Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Dieser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News des Tages nachlesen.

  • Kremlfeindliche Kämpfer verkünden Einnahme russischer Ortschaft

  • Ostsee-Manöver Russlands und der Nato – Scholz nicht besorgt

  • Kiew: Fast jeder zweite überprüfte Luftschutzbunker unbrauchbar

  • Russland startet neues Marinemanöver in der Ostsee

  • Russland: Großoffensive in Donezk abgewehrt

  • Erneut Gefechte in russischer Grenzregion aufgeflammt

  • Söldnerchef Prigoschin wirft Armee Verminung von Rückzugswegen vor

  • Recherche: Geheimbericht über Moskaus Militärprobleme veröffentlicht

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Kremlfeindliche Kämpfer verkünden Einnahme russischer Ortschaft +++

Kremlfeindliche Kämpfer haben in der russischen Region Belgorod nach eigenen Angaben die Ortschaft Nowaja Tawolschanka komplett unter ihre Kontrolle gebracht. Weil der russische Machtapparat sich nicht für das Schicksal der Region interessiere und die Lage nicht mehr im Griff habe, hätten sie nun das Handeln übernommen, teilte das Russische Freiwilligenkorps RDK am Montag mit. Nowaja Tawolschanka sei kein kleines Dorf, sondern ein Ort mit einst 5000 Einwohnern. «Jetzt ist er leer», sagte ein Bewaffneter auf einem Video. Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, räumte nach tagelangem Beschuss des Gebiets indirekt ein, in dem Ort nicht mehr Herr der Lage zu sein.

In Nowaja Tawolschanka nahe der Stadt Schebekin könnten die noch verbliebenen 100 Menschen nicht gerettet werden, weil dort geschossen werde, sagte Gladkow in einem Video. Das Verteidigungsministerium in Moskau spricht von «Terroristen» und «Saboteuren», die von ukrainischer Seite mit Artillerie feuerten und teils auch eingedrungen seien in russisches Staatsgebiet. Das Ministerium hatte vorige Woche mitgeteilt, mehr als 120 Kämpfer und Militärtechnik «vernichtet» zu haben. Aus Moskau gab es zunächst keine Reaktion zur Lage in Nowaja Tawolschanka.

+++ Ostsee-Manöver Russlands und der Nato – Scholz nicht besorgt +++

Die Nato und Russland testen in den kommenden zwei Wochen parallel ihre Flotten in der Ostsee. An dem von den USA geführten Manöver «Baltops» sind 50 Schiffe und Boote und 45 Flugzeuge mit 6500 Soldaten aus 19 Nato-Staaten und Schweden beteiligt. Die russische Ostseeflotte gab am Montag bekannt, parallel mit 40 Schiffen, 25 Kampfjets und 3500 Soldaten üben zu wollen. Die Nato wurde vorher nicht offiziell darüber informiert.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erwartet aber nicht, dass sich die Lage zwischen beiden Seiten durch die Manöver hochschaukelt. «Diese Befürchtung habe ich nicht», sagte er bei einem Besuch der Fregatte «Mecklenburg-Vorpommern» vor der deutschen Ostseeküste bei Rostock. «Es wird sehr verantwortungsvoll umgegangen von Seiten unserer Kräfte.»

Scholz machte sich am Montag erstmals ein umfassendes Bild von den Fähigkeiten der Deutschen Marine (Bild:  Kay Nietfeld/Pool via REUTERS)
Scholz machte sich am Montag erstmals ein umfassendes Bild von den Fähigkeiten der Deutschen Marine (Bild: Kay Nietfeld/Pool via REUTERS)

Als Signal der Stärke an Russland will der Kanzler die Nato-Übung trotzdem verstanden wissen: «Es ist natürlich auch ein Zeichen, dass wir mit dem Manöver, der Übung hier setzen, nämlich dass wir die Kraft haben, die Bündnis- und Landesverteidigung zu organisieren. Und das ist das, was verstanden wird.»

Scholz machte sich am Montag erstmals ein umfassendes Bild von den Fähigkeiten der Deutschen Marine. Dazu flog er mit einem Hubschrauber vom Typ «Sea King» vom Marinekommando in Rostock auf die Fregatte «Mecklenburg-Vorpommern», die zu diesem Zeitpunkt knapp 20 Kilometer vor den Stränden der mecklenburgischen Ostseeküste unterwegs war. Von der Kommandobrücke schaute er sich unter anderem an, wie das U-Boot «U33» auftauchte und die Korvette «Oldenburg» die Fregatte eskortierte.

