Infoveranstaltung der Stadt: Angst vor geplantem Drogenkonsumraum am Neumarkt

Sorgen und Wut bei Anwohnern und Geschäftsleuten – Experten heben Nutzen hervor.

Die Zeit reichte bei weitem nicht aus, um all die Fragen und Ängste, aber auch die Wut von Anwohnern und Geschäftsleuten angesichts der massiven Drogenproblematik rund um den Neumarkt zum Ausdruck zu bringen. Mehr als hundert Bürger waren der ersten Informationsveranstaltung der Stadt zu dem am Neumarkt geplanten Drogenkonsumraum gefolgt – und die wollten zunächst einmal Dampf ablassen. Als der Sozialdezernent Harald Rau um Punkt 21 Uhr die Veranstaltung in der Stadtbibliothek abrupt beendete, blieben viele Fragen unbeantwortet, zahlreiche Bürger waren gar nicht erst zu Wort gekommen und fühlten sich abgewürgt. Dabei hatte die Verwaltung die Voraussetzungen für eine tiefergehende Diskussion durchaus geschaffen. Mit neun Experten – von Polizei, Sozialdezernat, Gesundheits- und Ordnungsamt, vom SKM, der den Konsumraum am Hauptbahnhof betreibt, bis zu einem Vertreter der Drogenhilfe Düsseldorf – war das Podium der Brisanz angemessen besetzt. Und dass „Köln am Neumarkt ein dickes Problem hat“, wie Rau sagte, konnte jeder an diesem Montagabend selbst in Augenschein nehmen: Das Mäuerchen am Eingang zur Bücherei von der Drogenszene belagert, eine Frau mit heruntergezogener Hose und offenkundig nicht Herr ihrer Sinne, die an der Hauswand lehnte. Normalzustand im Josef-Haubrich-Hof. Drohung, Schlägerei und Angst Museen und Volkshochschule leiden seit Jahren unter den Süchtigen, die sich in den Abgängen zum Parkhaus einen Schuss setzen, Müll hinterlassen oder ihre Notdurft verrichten. Alltägliche Erfahrung auch für die Geschäftsleute und Anwohner des angrenzenden Wohngebiets, die sich von der Stadt im Stich gelassen fühlen. „Ich bin schon oft bedroht worden. Viele meiner Mitmieter sind in den letzten Jahren ausgezogen.“, schilderte Anwohner Guido Köhler die Lage. „Wir haben Schlägereien im Laden, zwei meiner Angestellten haben gekündigt, weil sie Angst haben, abends mit der Bahn zu fahren“, berichtete Walter Schuch, Inhaber des Sanitätshauses Stortz. Und jetzt auch noch ein Drogenkonsumraum in diesem ohnehin stark belasteten Gebiet, wo es bereits eine Substitutionsambulanz gibt? Noch dazu an einem der belebtesten Plätze Köln, dem Tor zum Handelszentrum der Stadt? Viele befürchten, dass durch ein solches Angebot die Szene erst recht angezogen wird. „Die Beschaffungskriminalität wird noch mehr steigen“, befürchtet ein Anwohner und fragt: „Was tun sie, um uns Bürger zu schützen?“ „Wie steht es mit der Sicherheit abends und an den Wochenenden, wenn das Drogenhilfeangebot geschlossen ist“, fragte Heinrich Remagen von der IG Neumarkt. Die Stadt sei gut beraten, genau auszurechnen, was es kostet, den Bereich rund um die Uhr mit Ordnungsdienst, Polizei und AWB zu überwachen. „Dass das gelingt, daran habe ich meine Zweifel“, bemerkte Anwohnerin Brigitte Schallenberg. Polizei allein wird nicht Herr der Lage Behördenvertreter und Fachleute der Suchthilfeträger hatten Mühe, mit ihren Argumenten durchzudringen: Dass es keine Alternative zu einem Konsumraum direkt am Neumarkt gebe, weil ein ähnliches Angebot in Deutz wegen der Entfernung scheiterte, wie Gesundheitsamtsleiterin Anne Bunte ausführte. Dass das geplante Angebot mit Café und Beratung die Süchtigen von der Straße hole und zur Befriedung führen werde, wie Sozialdezernent Rau betonte. Dass keine Sogwirkung eingetreten sei und man ein gutes Verhältnis zu den Anwohnern habe, wie ein Vertreter der Düsseldorfer Drogenhilfe aus seiner zehnjährigen Erfahrung berichtete. Dass die Polizei allein der Lage nicht Herr wird, wie Polizeidirektor Peter Römers gestand. „Unsere ständigen Platzverweise sind ein stumpfes Schwert und führen höchstens zur Verdrängung. Wir brauchen dringend einen Ort, wo wir die Menschen hinschicken können.“...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta