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Porträtkult in Nordkorea: Mutter droht Strafe, weil sie Kinder statt Kim-Bilder rettet

Sie rettete ihre Kinder vor einem tödlichen Hausbrand. Doch weil es einer nordkoreanischen Mutter aber nicht gelang, auch die Porträts der ehemaligen Staatsoberhäupter vor den Flammen zu retten, wird sie nun offenbar von der Staatssicherheit verfolgt.

Porträts der nordkoreanischen Führer sind im öffentlichen Raum wie hier an einer Fassade in Pjöngjang allgegenwärtig. Doch auch im privaten Wohnraum hat ihr Schutz äußerste Priorität und ihr Verlust harte Konsequenzen. (Bild: Reuters/Danish Siddiqui)
Porträts der nordkoreanischen Führer sind im öffentlichen Raum wie hier an einer Fassade in Pjöngjang allgegenwärtig. Doch auch im privaten Wohnraum hat ihr Schutz äußerste Priorität und ihr Verlust harte Konsequenzen. (Bild: Reuters/Danish Siddiqui)

Wie ernst der Kult um die Porträts der Kim-Familie in Nordkorea betrieben wird, bekam kurz vor dem Jahresende eine Mutter aus der Provinz Nord Hamgjong zu spüren. Wie Zeugen aus der Region der Exilzeitung “Daily NK” berichteten, sei am 30. Dezember ein Feuer in dem Zweifamilienhaus im Bezirk Onsong ausgebrochen. Nur die Kinder der beiden Familien seien in dem Haus gewesen, als deren Mütter zurück gerannt kam, um sie zu retten.

Mitten in diesem Chaos sei es einer der Mütter dann nicht gelungen, die Porträts von Kim Il-sung und Kim Jong-il vor den Flammen zu retten, nachdem ihre Kinder in Sicherheit gewesen seien. Wie die Zeitung unter Berufung auf ihre Quellen berichtete, werde das Verhalten der Mutter deshalb jetzt von der nordkoreanischen Staatssicherheit untersucht.

Porträtretter werden Helden

Derartige Meldungen der Exilmedien aus dem abgeschotteten Land sind zumeist schwer zu verifizieren, bisher ist “Daily NK” die einzige Quelle. Der staatlich verordnete Porträtkult hat allerdings tatsächlich enorme Ausmaße angenommen. Es gibt zahlreiche Berichte, nach denen Nordkoreaner, die Porträts der Kim-Familie vor der Zerstörung retten, als Helden gefeiert werden. Personen und Familien, denen das nicht gelingt, haben allerdings auch mit rechtlichen Konsequenzen zu rechnen.

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Die zweite Familie in dem brennenden Haus hatte demnach Glück, weil ein junger Landarbeiter ihre Bilder vor dem Feuer retten konnte. Laut der Quellen, die “Daily NK” zitiert, war der Mann gerade erst für eine Gewalttat im Gefängnis gewesen, nun wurde er durch die Bilderrettung über Nacht zum Helden.

Die Mutter, deren Bilder verbrannten, sei dagegen immer noch von ihren Kindern getrennt. Die Kinder, die schwere Verbrennungen davon trugen, liegen im Krankenhaus, wo ihre Mutter sie noch nicht besuchen durfte. Auch Nachbarn der Familie würden zögern, den Kindern zu helfen und zum Beispiel dringend benötigte Antibiotika zu besorgen, weil sie unsicher seien, ob es eine politische Provokation sein könnte. Immerhin versuchten die Nachbarn laut “Daily NK”, Mais für die Familie zu sammeln, um sie zu unterstützen.

Seit den 70ern in jedem Haus

Seit den Vierziger Jahren sind Porträts von Kim Il-sung in Nordkorea weit verbreitet. Das Regime folgte damit dem Vorbild von Stalins Allgegenwart in der Sowjetunion und der Ikonographie Maos in China. Ab den Siebzigern musste das Porträt dann auch in jedem Privathaus aufgehängt werden. In den späten Siebzigern kam auch das Bild von Kim Jong-il verpflichtend hinzu. Das erste Porträt des aktuellen sogenannten “Obersten Führers”, Kim Jong-un, wurde 2018 öffentlichkeitswirksam gezeigt.

Für das Aufstellen der Porträts gibt es komplizierte und genaue Regularien. Sie müssen an der besten Wand des Wohnzimmers platziert werden, an der sonst nichts hängen darf. Dazu müssen sie sauber gehalten werden, was auch regelmäßig kontrolliert wird. Diese Aufgabe fällt normalerweise der Frau des Hauses zu.

Immer wieder nutzt das Regime Geschichten von heldenhaften Porträt-Rettungstaten für die Propaganda. So wurde zum Beispiel im Jahr 2007 ein Fabrikarbeiter zum Helden erklärt, der während einer Flut die Hand seiner fünfjährigen Tochter im reißenden Strom los ließ, aber die Porträts der Staatschefs fest umklammert hielt.