Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Freitag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Dieser Ticker ist für heute beendet.

  • Faeser: Mehr als eine Million Flüchtlinge aus der Ukraine erfasst

  • Scholz zu russischen Atom-Drohungen: «Das sollen alle bleiben lassen»

  • Drohne auf Militärflughafen im Gebiet Kaluga nahe Moskau explodiert

  • Komitee: Friedensnobelpreis auch Botschaft, dass Krieg enden muss

  • Selenskyjs Präventivschlagforderung verstört

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Faeser: Mehr als eine Million Flüchtlinge aus der Ukraine erfasst +++

In Deutschland sind inzwischen mehr als eine Million geflüchtete Menschen aus der Ukraine erfasst worden. Bundesinnenministerin Nancy Faeser nannte dem Nachrichtenportal T-Online die Zahl 1 002 763. «Wir haben das Leben vieler Frauen und Kinder aus der Ukraine gerettet», sagte die SPD-Politikerin nach einer Meldung vom Freitag. «Wir haben diese Riesenaufgabe bisher gut bewältigt, deutlich besser als bei früheren Fluchtbewegungen.»

Faeser sprach von einem humanitären Kraftakt. «Je länger der Krieg dauert, desto schwieriger ist es, so viele Geflüchtete gut unterzubringen und zu versorgen», sagte die Ministerin. Sie hat für kommenden Dienstag Vertreter von Kommunen und Ländern eingeladen, um die Flüchtlingshilfe zu koordinieren. Bei der Zahl der hier lebenden Ukrainerinnen und Ukrainer gibt es Unsicherheiten. So ist unklar, wie viele der seit Kriegsbeginn nach Deutschland Eingereisten die Bundesrepublik wieder verlassen haben.

(Bild: Christopher Furlong/Getty Images)
(Bild: Christopher Furlong/Getty Images)

Beunruhigt zeigte sich Faeser darüber, dass auch über das Mittelmeer und die Balkanroute wieder mehr Menschen nach Europa kommen. «Das macht mir Sorge», sagte sie. «Deshalb steuern wir mit einem Bündel an Maßnahmen gegen.»

+++ Scholz zu russischen Atom-Drohungen: «Das sollen alle bleiben lassen» +++

Bundeskanzler Olaf Scholz hat Russland vor dem Einsatz von Atomwaffen gewarnt. «Der Einsatz von Atomwaffen ist inakzeptabel», sagte der SPD-Politiker am Freitag nach einem informellen EU-Gipfel in Prag. «Das wäre gefährlich für die Welt.» Es sei wichtig, eine klare Antwort auf die Drohungen zu geben. «Und diese Antwort muss sein: Das sollen alle bleiben lassen.»

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte, man nehme die Drohungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin ernst, lasse sich von seinen Worten aber nicht erpressen.

+++ Drohne auf Militärflughafen im Gebiet Kaluga nahe Moskau explodiert +++

Auf einem Militärflughafen im Gebiet Kaluga südwestlich von Moskau ist nach russischen Behördenangaben eine Drohne explodiert. «Eine Drohne ist heruntergekommen, die vermutlich aus dem Ausland hergeflogen ist», teilte Gebietsgouverneur Wladislaw Schapscha am Freitag in seinem Telegram-Kanal mit. Zerstörungen und Opfer habe es durch die Detonation nicht gegeben. Der Flughafen «Schaikowka» sei weiter in Betrieb.

«Vor Ort arbeitet eine Gruppe von operativen Ermittlern, um die Ursachen und Umstände des Vorfalls zu klären», schrieb der Gouverneur. Medien hatten zuvor berichtet, der unbemannte Flugapparat sei über der Landebahn explodiert. «Schaikowka» ist der Stützpunkt eines schweren Bomberregiments. Zum Geschwader zählen eine Reihe von Überschallbombern des Typs Tu-22M3, die auch am Krieg gegen die Ukraine beteiligt sind.

