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Kanzleramtsminister: Höhepunkt der Krise kommt erst

Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) schaut vor allem auf die Verdoppelungszeiten bei der Infektionszahl.
Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) schaut vor allem auf die Verdoppelungszeiten bei der Infektionszahl.

Wann könnten die Menschen zum Alltag zurückkehren? Kanzleramtsminister Helge Braun macht deutlich: Aus medizinischer Sicht steht Deutschland die größte Herausforderung noch bevor.

Berlin (dpa) - Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) hat mit Blick auf die Corona-Pandemie betont, dass der Höhepunkt der Krise in Deutschland noch bevorstehe.

Es sei nun die Aufgabe der Bundesregierung, «uns für unsere Bevölkerung auf den schwierigsten Teil dieser Krise vorzubereiten», sagte Braun der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». «Die Zeit mit den höchsten Infektionszahlen liegt noch vor uns.» Vor Beginn der momentanen Einschränkungen habe es eine «Verdoppelung alle drei Tage» gegeben. Damit das Gesundheitswesen nicht überfordert werde, seien Verdopplungszeiten von deutlich mehr als zehn Tagen nötig. «Wahrscheinlich sogar eher zwölf oder vierzehn Tage.»

Mit Blick auf wegen der Corona-Pandemie geschlossene Schulen sagte Braun, die Vorstellung, dass sich Kinder «auf dem Schulhof zu 100 Prozent nach unseren Abstandsvorschriften verhalten, ist nicht sehr realistisch». Kämen sie dann nach Hause, träfen sie vielleicht auf ihre Großeltern. «Dann können schnell Infektionsketten entstehen.»

Zur Situation der Wirtschaft sagte der Kanzleramtsminister: «Die Vorstellung, dass wir in Deutschland vielleicht bald manche Kranke nicht mehr versorgen können, weil die Zahl der Infektionen hochschießt, ist so schwerwiegend, dass ich sage: Das Wichtigste ist zunächst, dass wir das vermeiden. Dahinter steht die Wirtschaft erst mal einen großen Schritt zurück.»

Die Vizechefin der FDP-Bundestagsfraktion, Katja Suding, sagte dem «Spiegel», die Bundesregierung müsse schnell eine Ausstiegsstrategie vorlegen. Angesichts der drastischen Maßnahmen kritisierte sie, die Kommunikation der Regierung sei nicht klar genug, «das geht besser».

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hielt in dem Nachrichtenmagazin dagegen: «Als Politiker sollten wir jetzt nicht lamentieren, sondern den Bürgern die harten, aber notwendigen Maßnahmen erklären», sagte er. «Wer weiß, ob sie nicht sogar noch verschärft werden müssen.»

Von der Deutschen Stiftung Patientenschutz hieß es, eine Ausstiegsstrategie sei sinnvoll. «Daher gilt es, die Altenheime in Deutschland krisenfest zu machen», erklärte Vorstand Eugen Brysch am Sonntag. Doch es fehle noch immer der Grundschutz vor dem Virus. «Ketteninfektionen unter Altenheimbewohnern und Pflegekräften können nur vermieden werden, wenn Testungen, Quarantäne, Versorgung und medizinisch-pflegerische Hilfe lückenlos stehen. Hier reichen die Anstrengungen von Bund, Ländern und Gemeinden bei weitem nicht aus.»