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Erschreckendes Video: Düsseldorfer Polizist kniet auf Jugendlichem

Auf Twitter kursiert derzeit ein Video aus Düsseldorf, auf dem zu sehen ist, wie ein Polizist auf dem Hals eines 15-Jährigen kniet. Es erinnert stark an den Vorfall aus Minneapolis, bei dem der US-Amerikaner George Floyd ums Leben kam. Das Video zeigt aber nicht den ganzen Vorfall.

Female police officer keeps her hand on her weapon. Polizei is the german word for police
Das Video einer Verhaftung in Düsseldorf erhitzt derzeit die Gemüter. (Symbolbild: Getty Images)

Die Szenen wirken wie ein Déjà-vu und erinnern an die schreckliche Festnahme in Minneapolis, in Folge dessen der US-Amerikaner George Floyd ums Leben kam. Doch diese Szenen spielten sich nicht in Minneapolis ab, auch in keiner anderen US-amerikanischen Metropole, sondern quasi direkt vor unserer Haustür – in Düsseldorf.

Zu sehen ist ein Polizist, der einen festgenommenen 15-Jährigen zu Boden drückt und auf dessen Hals kniet. Außenstehende fordern den Beamten auf, damit aufzuhören und das Knie wegzunehmen. Die Szenen des 28-Sekunden-Videos, welches am Wochenende aufgenommen wurde und derzeit viral geht, sind eine 1:1-Kopie des schrecklichen Vorfalls in Minneapolis, der wochenlange Protestaktionen der #BlackLivesMatter-Bewegung zur Folge hatte.

Das Video – von einem Augenzeugen aufgenommen – zeigt einen 15-Jährigen gefesselt am Boden liegen, ein Polizist – größer und stärker als der Teenager – sitzt auf seinem Oberkörper, den linken Arm des Teenagers fest im Griff. Ausreichende Maßnahmen, um einen widerspenstigen Jugendlichen am Boden zu fixieren – sollte man meinen. Doch ein zweiter Polizist setzt sein Knie auf den Hals des jungen Mannes und erweckt damit die Erinnerungen an die brutale Festnahme von George Floyd, der dabei auf tragische Weise ums Leben kam. Im Hintergrund ist die Stimme eines Mannes zu hören, der dem Beamten "Hol' man dein Knie runter ... Bruder, das ist nicht lustig" zuruft.

Doch wie konnte es in Düsseldorf zu diesen Szenen kommen? Handelt es sich um einen weiteren Fall unnötig brutaler Polizeigewalt? Wie die Polizei der dpa bestätigte, sollen die Beamten am Samstagabend wegen zehn Randalierern zu einem Schnellrestaurant gerufen worden sein.

15-Jähriger beleidigt und attackiert Polizeibeamte

Der 15-Jährige, der im Video am Boden liegend zu sehen ist und offenbar nichts mit dem eigentlichen Einsatz zu tun hatte, soll während der Maßnahmen gegen die Randalierer die Polizisten zunächst beleidigt haben (laut Ermittlerkreisen soll u.a. das Wort "Hurensöhne" gefallen sein), im weiteren Verlauf soll er zunächst Faustschläge angedeutet und schließlich einen der Beamten körperlich attackiert haben. Diese Szenen sind jedoch auf dem Video nicht zu sehen, es setzt erst ein, als die Beamten den jugendlichen Störenfried am Boden fixiert haben.

Laut Staatsanwaltschaft wird gegen den Beamten nun wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt ermittelt. Als eine der ersten Maßnahmen wurde der Polizist in den Innendienst versetzt.

Gegen den 15-Jährigen liegen ebenfalls mehrere Anzeigen vor – wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, Beleidigung und tätlichen Angriffs.

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Aus Gründen der Neutralität wurden die Ermittlungen von der Polizei Duisburg in Zusammenarbeit mit der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft übernommen.

Bisherigen Erkenntnissen zufolge sei bei dem Vorfall weder der 15-Jährige, noch der attackierte Beamte verletzt worden.

NRW-Innenminister zeigt sich zunächst erschrocken

Auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zeigte sich im ersten Moment von den Szenen erschrocken, erklärte aber nach weiteren Informationen über den Vorfall, dass Knie und Schienbein auf Ohr und Schädel des jungen Mannes durch die Einsatzvorgaben der Landespolizei durchaus abgedeckt gewesen wären. Wegen der Verletzungsgefahr sei aber das Knien auf dem Hals nicht erlaubt. Wie es dazu kommen konnte, müsse daher "objektiv geklärt werden", so Reul.

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"Ich will den Einsatz am Samstagabend in keiner Weise rechtfertigen, ich will ihn aber auch nicht vorschnell verurteilen", sagte Reul zur dpa. "Körperliche Gewalt durch Polizisten sei keineswegs per se rechtswidrig, wie manche glaubten, sondern oft angebracht, zulässig und zwingend erforderlich", so Reul.

Der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Michael Mertens, stellte sich im Düsseldorfer Vorfall teils hinter die Beamten: “Polizeiliches Handeln ist rechtsstaatlich überprüfbar - und niemand darf vorverurteilt werden. So muss auch der ganze Sachverhalt rechtsstaatlich untersucht werden. Und nicht nur anhand einer kurzen Videosequenz beurteilt werden.”

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