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Rätsel um verschwundenen Metall-Monolith

Ein Metall-Monolith, dreieckig, glänzend, fast vier Meter hoch, steht in einer Wüste  im Bezirk San Juan im Südosten von Utah in den USA.
Ein Metall-Monolith, dreieckig, glänzend, fast vier Meter hoch, steht in einer Wüste im Bezirk San Juan im Südosten von Utah in den USA.

Werk eines Künstlers? Science-Fiction-Film-Tribut? Oder stecken gar Außerirdische dahinter? Ein Metall-Monolith im hintersten Utah löst weltweit Rätselraten aus, auch ein deutscher Galerist beteiligt sich.

Salt Lake City (dpa) - Eigentlich wollten die Mitarbeiter der Behörde für öffentliche Sicherheit in Utah Schafe zählen. Wilde Dickhornschafe, die in den Wüstenregionen des Bundesstaates leben.

Was sie mit ihrem Hubschrauber dann fanden, wirkt eher wie aus einem Science-Fiction-Roman: ein einsamer Metall-Monolith - dreieckig, glänzend, fast vier Meter hoch - mitten in abgelegenem und schwer zugänglichem Gelände voller Steine und Krater, eingerahmt von roten Felsen. Die Nachricht vom Fund dieses «ungewöhnlichen Objekts» verbreitete sich rasend schnell und löste weltweites Rätselraten aus. Wenige Tage später ist der Monolith plötzlich verschwunden - und das Mysterium nur noch größer.

Wer hat die Metall-Stele erschaffen und wie und wann ist sie nach Utah gekommen? Wurde sie vielleicht im Herbst 2016 aufgestellt, wie Spurensucher im Internet anhand von Satellitenbildern erkannt haben wollen? Handelt es sich um ein Tribut an den Science-Fiction-Film «2001: Odyssee im Weltraum», in dem ein ähnliches Objekt eine Rolle spielt? Ist es ein Scherz? Stecken gar Außerirdische dahinter, wie manche Menschen im Internet spekulierten? Oder handelt es sich um das Werk eines Künstlers, vielleicht sogar eines bekannten Künstlers?

Viele Kunst-Experten fühlten sich sofort an die Objekte des Bildhauers John McCracken erinnert. Der 2011 gestorbene US-Amerikaner hatte lange nicht allzu weit entfernt in New Mexico gelebt und gearbeitet und sehr ähnliche frei stehende Objekte in Form von Pyramiden, Würfeln oder Polyedern angefertigt.

McCrackens Sohn Patrick beteiligte sich dann auch sofort am - von der Sehnsucht vieler Menschen nach Ablenkung angesichts der Coronavirus-Pandemie angefachten - Rätselraten um die Stele. Sein Vater habe ihm 2002 gesagt, «er würde gerne Kunstwerke an abgelegenen Orten aufstellen, damit sie später entdeckt werden». Ihn habe das damals nicht gewundert, sagte Patrick McCracken. «Die Entdeckung eines Monolithen - das passt sehr zu seiner künstlerischen Vision.»

Auch David Zwirner, deutscher Star-Galerist in New York, der den Nachlass von McCracken vertritt, fühlte sich beim Anblick der Bilder der Stele zunächst stark an die Werke des Künstlers erinnert. «Selbstverständlich ist das Stück von McCracken», sagte er daraufhin der «New York Times» - überlegte es sich dann beim näheren Hinsehen aber doch noch einmal anders. «Ich liebe den Gedanken, dass das eine Arbeit von John ist», sagte Zwirner laut Mitteilung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. «Aber wenn man sich die Fotos des Monolithen genau ansieht, sieht man Nieten und Schrauben, die nicht damit übereinstimmen, wie John seine Arbeiten konstruiert haben wollte. Er war Perfektionist.» Trotzdem sei die Stele eine «wunderbare Hommage» an McCracken.

Nun aber ist das rätselhafte Stück auch noch verschwunden. «Von einer unbekannten Partei» entfernt worden, wie die zuständige örtliche Behörde mitteilte. Die Hintergründe waren zunächst unklar. Zeugen wollen vier Männer dabei beobachtet haben, wie sie es abmontierten und wegtransportierten. Die zuständige Sheriffsbehörde von San Juan County hat die Ermittlungen aufgenommen. Unterdessen tauchten bereits neue, zunächst nicht bestätigte Berichte über ähnliche Monolithen auf, die zumindest vorübergehend auf Hügeln in Rumänien und Kalifornien gesichtet worden seien.

Die mysteriösen Metall-Monolithen bleiben ein Rätsel - die ursprüngliche Aufgabe aber, die zur Entdeckung des Originals führte, ist gelöst: das Zählen der Dickhornschafe. «Den Schafen geht es gut», sagte ein Sprecher von Utahs Umweltbehörde der «New York Times». «Es ist eine robuste Population.»