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Bis zu 15 Jahre Haft: Russland erhöht nach "Teilmobilmachung" Strafen für Deserteure

Kremlchef Wladimir Putin hat nach der angeordneten Teilmobilmachung für seinen Krieg gegen die Ukraine nun das geänderte Gesetz über härtere Strafen für Deserteure in Kraft gesetzt.

Bis zu 15 Jahre Haft für Fahnenflucht

Wer in den Zeiten einer Mobilmachung oder des Kriegszustands Fahnenflucht begeht, kann demnach mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden. Wer sich freiwillig in Kriegsgefangenschaft begibt - dazu hatte die ukrainische Regierung aufgerufen -, muss mit bis zu zehn Jahren Haft rechnen. Der Kreml veröffentlichte am Samstag die in dieser Woche vom Parlament und vom Föderationsrat verabschiedeten und nun per Unterschrift Putins in Kraft gesetzten Änderungen.

Russen im wehrpflichtigen Alter oder Reservisten müssen künftig mit bis zu zehn Jahren Haft rechnen, wenn sie die Teilnahme an Kampfhandlungen verweigern. Die Änderungen des Strafrechts sehen zudem vor, dass Befehlsverweigerung künftig ebenfalls mit bis zu zehn Jahren Haft geahndet werden kann. Zudem wurden die Haftstrafen für Plünderungen erhöht.

Zuvor hatte Putin vor dem Hintergrund des sich hinziehenden Angriffskriegs gegen die Ukraine die Teilmobilmachung in Russland angeordnet. 300.000 Reservisten sollen nun in die russische Armee eingezogen werden. Die Verantwortung für die Organisation der Einberufung liegt bei den regionalen Gouverneuren und den einzelnen Kreiswehrersatzämtern vor Ort.

Moskau: Schon Tausende Reservisten im ganzen Land

Bilder des russischen Verteidigungsministeriums zeigen Reservisten bei der Ankunft in Militärkasernen, unter anderem in Wladiwostok. Auf sie wartet der Krieg.

Nachdem Putin Anfang der Woche eine "Teilmobilmachung" angekündigt hat, sind im ganzen Land laut russischem Militär bereits Tausende Männer dem Aufruf zum Kampf gefolgt.

Einer der Männer in Wladiwostok sagt: "Die Stimmung ist sehr kämpferisch. Ich wollte das. Ich wollte eigentlich zusammen mit meinem Bruder gehen, aber er wurde vorher einberufen. Es ist meine Pflicht, mein Heimatland zu verteidigen."

Auf anderen Videos sind Reservisten in Petropawlowsk-Kamchatsky zu sehen. Die Soldaten werden umfassenden Gesundheitschecks unterzogen, bevor sie bewaffnet werden und ihre Kampfausbildung auf einem der Truppenübungsplätze des Landes beginnen.

Flucht ins Ausland

An der georgisch-russischen Grenze zeigt sich jedoch eine ganz andere Stimmung. Viele versuchen Russland zu verlassen. Die Folge: ein über zehn Kilometer langer Stau. Um die Wartezeit zu umgehen, fuhren einige mit dem Fahrrad über die Grenze.

"Panik, alle Leute, die ich kenne, sind in Panik", sagt ein junger Mann. "Die meisten Menschen wissen nicht, was sie tun sollen, viele können nicht weg. Mehr als siebzig Prozent der Bevölkerung haben keinen Reisepass."

Ähnliche Szenen spielen sich an der Grenze von Russland und Finnland ab. Hier meldeten Beamten im Laufe der Woche einen Anstieg der Grenzübertritte um 107 Prozent.