+++ Komitee: Friedensnobelpreis auch Botschaft, dass Krieg enden muss +++

Das für den Friedensnobelpreis zuständige Nobelkomitee hält oppositionelle Stimmen und eine starke Zivilgesellschaft für entscheidende Werkzeuge im Kampf gegen Kriege und Konflikte. Man wolle mit der diesjährigen Auszeichnung die enorme Bedeutung unterstreichen, die der Zivilgesellschaft und der Opposition in jeder Gesellschaft - demokratischen wie autokratischen - zukomme, sagte die Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Skandinavien. Einzelpersonen und Organisationen könnten eine außerordentliche Rolle in politischen Angelegenheiten und in der Ablehnung von Krieg spielen.

Die diesjährige Preisvergabe an Menschenrechtler aus Belarus, Russland und der Ukraine ist demnach auch als Botschaft an Autokraten zu verstehen. «Es ist auch eine Botschaft, dass der Krieg enden muss», sagte Reiss-Andersen. Das Komitee gehe in der gegenwärtigen Situation auf die Zivilgesellschaft ein, weil es der Ansicht sei, dass sie das effektivste Mittel gegen Autoritarismus und gegen Krieg sei. Eine starke Gesellschaft verhindere diese Art von Entwicklungen, sagte die Norwegerin. «Man kann zukünftige Gräueltaten verhindern.»

Das Nobelkomitee hatte den Friedensnobelpreis zuvor dem inhaftierten belarussischen Menschenrechtsanwalt Ales Bjaljazki, dem ukrainischen Center for Civil Liberties und der russischen Organisation Memorial zugesprochen. Die diesjährigen Preisträger repräsentierten die Zivilgesellschaft in ihren Heimatländern und setzten sich seit vielen Jahren für den Schutz der Grundrechte der Bürger und auch für das Recht, Machthabende zu kritisieren, hatte Reiss-Andersen bei der Preisbekanntgabe gesagt.

+++ Selenskyjs Präventivschlagforderung verstört +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit seiner Forderung nach «Präventivschlägen» einen empfindlichen Nerv getroffen - nicht nur in Moskau. Während der Kreml von einem Aufruf zum Beginn des «Dritten Weltkriegs» sprach, versicherte Kiew, Selenskyj sei bei seinem Videoauftritt vor australischen Meinungsmachern falsch verstanden worden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Bild: Alexey Furman/Getty Images)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Bild: Alexey Furman/Getty Images)

US-Präsident Joe Biden sieht die Gefahr einer atomaren Konfrontation nach Drohungen aus dem Kreml so groß wie seit 60 Jahren nicht mehr. Heute ist Tag 226 im russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

+++ Putin-Geburtstag: Patriarch ruft zum Gebet auf, Kadyrow gratuliert +++

Neben zahlreichen Gratulationen zu seinem 70. Geburtstag hat der russische Präsident Wladimir Putin auch geistlichen Beistand erhalten. Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, rief zum Gebet für den Kremlchef auf, der auch Oberbefehlshaber und Initiator des Krieges gegen die Ukraine ist. «Gott hat Sie an das Steuer der Macht gestellt, damit Sie einen Dienst besonderer Wichtigkeit und großer Verantwortung für das Schicksal des Landes und des Ihnen anvertrauten Volkes leisten», heißt es im am Freitag veröffentlichten Glückwunschtelegramm Kirills.

Wladimir Putin (Bild: Sputnik/Grigory Sysoyev/Pool via Reuters)
Wladimir Putin (Bild: Sputnik/Grigory Sysoyev/Pool via Reuters)

In einem Brief an die Priesterschaft rief der Kirchenführer zudem zu zweitägigen Gebeten für Putins Gesundheit und Langlebigkeit auf. Putin feiert seinen Geburtstag in seiner Heimatstadt St. Petersburg. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan telefonierte mit ihm an dessen Geburtstag, wie der Kreml mitteilte.

Ein langes Glückwunschvideo nahm der mit harter Hand regierende und wegen schwerster Verbrechen gegen die Menschlichkeit kritisierte Chef der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, im Nordkaukasus auf. Putin habe in der Geschichte des tschetschenischen Volkes eine Schlüsselrolle gespielt und die Region vom Terror befreit, meinte der 46-Jährige.

