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"Hier geht eine Branche kaputt, und die Politik guckt zu": Kabarettist spricht bei "Hart aber fair" Klartext

Mit seinem satirischen Auftritt auf einer "Querdenker"-Demo gegen die Corona-Maßnahmen sorgte Florian Schroeder kürzlich für Aufsehen. In der ARD-Talkshow "Hart aber fair" sprach der Kabarettist nun über seine Erfahrungen und die derzeitige Lage der Kulturbranche.

"Guten Tag, mein Name ist Schroeder, ich komme aus dem Mainstream ... " - Mit diesen denkwürdigen Worten begann der Auftritt des Satirikers Florian Schroeder auf einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Stuttgart vor gut einer Woche. Die selbsternannten "Querdenker" hatten ihn zu einem Redebeitrag eingeladen. Doch statt Kritik am System äußerte Schroeder dort Kritik an den Demonstranten selbst. Das Video, das seinen Beitrag dokumentierte, wurde zum Internethit und inzwischen mehrere Zehntausende Male geklickt, geliked und geteilt. In der ersten Ausgabe der ARD-Talkshow "Hart aber fair" nach der Sommerpause hat der Kabarettist nun über seine Erfahrungen bei der Demonstration gesprochen.

Wie es nach dem Auftritt gewesen sei, wollte Moderator Frank Plasberg von seinem Gast wissen. "Es war eine Mischung aus frustrierten, enttäuschten und leicht wütenden Blicken, aus denen ich rauslas: 'Verdammt, das hätten wir doch merken müssen!", erinnerte sich Schroeder. Allgemein sei es aber friedlich gewesen, obwohl er zum Schutz Securities dabei gehabt hätte. Plasberg hakte nach: "Hatten Sie den Eindruck, dass es auch ein paar gab, die Sie gedanklich erreicht haben?" Schroeder bejahte. "Ich sehe meine Aufgabe ähnlich, wie wenn ich in einer Halle, einem Theater mein Programm spiele: Nämlich Auftritt zu machen. Es ist eine Performance und kein Stuhlkreis", erklärte er weiter und betonte: "Ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass das Publikum dort gespaltener reagiert hat, als ich in meinem Kopf gedacht hab."

Tatsächlich gingen zu der Demo "sehr viele, sehr unterschiedliche Leute", will Schroeder beobachtet haben. Die Wortschöpfung "Covidioten" treffe, seiner Einschätzung nach, nur auf einen Teil der Teilnehmer zu. Daneben gebe es auch solche, die einfach nur zweifeln, und solche, die sich das Ganze einmal anschauen wollten. "Die Demonstranten einfach als Corona-Leugner und Irre abzutun, spaltet die Gesellschaft weiter. Wir müssen mit ihnen reden. Ich habe ihnen zum Beispiel gesagt, dass Masken helfen und Maske abziehen verantwortungslos ist", so hatte es Schroeder bereits an einem früheren Punkt der Sendung gefordert.

"Hier geht eine Branche kaputt von Kino bis Theater, und die Politik guckt zu"

Neben seinen Erfahrungen auf der Corona-Demo sprach der Kabarettist aber auch über die momentane Lage der Kulturbranche. Diese sei "entsetzlich". Der 40-Jährige erklärte: "Das Drama liegt jetzt darin, dass privatwirtschaftlich geführte Veranstalter ganz unterschiedlicher Couleur von Konzertveranstaltern bis hin zu Theatern, die häufig nicht subventioniert sind, sich irgendwelche Konzepte aus dem Ärmel zu leiern." Er fuhr fort: "Wenn sie 20 Prozent Auslastung in einem Saal haben - und das ist im Moment die Realität - damit können sie nicht kostendeckend arbeiten! Das ist ein Drama!" Er finde es "entsetzlich, wie die Politik mit dem ganzen Kulturbereich" umgehe. Dieser habe nach wie vor keine Präsenz: "Jede Demo, wo 30 Leute ohne Maske sagen: 'Corona gibt's nicht' kriegt mehr Beachtung als jede Großdemonstration der Kulturbranche", beschwerte sich Schroeder.

Er fuhr fort: "Es wird das Kurzarbeitergeld verlängert, aber hier nichts, null! Das ist ein politischer Skandal für ein Land, das sich sonst das Land der Dichter und Denker nennt." Am Ende kam er zu dem Schluss: "Hier geht eine Branche kaputt von Kino bis Theater, und die Politik guckt zu." Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher erwiderte, man beginne bereits langsam wieder zu lockern. Gleichzeitig betonte er: "Bei allen Folgen in der Kultur hilft es weder der Kultur noch dem Rest der Wirtschaft, wenn wir unvorsichtig sind."