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Nach Nord-Stream-Lecks: Sorge um Europas kritische Infrastruktur

Marineeinheiten der Ostsee-Anrainer sind nach den Vorfällen an den Nord Stream-Gaspipelines in höchster Alarmbereitschaft.

Was nach Sabotage oder vorsätzlichem Angriff aussieht, verdeutlicht die Verwundbarkeit Europas in Bezug auf seine kritische Infrastruktur.

Der Schlüssel zum Schutz dieser Stätten sei es, Präsenz zu zeigen, um jeden abzuschrecken, der bereit sei, anzugreifen, sagen Fachleute.

Seestreitkräfte aus europäischen Ländern sollten zeigen, dass sie kritische Infrastruktur sowie wichtige Seewege aktiv überwachten, so Julian Pawlak, wissenschaftlicher Mitarbeiter am German Institute for Defence and Strategic Studies. Das habe man zuletzt bei den Norwegern gesehen. Denn wer Präsenz zeige, könne auf bestimmte ausländische Akteure abschreckend wirken.

Kritische Infrastruktur - dahinter verbergen sich nicht nur Rohrleitungen und Datenkabel auf dem Meeresboden. In einer hybriden Kriegsführung können auch Nahrungs- und Wasserversorgung, Transport, Kraftwerke, Stromnetze, IT- oder Banksysteme Ziele sein.

Die EU verfügt über ein gemeinsames Instrument, die so genannte Richtlinie über kritische Infrastruktur, um mit diesem Problem umzugehen. Es gibt den Mitgliedstaaten eine Anleitung, alle vier Jahre Risiken in ihrer Infrastruktur zu bewerten und die Schwachstellen bei Bedarf zu beheben.

Ein Abgeordneter aus Estland sagt, die EU könne von den baltischen Ländern lernen, weil ihr möglicherweise Schlimmeres bevorstehe.

Estland habe schon vor Jahren gesagt, dass Nord Stream keine gute Idee sei, so der Liberale Urmas Paet. Und dadurch den russischen Einfluss in Europa zu erhöhen, sei völlig falsch gewesen. Europa könne von der Erfahrung lernen, die Estland seit mehr als einem Jahrzehnt mit Cybersicherheit gemacht habe.

Dies sei sehr wichtig und entscheidend, um vorbereitet zu sein, denn Cyberangriffe seien heutzutage ein natürlicher Bestandteil eines jeden Konflikts. Man sollte hier immer auf Überraschungen gefasst sein.

Experten zufolge wird es einige Zeit dauern, um herauszufinden, was genau am Meeresboden mit den North-Stream-Pipelines passiert ist.

In der Zwischenzeit sind jedoch Vorbereitungen erforderlich, um den Schutz der kritischen Infrastruktur in der gesamten EU zu verstärken.