+++ Kiew: Fast jeder zweite überprüfte Luftschutzbunker unbrauchbar +++

Eine Untersuchungskommission hat fast die Hälfte der von ihr überprüften Luftschutzkeller in Kiew für nicht einsatzbereit erklärt. «Die Situation bleibt kritisch», schrieb der ukrainische Minister für strategische Industrien, Olexander Kamyschin, am Montag bei Telegram. Von den rund 1850 überprüften Schutzbunkern waren seinen Angaben nach rund 45 Prozent entweder nicht einsatzbereit oder für die Prüfer nicht zugänglich.

Probleme mit dem Zugang zu Luftschutzräumen soll es in mehreren Bezirken der ukrainischen Hauptstadt geben, wie Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko bei Telegram schrieb. Klitschko verwies zudem darauf, dass die Verwaltungen der einzelnen Stadtbezirke in den vergangenen zwei Jahren rund 1,2 Milliarden Hrywna (etwa 300 000 Euro) für den Bau von Notunterkünften erhalten hätten. Laut Klitschko wird zurzeit noch geprüft, wie diese Mittel genutzt wurden.

Landesweit sieht die Lage geringfügig besser aus: Das ukrainische Innenministerium teilte am Montag mit, dass von den über 50 000 landesweit überprüften Schutzräumen (knapp 80 Prozent aller ukrainischen Luftschutzbunker) rund 16 000 - also etwa ein Drittel - nicht einsatzbereit oder nicht zugänglich waren.

(Bild: Yulii Zozulia / Ukrinform/Future Publishing via Getty Images)
(Bild: Yulii Zozulia / Ukrinform/Future Publishing via Getty Images)

In der vergangenen Woche kamen bei einem russischen Luftangriff in Kiew ein Kind und zwei Erwachsene ums Leben - der nächstgelegene Luftschutzbunker war verschlossen gewesen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies daraufhin die Regierung an, sich darum zu kümmern, die Lage zu verbessern.

+++ Russland startet neues Marinemanöver in der Ostsee +++

Das russische Militär hat eines neues Flottenmanöver in der Ostsee gestartet. An der Übung nehmen 40 Schiffe, 25 Kampfflugzeuge und mehr als 3500 Soldaten teil, teilte der Pressedienst der russischen Ostseeflotte am Montag mit. «Im Rahmen des Manövers werden Aufgaben der Verteidigung der Seekommunikation und Flottenbasen geschult», heißt es in der Pressemitteilung. Die Marineübung soll bis zum 15. Juni dauern.

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor gut 15 Monaten hat Moskau schon mehrfach in der Ostsee den Kriegsfall geprobt. Unmittelbar vor dem jüngsten Manöver wurden so die Unterstützungstruppen der russischen Ostseeflotte in einer Übung geschult. Immer wieder kommt es auch zu Zwischenfällen zwischen russischen und Nato-Flugzeugen im Ostseeraum. Beide Seiten werfen sich gegenseitig die Verletzung des eigenen Luftraums vor.

(Symbolbild: Stringer/Anadolu Agency via Getty Images)
(Symbolbild: Stringer/Anadolu Agency via Getty Images)

+++ Russland: Großoffensive in Donezk abgewehrt +++

Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau eine ukrainische Großoffensive im Süden der Region Donezk vereitelt. «Ziel des Gegners war, unsere Verteidigung an dem Teil der Front zu durchbrechen, der seiner Ansicht nach am verletzlichsten war», teilte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass in der Nacht zum Montag mit. Der Feind sei mit seiner Mission gescheitert. Die mutmaßliche Offensive habe am Sonntagmorgen an fünf Frontabschnitten begonnen, hieß es weiter. Die ukrainischen Streitkräfte hätten mehr als 250 Soldaten verloren.

Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen. Aus Kiew gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt wiederholt betont, sein Land sei für die seit langem angekündigte Gegenoffensive zur Befreiung seiner Gebiete von der russischen Besatzung bereit.

