Grippe oder Coronavirus? Das sind die bedeutenden Unterschiede

Das Coronavirus stürzt die Welt in eine Krise und beim kleinsten Husten oder Niesen fragen sich die Menschen nun: Habe ich mich mit dem Coronavirus angesteckt oder ist es doch eine Grippe? Neben ähnlichen Symptomen wie Fieber oder Husten gibt es aber auch gravierende Unterschiede. Ein Überblick.

A medical employee presents a smear taken at a special corona test center for public service employees such as police officers, nurses and firefighters during a media presentation as the spread of the coronavirus disease (COVID-19) continues, in Munich, Germany, March 23, 2020. REUTERS/Andreas Gebert
Das Coronavirus hält die Welt in Atem (Bild: Reuters)

Als die Corona-Pandemie begann, zogen viele Vergleiche zu herkömmlichen Grippeviren, die angeblich gefährlicher seien als Sars-Cov-2. Tatsächlich handelt es sich in beiden Fällen um Erreger, die den Mund-Rachen-Raum befallen und überwiegend durch Tröpfcheninfektion – etwa beim Husten oder Sprechen – übertragen werden. Beide Infektionen können tödlich verlaufen. Die Symptome bei der klassischen Influenza und beim Coronavirus sind in der Tat sehr ähnlich und häufig nur schwer voneinander zu unterscheiden. Und dennoch gibt es gravierende Unterschiede zwischen der Grippe und Covid-19, wie die Krankheit heißt, die durch das Coronavirus ausgelöst wird. Allen voran die Todeszahlen:

Dem Robert-Koch-Institut zufolge haben sich inzwischen 57.298 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, 455 sind bereits daran gestorben. Laut dem Grippe-Monitor der Funke-Mediengruppe wurden bisher 165.036 bestätigte Grippe-Fälle gemeldet und insgesamt 265 Todesfälle in Verbindung mit der aktuellen Grippewelle nachgewiesen. Die aktuelle Grippe-Saison geht aber vom 30.9.2019 bis zum 17.5.2020.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nennt die wichtigsten Unterschiede zwischen dem Coronavirus und Influenza:

Gegen das Coronavirus gibt es keine Impfung

"Zwar gibt es bereits eine Reihe klinischer Tests von Medikamenten in China, und es sind mehr als 20 Impfstoffe gegen Covid-19 in der Entwicklung, bisher aber gibt es keine zugelassenen Impfstoffe oder Therapien für Covid-19", so die WHO. Bei Influenza sieht es anders aus: Es gibt sowohl Impfungen, die davor schützen sollen, als auch zugelassene antivirale Medikamente.

Ansteckungsrate bei Covid-19 höher als bei Influenza

In erster Linie besteht keine Immunität des Menschen gegen das Coronavirus, weil es neu ist. Doch nicht nur deshalb ist der Erreger so gefährlich. Die Wahrscheinlichkeit sich anzustecken, ist bei Covid-19 höher als bei der Grippe, da sich das Virus auch im Rachenraum verbreitet. Dadurch ist der Ansteckungsweg deutlich kürzer, als wenn der Erreger erst aus der einen Lunge heraus in die Lunge eines anderen Menschen gelangen muss.

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Nach WHO-Daten wird das neue Coronavirus Sars-CoV-2 von einem Infizierten im Mittel an zwei bis zweieinhalb weitere Menschen weitergegeben - und damit an mehr als bei Influenza. Wegen der unsicheren Datenlage und verschiedenen den Wert beeinflussenden Effekten sei ein Vergleich bei diesem Aspekt aber nur eingeschränkt möglich, heißt es von Seiten der WHO.

Kürzere Inkubationszeit bei Grippe

Influenza kann sich laut WHO rascher verbreiten als Covid-19, da sich bereits nach drei Tagen erste Symptome zeigen können. Zudem erfolgten die Ansteckungen in den Infektionsketten schneller aufeinander. Beim Coronavirus liege die Zeit zwischen Ansteckung und der Ausprägung erster Symptome bei etwa fünf bis sechs Tagen.

Unterschiedliche Risikogruppen

Besonders Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen und geschwächtem Immunsystem gelten beim Coronavirus als Risikogruppe Nummer eins. Nach derzeitigem Wissenstand gehören Kinder und Schwangere nicht dazu. Anders ist das bei Influenza. Die Grippe kann sich bei allen genannten Zielgruppen gefährlich entwickeln.

Kinder von Influenza stärker betroffen

Im Bezug auf Kinder gibt es laut WHO erhebliche Unterschiede: "Kinder sind bedeutsame Treiber für die Übertragung von Influenzaviren in der Gemeinschaft.” Erste Auswertungen beim Coronavirus zeigten dagegen, dass Kinder nur selten Symptome entwickeln und seltener an Covid-19 erkranken als Erwachsene. Das lässt darauf schließen, dass sich Kinder vor allem bei Erwachsenen anstecken, Erwachsene bei Kindern aber kaum.

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Schwere Krankheitsverläufe bei Covid-19 häufiger

Der WHO zufolge ist der Verlauf bei 15 Prozent der Infizierten so schwer, dass eine zusätzliche Versorgung mit Sauerstoff nötig wird. Bei 5 Prozent der Infizierten ist demnach künstliche Beatmung nötig.

Auch Lothar Wiele, der Chef des Robert-Koch-Instituts, warnte davor, die Gefährlichkeit des Coronavirus mit derjenigen der Grippe zu vergleichen. Die Grippe sei zwar gefährlich, die sogenannte Krankheitslast des Coronavirus aber viel höher. Der neue Erreger übertrage sich viel leichter und führe insbesondere in den Risikogruppen zu sehr viel mehr schweren Verläufen und Todesfällen.

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