Spenderorgane von Schweinen? Ärzten gelingt bahnbrechende Operation

Ein Mangel an Spenderorganen kostet nach wie vor viele Menschenleben, weswegen nicht nur viel Aufklärung in Sachen Organspende betrieben wird, sondern auch tiefgreifende Forschung. Nun ist Ärzten in New York ein bahnbrechender Test gelungen.

Ärzten in New York ist ein bahnbrechender Test gelungen (Symbolbild: Getty Images)
Ärzten in New York ist ein bahnbrechender Test gelungen (Symbolbild: Getty Images)

Bei Spenderorganen übersteigt die Nachfrage das Angebot um ein Vielfaches. Allein in Deutschland stehen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge rund 9100 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan, die meisten für eine Spenderniere. Auf der anderen Seite gab es 2020 bundesweit 913 Organspenderinnen und -spender.

Nicht nur in Deutschland herrscht ein derartiges Ungleichgewicht, das Menschenleben kosten kann, weswegen Forscher seit Jahrzehnten an der Möglichkeit arbeiten, tierische Organe für Transplantationen am Menschen nutzen zu können. Größtes Hindernis hierbei ist die Immunabwehr des Menschen, die das fremde Gewebe in aller Regel sofort abstößt.

Dieses Problem könnte ein Forscher-Team in den USA nun überwunden haben, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Ärzten an der Universitätsklinik NYU Langone Health in New York ist es erstmals gelungen, einem Menschen die Niere eines Schweins zu transplantieren, ohne dass diese sofort vom Körper abgestoßen wurde.

Eine genetische Anpassung des Schweine-Organs scheint zu genügen

Der Empfänger des Organs war eine hirntote Patientin mit einer Funktionsstörung der Leber. Ihre Eltern haben Reuters zufolge zugestimmt, dass der Eingriff vorgenommen wird, bevor die lebenserhaltenen Maßnahmen beendet wurden.

Die Niere befand sich stets außerhalb des Körpers der Frau, damit die Ärzte Zugang dazu hatten, war jedoch mit dem Blutkreislauf verbunden. Drei Tage lang blieb dies so, während derer diverse Tests durchgeführt wurden. Diese zeigten, dass die Funktionsweise der Niere "ziemlich normal aussah", wie Studienleiter Dr. Robert Montgomery Reuters sagte. Sie produzierte "die Menge an Urin, die man von einer menschlichen Spenderniere erwarten würde", und die Nierenwerte der Patientin hätten sich normalisiert.

Zudem seien jegliche Anzeichen der sonst üblichen, sofortigen Abstoßung der Niere beobachtet worden, wie es bei Schweine-Organen sonst üblich ist.

Grund hierfür scheint eine genetische Veränderung beim Schwein gewesen, die vorab durchgeführt worden war. Diese hatte bewirkt, dass das Gewebe ein Molekül nicht mehr enthielt, das eine derartige Reaktion normalerweise auslöst.

Weitere Recherche ist notwendig

Bis sich aus diesem erfolgreichen Test ein gängiger medizinischer Eingriff entwickelt, ist es noch ein weiter Weg. Dr. Montgomery - der selbst ein Spenderherz in sich trägt - zeigt sich jedoch hoffnungsvoll, dass schon in den kommenden ein bis zwei Jahren klinische Studien an Patienten mit akutem Nierenversagen durchgeführt werden könnten. Teilnehmer an solchen Studien könnten Menschen mit geringer Aussicht auf eine Spenderniere sein, bei denen die Dialyse nicht mehr anschlägt.

Der Arzt betont, dass seine Studie nach intensiver Beratung mit Ethikern sowie juristischen und religiösen Experten durchgeführt werden. Erst danach habe man sich entschlossen, die Familie eines hirntoten Menschen um die nötige Zustimmung zu bitten.

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