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Der schwierige Job der Corona-Task-Force: Eiertanz um Trumps Aussagen

Donald Trump verharmlost das Coronavirus immer wieder. Damit bringt er seine eigenen Berater ziemlich in die Bredouille, wie nun FDA-Chef Stephen Hahn in einem TV-Interview.

Dr. Stephen Hahn beim täglichen Coronavirus-Task-Force-Briefing. Hinter ihm sein Chef, dessen Ansichten er verteidigen muss. (Bild: REUTERS/Jonathan Ernst)
Dr. Stephen Hahn beim täglichen Coronavirus-Task-Force-Briefing. Hinter ihm sein Chef, dessen Ansichten er verteidigen muss. (Bild: REUTERS/Jonathan Ernst)

Mit seinen wissenschaftlich nicht weiter belegten Behauptungen bringt US-Präsident Donald Trump sein Beraterteam immer wieder in schwierige Situationen. Am 4. Juli hielt Trump eine Rede zum Unabhängigkeitstag bei einer Veranstaltung vor dem Weißen Haus. Auch hier war die Corona-Pandemie natürlich Thema. Schließlich haben die USA mit über 130.000 Toten die höchsten Opferzahlen zu beklagen. Doch Donald Trump spielt das Covid-19-Virus weiterhin herunter. In seiner Rede am Samstag sagte er sogar, dass 99 Prozent der Corona-Infektionen völlig harmlos verliefen.

Diese steile These müssen dann in der Folge seine eigenen Gesundheitsexperten gegenüber den Medien vertreten. Genau so erging es Stephen Hahn, dem Chef der Food and Drugs Administration (FDA). Als solcher ist Hahn Teil der Task-Force, die sich um die Bekämpfung der Corona-Pandemie kümmern soll. Im Interview mit dem US-amerikanischen Nachrichtensender CNN geriet der Experte nun ziemlich schnell ins Schwimmen. Denn die Reporterin Dana Bash stellte die Aussagen Trumps direkt in Frage. Sie hätten keinen einzigen Gesundheitsexperten gefunden, der bestätigen könne, dass 99 Prozent der Fälle harmlos seien. “Können Sie das?”, fragte Bash ihren Gast zum Einstieg in das Interview. Von da an begann ein beispielloser Eiertanz, in dem Hahn versuchte, seine medizinische Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel zu setzen, während er versuchte, seinem Chef nicht direkt zu widersprechen.

Bash fragt weiter nach: “Wenn die Menschen den Präsidenten so etwas sagen hören, werden sie sich anders verhalten, nicht mehr so vorsichtig sein und andere infizieren. Wie fühlt sich das für Sie an als Mitglied der Task Force?” Man wisse nur, dass die Fallzahlen in den USA weiter stark ansteigen, “über die Ursachen spekuliere ich nicht”, so Hahn. Er verweist immer wieder auf die Empfehlungen der Gesundheitsbehörde. Auch, als die Reporterin weiter nachhakt, ihn mit Zahlen konfrontiert, windet sich der Task-Force-Experte heraus. Man müsse die Lage ernst nehmen, mehr ist ihm nicht zu entlocken. Bash fragt noch einmal direkt: “Liegt der Präsident hier falsch?” Doch Hahn lässt sich nicht festnageln, er werde nicht darüber sprechen, wer recht habe und wer nicht.

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Hahn empfiehlt Masken

In einem Punkt widerspricht Hahn Donald Trump dann aber doch. Wiederholt weist er darauf hin, dass er das Tragen von Masken dringend empfiehlt. Trump und sein Vize Mike Pence waren in der Öffentlichkeit so gut wie nie mit einer Schutzmaske aufgetreten. Auch auf den Massenveranstaltungen, die Trump einberief, um seinen Wahlkampf einzuläuten, galt für seine Anhänger keine Maskenpflicht. Erst für seinen kommenden Auftritt in New Hampshire empfahl sein Team nun das Tragen von Masken.

Warum sich Hahn nicht deutlicher von den nachweislich falschen Aussagen Donald Trumps distanziert, dürfte auf der Hand liegen. Wer dem US-Präsidenten widerspricht, läuft schnell Gefahr, seinen Job zu verlieren. Das betrifft auch höhere Dienstgrade wie zuletzt den Chef der internen Kontrollbehörde im Außenministerium, Steve Linick, und den Generalinspekteur der Geheimdienste, Michael Atkinson. Lediglich der bei den US-Amerikanern sehr beliebte Gesundheitsexperte Anthony Fauci traut sich einigermaßen offene Kritik zu, ohne dadurch bisher seinen Job verloren zu haben.

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