Fisch mit "Menschengesicht" aufgetaucht

In China ist ein Fisch mit ungewöhnlicher Musterung aufgetaucht: Vom Hinterkopf des Tieres blickt ein kleines menschliches Gesicht nach oben, mit Mund, Nase und Augen - so scheint es zumindest.

Das „Gesicht“ scheint durch das Wasser zu schweben, die Augen starr über dunklen Nasenlöchern, der Schädel hell. Es nähert sich der Oberfläche, dann öffnet sich der Mund und schnappt zu. Die auf den ersten Blick gespenstische Erscheinung entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein Fisch mit ungewöhnlicher Musterung: Auf dem Hinterkopf des goldenen Tieres erinnert die schwarze Musterung stark an ein Menschengesicht mit Augen, Nase, Mund. Am 5. November wurde das Tier, laut der Website IFLScience aus der Familie der Karpfen, in China gefilmt, wie es an einer Böschung nach Nahrung suchte.

Cyprinus carpio, wie der wissenschaftliche Name für Karpfen lautet, kann eine Vielzahl von Farben und Mustern entwickeln – darunter auch Gold und Schwarz. In der Wildnis wurde bereits ein Spektrum von dunklem Olivgrün bis zu hellem Silber dokumentiert. Das ist auch der Hauptgrund, wieso die Fische gefangen und gezüchtet werden, schreibt das „New South Wales Department of Primary Industries“.

Wieso sehen wir Menschen, wo keine sind?

Stellt sich nun aber die Frage: Wieso sehen Menschen menschliche Gesichter, wo überhaupt keine sind? IFLScience erklärt, dass es sich dabei um Anthropomorphismus handle – der sogenannten Vermenschlichung. Diese Zusprechung menschlicher Gestalt und menschlichen Verhaltens gebe es für Tiere und auch Objekte. Das liege an unserer angeborenen Verbindung zur Natur. Studien hätten dazu gezeigt, dass schon Babys instinktiv mehr an Tieren interessiert seien, als an Gegenständen oder Objekten und ihre ersten Sprechversuche oft wie Tiernamen und Tierlaute klängen.

In den Kommentaren unter dem IFLScience-Artikel findet sich aber noch ein anderes Phänomen zur Begründung: „Pareidolie“. „Deutschlandfunk Nova“ hat darüber ein Interview mit dem Neurowissenschaftler Henning Beck geführt. Der Experte sagt, dass unser Überleben schon immer davon abgehängt habe, Gesichter und damit Freund oder Feind, gute oder schlechte Absichten und Trauer oder Freude zu erkennen. Pareidolie sei damit eine der ureigensten Funktionen im Gehirn. Sobald wir „ein Muster sehen, das wesentliche Punkte eines Gesichts enthält“, würden wir auch ein Gesicht erkennen – egal ob in Wolkenformationen, Autoscheinwerfern oder Toastbrot. Dafür gebe es eigens eine Hirnregion, die dafür zuständig sei, Gesichter zu erkennen. Sie springe bereits bei groben Mustern an.

Erwarten wir Gesichter, sehen wir auch welche

Beck hat nicht zufällig das Beispiel des Toastbrots angeführt. Denn im Jahr 2014 hat der Neurowissenschaftler Kang Lee den Nachweis für Pareidolie erbracht und dazu folgende Studie veröffentlicht: „Seeing Jesus in the Toast“, in etwa: Jesus in einem Toast erkennen. Lee hat damals auch festgestellt, wie „Deutschlandfunk Nova“ schreibt, dass die aktiven Hirnregionen bei der Gesichtserkennung auch für „Erwartungen zuständig sind“. Deshalb würden wir auch einfacher Gesichter sehen, wenn wir diese erwarteten.