Das Gebiet Donezk ist in russischer Hand (Bild: Lev Radin/Pacific Press/LightRocket via Getty Images)
Russland hatte das Nachbarland am 24. Februar 2022 überfallen und hält aktuell rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets besetzt, darunter auch das Gebiet Donezk. (Bild: Lev Radin/Pacific Press/LightRocket via Getty Images)

In seiner abendlichen Ansprache am Sonntag hatte der ukrainische Präsident nichts vom Beginn einer Offensive erwähnt. Selenskyj hatte mitgeteilt, seit Beginn des russischen Angriffskriegs seien mindestens 485 Kinder getötet worden. Dabei handle es sich ausschließlich um Opfer, deren Daten offiziell erfasst worden seien. In Wirklichkeit liege die Zahl deutlich höher.

+++ Erneut Gefechte in russischer Grenzregion aufgeflammt +++

In der russischen Grenzregion Belgorod sind unterdessen offenbar erneut Kämpfe zwischen der Armee und an der Seite der Ukrainer kämpfenden Freiwilligenverbänden aufgeflammt. Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow bestätigte Gefechte in der Ortschaft Nowaja Tawolschanka. Russlands Verteidigungsministerium teilte mit, es sei gelungen, eine «Sabotage- und Aufklärungsgruppe ukrainischer Terroristen» am Überqueren eines nahe gelegenen Flusses zu hindern.

Im Gebiet Belgorod kommt es seit einiger Zeit immer wieder zu Kämpfen und Angriffen, für die Moskau stets Kiew verantwortlich macht. Tatsächlich aber scheint es sich bei den Eindringlingen auch dieses Mal wieder um Mitglieder des sogenannten «Russischen Freiwilligenkorps» zu handeln, das zwar aufseiten der Ukrainer kämpft, aber aus russischen Nationalisten besteht.

Mehrere Mitglieder der paramilitärischen Organisation veröffentlichten am Sonntag auch ein Video, in dem sie behaupteten, mehrere Soldaten der russischen Armee gefangen genommen zu haben und sie der ukrainischen Seite übergeben zu wollen.

+++ Söldnerchef Prigoschin wirft Armee Verminung von Rückzugswegen vor +++

Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner erhob erneut schwere Vorwürfe gegen die reguläre russische Armee. Soldaten hätten Mitte Mai eine Straße vermint, auf der seine Kämpfer aus der mittlerweile eroberten ostukrainischen Stadt Bachmut hätten herausfahren wollen, teilte Jewgeni Prigoschin mit. Er veröffentlichte auch ein Dokument, das ein Einsatzprotokoll von Mitte Mai darstellen soll und in dem zudem von Schusswechseln zwischen Wagner-Söldnern und Soldaten die Rede ist. Überprüft werden konnten diese Anschuldigungen nicht. Das Verteidigungsministerium in Moskau äußerte sich nicht dazu.

Mehr als 15 Monate nach dem Einmarsch in die Ukraine toben in Russlands Militärführung Machtkämpfe, die deutlich zutage treten. Immer wieder wetterte Prigoschin zuletzt gegen Verteidigungsminister Sergej Schoigu, dem er schlechte Kriegsführung und eine mangelhafte Versorgung der Wagner-Kämpfer mit Munition vorwarf.

+++ Recherche: Geheimbericht über Moskaus Militärprobleme veröffentlicht +++

Russlands Militär hat derweil laut Recherchen von Investigativjournalisten versehentlich einen Text über Probleme bei der Mobilmachung für den Krieg gegen die Ukraine veröffentlicht - und kurz darauf wieder gelöscht. Das russische Portal «The Insider» veröffentlichte den Link zu einem Eintrag im Web-Archiv, wo der Text noch einsehbar ist.

In dem Dokument, das demnach kurzzeitig in einer Online-Zeitschrift des russischen Verteidigungsministeriums abzurufen war, benannte der russische Mobilisierungsbeauftragte Jewgeni Burdinski mit Blick auf die Rekrutierungswelle im vergangenen Herbst zwei Hauptprobleme: «die fehlende Bereitschaft eines Teils der Gesellschaft zur Erfüllung der militärischen Pflichten» sowie «die Bereitstellung von militärischer Ausrüstung und die Unterbringung des Personals».