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Kardinal Woelki bleibt im Amt - aber mehrmonatige Auszeit

Kardinal Woelki bei einer Pressekonferenz zum Bericht über Missbrauch im Bistum Köln im März (Bild: Oliver Berg/Pool via REUTERS)
Kardinal Woelki bei einer Pressekonferenz zum Bericht über Missbrauch im Bistum Köln im März (Bild: Oliver Berg/Pool via REUTERS)

Lange war das Schicksal des Kölner Kardinals Woelki in der Schwebe. Jetzt gibt es eine Entscheidung des Papstes - die prompt sehr viel Kritik nach sich zieht.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bleibt im Amt, nimmt aber eine knapp fünfmonatige Auszeit. Diese Entscheidung von Papst Franziskus teilte die Apostolische Nuntiatur am Freitag in Berlin mit. Das Rücktrittsangebot der beiden Kölner Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff schlug der Papst aus.

Der Vatikan nahm den Kardinal in der Erklärung gegen den Vorwurf in Schutz, Defizite bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch vertuscht zu haben. Allerdings hieß es auch: "Dennoch hat Kardinal Woelki in der Herangehensweise an die Frage der Aufarbeitung insgesamt, vor allem auf der Ebene der Kommunikation, auch große Fehler gemacht. Das hat wesentlich dazu beigetragen, dass es im Erzbistum zu einer Vertrauenskrise gekommen ist, die viele Gläubige verstört."

Der Heilige Vater zähle auf Woelki, heißt es weiter, doch gleichzeitig sei offenkundig, dass er und das Erzbistum Köln einer Zeit des Innehaltens, der Erneuerung und der Versöhnung bedürften. Deshalb werde Woelki von Mitte Oktober bis zum 1. März eine "geistliche Auszeit" nehmen. In dieser Zeit wird das größte deutsche Bistum von dem Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser als Apostolischem Administrator geführt.

Papst ließ Fall untersuchen

Woelkis Position war unsicher geworden, nachdem der Papst Ende Mai angekündigt hatte, zwei Bevollmächtigte zu entsenden, um die Situation in Köln zu untersuchen. Diese beiden Gesandten, der Stockholmer Kardinal Anders Arborelius und der Rotterdamer Bischof Hans van den Hende, erstellten anschließend einen Untersuchungsbericht für den Papst.

Auslöser der Krise im Erzbistum Köln war ursprünglich Woelkis Weigerung, ein von ihm selbst in Auftrag gegebenes Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsvorwürfen zu veröffentlichen. Er führte dafür rechtliche Gründe an. Im Zuge des dadurch entstandenen Streits entfremdeten sich der Kardinal und die wichtigsten Gremien des Erzbistums immer weiter voneinander. Das Verhältnis gilt mittlerweile als zerrüttet.

Woelki sagte am Freitag in einer kurzen Presse-Erklärung: "Natürlich habe ich Fehler gemacht bei der Aufarbeitung. Ich habe Fehler gemacht mit Blick auf die Kommunikation, und dafür übernehme ich selbstverständlich die Verantwortung. Das tut mir leid, das bedaure ich." Die "geistliche Auszeit" habe er dem Papst selbst vorgeschlagen, und der habe die Idee gut gefunden.

Kirchenvertreter reagieren skeptisch

In der katholischen Kirche in Deutschland wurde die Entscheidung des Papstes skeptisch bis kritisch aufgenommen. "Ich hoffe, dass der Prozess einer Aussöhnung im Erzbistum Köln anlaufen wird", kommentierte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. "Ob dies innerhalb weniger Monate zu einer grundlegend veränderten Situation führen kann, vermag ich nicht zu beurteilen."

Rom sei sichtlich darum bemüht, "Bewegung in die schwere Krisensituation" zu bringen. Wenn der Papst die Entschiedenheit von Woelkis Aufarbeitungswillen hervorhebe, treffe dies einerseits zu, andererseits lasse es viele Betroffene aber auch ratlos und verletzt zurück. "Vieles hängt jetzt davon ab, wie Kardinal Woelki die Auszeit gestalten wird. Es braucht – auch von ihm – Gesprächs- und Mediationsangebote, um Chancen und Perspektiven zu finden", mahnte Bätzing.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, reagierte mit offener Kritik. "Ich kann die vatikanische Entscheidung zum Verbleib von Kardinal Woelki im Amt nicht verstehen", teilte er mit. "Das Instrument einer Auszeit ist nicht genug. Es ist völlig unklar, was am Ende einer solchen Auszeit stehen kann, und sie ist nicht geeignet, um verloren gegangenes Vertrauen wiederherzustellen."