Stoiber redet sich bei Lanz in Rage: "Sie glauben doch, was Sie wollen!"

"Nein, da missinterpretieren Sie mich bewusst! Das ist nicht akzeptabel", polterte Edmund Stoiber (CSU). (Bild: ZDF)
"Nein, da missinterpretieren Sie mich bewusst! Das ist nicht akzeptabel", polterte Edmund Stoiber (CSU). (Bild: ZDF)

Rund eine Woche vor der Bundestagswahl erregt der Wahlkampf weiter die Gemüter: In der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" redete sich am Donnerstag der ehemalige CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber derart in Rage, dass sich der Gastgeber kurzzeitig um dessen Gesundheit sorgte.

"Ich glaube, dass wir mit zu wenig Empathie Politik betreiben", warnte Edmund Stoiber in der jüngsten Ausgabe der ZDF-Talkshow "Markus Lanz". Dass er selbst freilich nicht unter diese Regel fällt, das machte der 79-jährige Ex-CSU-Chef mehr als deutlich: In der 75-minütigen Sendung am späten Donnerstagabend redete er sich derart in Rage, dass sich der Gastgeber Markus Lanz ernsthaft um seine Gesundheit sorgte.

Markus Lanz machte sich Sorgen um seinen Gast:
Markus Lanz machte sich Sorgen um seinen Gast: "Herr Stoiber, ich mach mir Sorgen um Ihren Blutdruck!" (Bild: ZDF)

Grund für den emotionalen Ausbruch Stoibers waren eine mögliche rot-rot-grüne Regierung und der Vorwurf, die Union wolle mit einer aufgewärmten Roten-Socken-Kampagne die Wahl doch noch für sich entscheiden. "Das heißt, Herr Stoiber, wenn die Linkspartei Teil der Regierung werden würde, wäre das der Untergang des Abendlandes", wollte Lanz vom einstigen bayerischen Ministerpräsidenten wissen. "Das hat niemand gesagt, dass das der Untergang wäre", entgegnete dieser. "Die Frage ist: Wie entwickelt sich dieses Land weiter?" Deutschland sei derzeit hinter den USA, China und Japan die viertgrößte Handelsmacht der Erde.

"Sie malen ein bisschen den Teufel an die Wand"

"Wenn ich jetzt hergehe und unsere Steuerbelastung für die Unternehmen noch einmal ein Stück erhöhe, dann muss ich doch ganz ehrlich fragen: Was ist denn da für ein Menschenbild vorhanden, wenn ich Dreiviertel dessen, was wir jetzt erarbeitet, erwirtschaftet haben in einem freien Land einfach wegnehme?" Eine Regierung mit einer linken Partei, fuhr er sichtlich in Rage fort, verursache nur eine Schwächung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und des politischen Einflusses in der Welt. Überhaupt: "Das ist ein Riesenanspruch, dass wir sozusagen dem Rest der Welt zeigen, wie es mit der regenerativen Energie geht, wie die fossilen Stoffe natürlich keine Rolle mehr spielen und wir trotzdem eine Industriegesellschaft behalten, mit einem hohen sozialen Niveau."

Die Runde bei
Die Runde bei "Markus Lanz" (von links): Der Gastgeber Markus Lanz, CSU-Politiker Edmund Stoiber, "Zeit"-Journalistin Anna Mayr, Wahlkampfexperte Julius van de Laar und der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Marcel Fratzscher. (Bild: ZDF)

Lanz versuchte, ihn zu beruhigen: "Herr Stoiber, ich mach mir Sorgen um Ihren Blutdruck!" Doch Stoiber zeigte sich unbeeindruckt: "Das sagen Sie immer. Das haben Sie schon vor zehn Jahren gesagt". Lanz wiederum versuchte, abzukürzen und unterstellte Stoiber, er propagiere "Angst vorm Kommunismus." "Nein, da missinterpretieren Sie mich bewusst", polterte Stoiber, "Das ist nicht akzeptabel!" Solche Behauptungen seien so, wie wenn er behaupten würde, Lanz hätte eine krumme Nase, obwohl es nicht stimme. Lanz negiere Stoibers Erklärungen, "weil Sie das glauben, was Sie glauben wollen." Am Ende gelang es Lanz schließlich doch noch Stoiber zu versöhnen: "Einigen wir uns darauf: Sie malen ein bisschen den Teufel an die Wand und er hat zumindest rote Hörner." Der CSU-Politiker lachte.

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