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"Wir müssen die schützen, die noch zögern": Karl Lauterbach gegen Ende des Corona-Ausnahmezustands

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach verdeutlicht im
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach verdeutlicht im "MOMA", was er von einem Ende der epidemischen Lage hält. (Bild: ARD)

Kann die Pandemie im November für beendet erklärt werden? Im Morgenmagazin der ARD nimmt Karl Lauterbach zu den Plänen von Gesundheitsminister Spahn Stellung und erklärt, was er von einem Lockdown für Ungeimpfte hält.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht in der Corona-Pandemie keine so große Gefahr mehr, als dass man die epidemische Lage noch aufrechterhalten müsste, und will sie auslaufen lassen. Ob dieses Vorhaben zum jetzigen Zeitpunkt angemessen und verantwortbar ist, dazu nahm SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach am Montag im "MOMA" (ARD) Stellung.

Dagegen sei er grundsätzlich nicht, erklärt Lauterbach auf die Frage von Moderator Michael Strempel, allerdings finde er es zum gegenwärtigen Zeitpunkt schwierig, den Ausnahmezustand für beendet zu erklären. Die Entscheidung dafür stehe erst am 25. November an und werde vom Bundestag getroffen. "Das heißt, der scheidende Gesundheitsminister macht hier eine Vorgabe, die uns die Arbeit nicht leichter macht, denn wir wissen ja nicht, was in den nächsten Wochen passiert", so der Gesundheitsexperte.

"Wir haben derzeit steigende Fallzahlen, wir haben steigende Hospitalisierungsraten, wir haben auch wieder steigende Zahlen in den Intensivstationen - und die Impfrate stagniert." Somit sei es im Moment ein schwieriger Zeitpunkt zu sagen, die Epidemie sei zu Ende. "Das wird auch der Bürger nicht verstehen." Einerseits müsse man die Bevölkerung mit der Notwendigkeit konfrontieren, Maßnahmen zu verlängern. Wenn man gleichzeitig sage, "die epidemische Lage ist nicht mehr notfallbedürftig", wirke das widersprüchlich.

Karl Lauterbach warnt vor steigenden Fallzahlen

Strempel weist darauf hin, dass inzwischen alle Bürgerinnen und Bürger die Chance bekommen hätten, sich durch eine Impfung zu schützen. Alles andere sei nun ein Risiko, mit dem die Gesellschaft leben müsse, ein Ausnahmezustand sei dadurch nicht mehr notwendig.

Dem kann Lauterbach nicht zustimmen. "Wenn wir jetzt tatsächlich nicht nur die epidemische Lage für beendet erklären würden, sondern wir würden auch die Maßnahmen zurücknehmen, dann würden natürlich die Fallzahlen, die ja jetzt schon steigen, sehr deutlich steigen." Das würde auch bedeuten, dass alle, die sich nun infizieren, selbst schuld seien, da sie ja ausreichend Möglichkeit gehabt hätten, sich zu schützen. Doch das stimme so nicht.

"Dann kann man auch gleich die Impfpflicht einführen ..."

Denn: "Wir haben nicht für jeden eine Impfung, wir haben zum Beispiel für die jüngeren Kinder noch keine Impfung." Des Weiteren müsse man als Gesundheitsminister auch die Menschen schützen, die einfach länger brauchen, um sich zu entscheiden. "Ich kann nicht sagen, ihr hattet die Möglichkeit, wenn ihr jetzt krank geworden seid, dann hättet ihr das selbst verhindern können", so Lauterbach. "Wir müssen diejenigen schützen, die noch Bedenken haben, die noch zögern mit der Impfung, die wir aber noch gewinnen können. Und in dieser Phase sind wir jetzt."

Auch einen Lockdown für Ungeimpfte, wir er beispielsweise gerade in Österreich angedacht ist, hält der Gesundheitsexperte für nicht sinnvoll. "Ich glaube das wäre eine Maßnahme, die einfach sehr schwer zu begründen wäre", erklärt er. "Dann kann man auch gleich die Impfpflicht einführen, was ich auch für falsch hielte." Das sei eine drakonische Maßnahme. "Man muss etwas machen, was möglichst wenig Einschränkungen bringt, aber funktioniert."

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