Suche nach Rebecca mit Helikopter und Leichenspürhunden

Berliner Polizisten brechen bei Einbruch der Dunkelheit die Suche nach der vermissten Rebecca in einem Waldstück ab. Foto: Britta Pedersen
Berliner Polizisten brechen bei Einbruch der Dunkelheit die Suche nach der vermissten Rebecca in einem Waldstück ab. Foto: Britta Pedersen

Wird das Rätsel um die vermisste Rebecca in einem Wald in Brandenburg gelöst? Dort sucht die Polizei nach einem Hinweis. Der Einsatz von Leichenspürhunden deutet darauf hin, dass es nicht viel Hoffnung auf ein gutes Ende gibt.

Berlin (dpa) - Mit einer großen Suchaktion hat die Berliner Polizei auf der Suche nach der vermissten 15-jährigen Rebecca ein Waldgebiet in Brandenburg durchkämmt. Bis Donnerstagabend wurde aber weder die Leiche der Jugendlichen noch etwas anderes gefunden.

Eine Hundertschaft Polizisten, Leichenspürhunde und ein Hubschrauber waren etwa 50 Kilometer südöstlich von Berlin nahe dem Ort Kummersdorf bei Storkow im Einsatz, um einem Hinweis nachzugehen. Nach dem Ende des Einsatzes am Abend betonte eine Sprecherin, die Suche werde weitergehen - es sei aber noch unklar, wann und wo.

Die Jugendliche aus Berlin wird seit dem 18. Februar vermisst. Ihr Schwager ist seit Montag in Untersuchungshaft. Der Deutsche wird verdächtigt, das Mädchen getötet zu haben.

Rund 90 Berliner Polizisten waren mit langen Stöcken und Schaufeln in dem Kiefern- und Laubwald südlich der Straße zwischen Kummersdorf und dem Nachbardorf Wolzig unterwegs. Beteiligt waren auch Ermittler der Mordkommission und Kriminaltechniker.

Nach der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY» am Mittwochabend waren bis Donnerstag mehr als 300 neue Hinweise bei der Mordkommission eingegangen. Die Gesamtzahl lag damit bei rund 700. Die Polizei hatte zuletzt gefragt, wer das auffällige Auto des verdächtigen Schwagers in Brandenburg gesehen hat.

Bei dem neuen Fahndungsaufruf der Polizei war es um «zwei seltsame und klärungsbedürftige Fahrten mit dem Auto des Schwagers» gegangen, wie Kriminalhauptkommissar Michael Hoffmann, Leiter der zuständigen 3. Mordkommission, sagte. Demnach fuhr der 27-jährige Deutsche am Vormittag des Verschwindens von Rebecca und am Abend des nächsten Tages mit dem Familienauto von Berlin Richtung Frankfurt (Oder) an der polnischen Grenze.

Dabei wurde das Auto von einem automatischen Kennzeichenerfassungssystem der Polizei auf der Autobahn nahe der Ausfahrt Storkow registriert. «Zu beiden Fahrten kann er keine Angaben machen», sagte Hoffmann. «Die Fahrten passen aber überhaupt nicht zu der Version, die er erzählt hat.» Die Polizei habe Widersprüche in den Aussagen des Mannes festgestellt.

Die Kriminalpolizei sucht weiterhin Zeugen, die den himbeerroten Renault Twingo oder den Schwager an diesen Tagen in Berlin oder in Brandenburg gesehen haben. Sie veröffentlichte dazu Fotos des Verdächtigen und des Autos. Hoffmann fragte auch, ob es jemanden gebe, der Orte kenne, die der Schwager in Brandenburg öfter besuche.

Der Kommissar ließ bei seinem Auftritt im ZDF nicht viel Hoffnung, dass Rebecca noch lebend gefunden werden könnte. «Wir gehen inzwischen fest davon aus, dass es sich um ein Tötungsdelikt handelt.» Rebecca habe an dem Morgen das Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers nicht verlassen, sagte er. Das ergebe sich auch einigen Informationen sowie der Analyse der Routerdaten und ihrem Telefonverhalten. «Wenn wir dies voraussetzen, dann war der Schwager mit ihr allein zur fraglichen Tatzeit in diesem Haus.»

Die Eltern und Schwestern von Rebecca halten den Schwager weiterhin für unschuldig. Rebeccas Vater sagte dem Sender RTL am Mittwoch: «Die ganze Nummer hängt mit einer anderen Sache zusammen, die ich aber nicht sagen darf.» Er bat seinen Schwiegersohn: «Florian, rede einfach! Klär das, damit die ganze Suche in die andere Richtung geht, und zwar in die richtige. Wir müssen Becky finden.» Der Vater nimmt an, seine Tochter sei entführt worden und befinde sich jetzt in einem Keller oder leerstehenden Haus, wie er der Zeitung «B.Z.» sagte.

Die Vereinigung Berliner Strafverteidiger kritisierte das Vorgehen von Polizei und Medien. Die Darstellungen würden die Unvoreingenommenheit und Fairness gegenüber dem Verdächtigen «in der frühesten Phase des Verfahrens» untergraben.

Es sei auch an der Staatsanwaltschaft, «dem rechtswidrigen Treiben von mindestens Teilen der Ermittler entgegenzutreten». Diese korrumpierten mit der Weitergabe von Informationen an Medien «die Verfahrensfairness möglicherweise irreparabel». Man fordere von der Presse, die Vorverurteilung einzustellen. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich nicht zu den Vorwürfen.