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"Nein, nein, nein!": Ministerpräsident Kretschmann schreit ZDF-Moderator an

Fünf Monate nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine liegen die Nerven in der Politik blank. Dies zeigte sich am Montagabend, als Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann im "heute journal" zu Gast war und den Moderator beim Thema AKW-Laufzeitverlängerung anschrie.

"Nein, nein, nein!": Bei einem Interview mit ZDF-"heute journal" geriet der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (links) sichtlich in Rage. Moderator Christian Sievers war verdutzt. (Bild: ZDF)
"Nein, nein, nein!": Bei einem Interview mit ZDF-"heute journal" geriet der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (links) sichtlich in Rage. Moderator Christian Sievers war verdutzt. (Bild: ZDF)

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) ist vor allem für seine ruhige, vielleicht auch leicht behäbige Sprechweise mit klar erkennbarem schwäbischen Dialekt bekannt. Bei seinem Auftritt im "heute journal" am Montagabend im ZDF riss dem 74-Jährigen aber der Geduldsfaden. Thema des Interviews mit Moderator Christian Sievers war der mögliche Weiterbetrieb von Atomkraftwerken.

"Herr Kretschmann, Sie sind ja Politprofi", leitete Sievers seine Frage ein: "Wenn Sie jetzt bei einer klaren Ablehnung von verlängerten Atomkraftlaufzeiten bei den Grünen bleiben, dann..." Weiter kam der 53-Jährige nicht, denn Kretschmann fiel ihm sichtlich erzürnt ins Wort: "Nein, nein, nein", schrie der Politiker förmlich und wiederholte das Wort etliche Male: "Nein, nein, das habe ich nicht behauptet." Der über den Ausbruch leicht verdutzte, aber auch ein wenig amüsierte Sievers hakte nach: "'Nein, nein', sagen Sie? Also keine klare Ablehnung? Im Moment ist das ja die klare Parteilinie." Doch noch während er sprach, fiel ihm Kretschmann erneut ins Wort: "Nein, ich habe nur gesagt, weder die Grünen noch sonst eine demokratische Partei will zurück zur Atomkraft in Deutschland." Es gehe nur darum, ob man sie eine Zeit lang weiter laufen lasse. Das werde nun ganz nüchtern und sachlich geprüft: "Und je nachdem, wie die Prüfung läuft, tut man das eine oder lässt das andere", fuhr der Grünen-Politiker betont freundlich fort.

"Vielleicht kommen wir sogar ordentlich durch den Winter"

Doch Christian Sievers ließ nicht locker: "Gut, aber durch Ihr sehr engagiertes 'Nein, nein, nein' gerade eben, kann ich doch annehmen, dass diese Prüfung am Ende durchaus so ausfallen könnte, dass wir Ende des Jahres erst mal zumindest weiter auf Atomkraft auch setzen?" Kretschmann atmete daraufhin tief durch, um sich zu sammeln. Dann antwortete er langsam: "Es wird geprüft. Dann hat man ein Ergebnis und entscheidet." Das Ergebnis werde Ende August erwartet. Vorher, so Kretschmann, mache es keinen Sinn, "jetzt da rumzuspekulieren".

Weitaus klarer fiel Kretschmanns Antwort auf die Frage nach Reaktionen auf die erneute Gasreduktion der Russen aus: "Wir müssen darauf reagieren, indem wir alle Reserven zum Einsparen und zur Effizienz nutzen, damit wir einfach möglichst wenig Gas verbrauchen", erklärte er. Dann werde die Wahrscheinlichkeit einer Gasmangellage verringert: "Und wenn die Schwarmintelligenz entsteht, dass Betriebe, dass öffentliche Verwaltung, jeder Verbraucher einfach an der Schraube dreht und bei sich einspart, dann können wir einfach das Problem auf jeden Fall mindern, vielleicht kommen wir sogar ordentlich durch den Winter", schloss der Ministerpräsident.

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