefern, sorgte das für Kritik auf der einen Seite und Spott auf der anderen. Die Käufer waren wenig begeistert von der Entscheidung, die Konkurrenz machte sich über Apple lustig. Dumm nur, dass ausgerechnet die lautesten Spötter, Samsung und Xiaomi, es dem Vorreiter nun nachtun.

Da ist zunächst Samsung. Der südkoreanische Elektronikkonzern wird seinen neuen Smartphone-Generationen allem Anschein nach keine Ladegeräte beifügen. Das geht aus Dokumenten der brasilianischen Regulierungsbehörde Anatel hervor, wie das Tech-Magazin Tecnoblog berichtet. Demnach werde Samsung alle drei Modelle des neuen Smartphone-Flaggschiffs Galaxy S21 offenbar ohne Netzteil verkaufen.

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Auch der chinesische Hersteller Xiaomi ist auf den Ladekabel-losen Zug gesprungen. Den Anfang wird das Xiaomi Mi 11 machen, wie dies Konzernchef Lei Jun am Wochenende auf dem sozialen Netzwerk Weibo bestätigt hat. Das Gerät werde "mit brandneuen Verpackungen vorgestellt", die leicht und dünn seien, so der Unternehmer. Zur Begründung der "wichtigen Entscheidung" heißt es: "Als Reaktion auf den Ruf nach Technologie und Umweltschutz storniert Xiaomi 11 das mitgelieferte Ladegerät."

Von Spöttern zu Nacheiferern

Die Vermarktung eines Smartphones ohne Ladegerät dürfte bei beiden Herstellern etwas kleinlaut ausfallen – hatten sie zuvor doch laut über Apples Entscheidung gespottet. Im Oktober stichelte Samsung in einem mittlerweile gelöschten Facebook-Eintrag noch gegen den kalifornischen Konkurrenten, indem der Konzern seinen Kunden versicherte: "Dein Galaxy gibt dir alles, wonach du suchst. Angefangen mit einem simplen Ladegerät bis hin zur besten Kamera, dem Akku, der Performance, dem Speicher und sogar einem 120Hz-Display auf einem Smartphone."

Xiaomi hatte im Oktober ebenfalls eine klare Botschaft an die Käufer. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter bewarb der Konzern das Smartphone Mi10t Pro mit den Worten: "Keine Sorge, wir haben mit dem #Mi10t Pro nichts aus der Verpackung gelassen. Der Satz bezieht sich auf ein kurzes Video, auf dem zu sehen ist, wie die Verpackung des neuen Smartphones geöffnet wird. Darin befindet sich, was die Box eines iPhone 12 nicht enthält: ein Ladegerät.

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Smartphones ohne Ladegerät – was steckt dahinter?

Erst machen sich Samsung und Xiaomi über Apple lustig, dann eifern sie dem Konkurrenten nach – für eine klare Linie und eine Haltung spricht das nicht gerade. Auch leidet unter dem Zickzackkurs die Glaubwürdigkeit der Hersteller. Doch offenbar nehmen sie diese Opfer in Kauf, um einen womöglich noch höheren Preis zu vermeiden. Denn Apple verkauft seine Entscheidung mit einem Argument, das heute gerngesehen und daher auch verkaufsfördernd ist: Die Einsparung des Netzteils und übrigens des ebenfalls immer mitgelieferten EarPods soll der Umwelt zugutekommen.

Zitat Apple: "Dadurch können wir die Verpackung reduzieren und mehr Kartons pro Lieferung bedeuten weniger Lieferungen insgesamt." Zudem will der Konzern seine Fertigungspartner "auf erneuerbare Energie umgestellt" haben. Auf diese Weise könne man die CO2-Emissionen insgesamt um zwei Millionen Tonnen im Jahr reduzieren.

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Was Apple nicht erwähnt, aber ebenfalls mit dem Verweis auf den Umweltschutz gerechtfertigt werden kann: Durch das Weglassen der Komponenten entsteht weniger Elektroschrott. Das Argument führt auch Xiaomi ins Feld. Im obigen Zitat des Konzernchefs klingt die Motivation schon an. Weiter in dem Weibo-Posting heißt es: "Heutzutage hat jeder eine Menge ungenutzter Ladegeräte.

Das stellt sowohl für Sie als auch für die Umwelt eine Belastung dar." Jun räumt ein, dass "diese Entscheidung möglicherweise nicht verstanden wird". Doch wiegt das Ideal des Umweltschutzes offenbar mehr. Denn: "Gibt es eine bessere Lösung zwischen Industriepraxis und Umweltschutz?"

Go green concept, man in nature holding smartphone with go green text and recycle symbol
Immer mehr Hersteller wollen Smartphone ohne Ladegeräte ausliefern. Das soll dem Umweltschutz dienen. Ist das Argument glaubwürdig? (Symbolbild: Getty Images)

Kehrseite der Medaille

Was als Mittel zum Schutz der Umwelt verkauft wird, hat allerdings auch eine Seite, die bei der Vermarktung nicht erwähnt wird – weder von Apple noch von Samsung und Xiaomi. Die Einsparung von Hardware reduziert nicht nur CO2-Emissionen, sie erhöht zugleich die Rendite der Unternehmen. Erstens sparen sie dadurch Kosten ein. Es werden schließlich weniger Komponenten produziert.

Und weil die Teile in der Verpackung fehlen, fällt diese insgesamt kompakter aus, was wiederum die Ausgaben für den Transport senkt. Zweitens kurbelt die Komponenten-Einsparung den Umsatz an. Die Käufer sind so unter Umständen gezwungen, ein zusätzliches Gerät zu kaufen. Das macht ihn um den entsprechenden Betrag ärmer und den Hersteller um die gleiche Summe reicher.

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Wie sind die Entscheidungen von Apple und Co. vor diesen Hintergründen daher wirklich zu bewerten? Wollen die Konzerne mit diesem Schritt tatsächlich die Umwelt retten? Oder geht es ihnen letztlich doch ums Geschäft? Wir schlagen uns auf eine Seite und behaupten: Gerne wollen wir ihnen glauben, dass sie ökologisch Gutes im Sinn haben. Wenn nur nicht die Praxis den Worten Lügen strafen würde. Weniger Elektroschrott? Von wegen, wo doch die Hersteller immer leistungsfähigere Charger produzieren, die die Verbraucher natürlich gerne haben wollen.

Also werden die Teile mit jedem neuen Smartphone-Modell gekauft und ausgeliefert – was wiederum mehr Verpackungsmüll verursacht. Und setzt die Smartphone-Industrie nicht neuerdings auf das kabellose Ladeverfahren? Sollte diese Technologie tatsächlich das nächste große Ding werden, könnte sie kaum ökologisch begründet werden, ist sie doch – wie es heißt – weniger effizient als das Laden mit Kabel.

Wollen Apple, Xiaomi und Co. die Welt also wirklich zu einem besseren Ort machen? Ein Rest Skepsis bleibt.

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