+++ Selenskyj: Nato muss russischen Atomwaffeneinsatz verhindern +++

Die Nato muss nach Ansicht Selenskyjs die Möglichkeit eines russischen Atomwaffeneinsatzes verhindern - notfalls mit Präventivschlägen. Selenskyj betonte bei einem Auftritt vor dem Lowy Institut die Bedeutung von Präventivmaßnahmen. Die Nato «muss die Möglichkeit eines Atomwaffeneinsatzes durch Russland ausschließen. Wichtig ist aber - ich wende mich wie vor dem 24. Februar deshalb an die Weltgemeinschaft - dass es Präventivschläge sind, damit sie wissen, was ihnen blüht, wenn sie sie anwenden.» Er betonte: «Nicht umgekehrt: Auf Schläge von Russland warten, um dann zu sagen: "Ach du kommst mir so, dann bekommst du jetzt von uns"».

Selenskyjs Sprecher Serhij Nykyforow betonte umgehend, dessen Forderung sei falsch verstanden worden. Der ukrainische Präsident habe lediglich gesagt, vor dem 24. Februar - dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine - seien Präventivmaßnahmen nötig gewesen, um den Krieg zu verhindern.

In seiner Rede lehnte der ukrainische Präsident Gebietsabtretungen an Russland ab, um Kremlchef Wladimir Putin zu beschwichtigen und einen Frieden zu erzielen. Der Aggressor dürfe für das Losschlagen des Kriegs nicht belohnt, sondern müsse besiegt werden. Einen Atomschlag gegen die Ukraine werde Putin nicht überleben, so der 44-Jährige.

+++ Kreml: Selenskyj fordert Beginn des Dritten Weltkriegs +++

Der Kreml hat die Äußerungen Selenskyjs in Richtung Nato zu möglichen Präventivschlägen gegen Russland scharf verurteilt. «Die Erklärungen Selenskyjs sind nichts anderes als ein Aufruf zum Beginn des Dritten Weltkriegs mit unvorhersehbaren schrecklichen Folgen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Auch das russische Außenministerium kritisierte Selenskyjs Äußerungen heftig.

Laut Peskow lenken die USA und Großbritannien die Handlungen Kiews. Außenamtssprecherin Maria Sacharowa behauptete, der Westen zettele einen Atomkrieg an. «Jeder Mensch auf dem Planeten muss erkennen, dass die mit Waffen vollgepumpte und unstabile Marionette Selenskyj sich in ein Monster verwandelt hat, mit dessen Händen man den ganzen Planeten vernichten kann», sagte sie.

+++ Biden: So nahe am «Armageddon» wie seit Kuba-Krise nicht mehr +++

US-Präsident Biden sieht die Gefahr einer atomaren Konfrontation mit katastrophalen Folgen nach Drohungen aus dem Kreml so groß wie seit 60 Jahren nicht mehr. Die Welt habe seit der Kuba-Krise 1962 nicht vor der Aussicht auf ein «Armageddon» gestanden, sagte Biden laut mitreisenden Journalisten bei einem Auftritt in New York.

Er kenne Putin ziemlich gut, so Biden demnach. Der Kremlchef scherze nicht, wenn er über den potenziellen Einsatz taktischer Atomwaffen sowie Chemie- und Biowaffen spreche, da das russische Militär in den Kampfhandlungen in der Ukraine schwächele.

+++ Selenskyj fordert weiter Druck gegen Moskau und AKW-Rückgabe an Kiew +++

In seiner abendlichen Videoansprache ging Selenskyj nicht auf seine Irritationen hervorrufenden Worte ein. Stattdessen betonte er einmal mehr die von Russland ausgehende atomare Gefahr. Er forderte den Westen dazu auf, den Druck auf Moskau hochzuhalten - auch um die Rückgabe des annektierten AKW Saporischschja zu erzwingen. «Ich danke allen für ihre Unterstützung, die für die Rückgabe der vollen ukrainischen Kontrolle über das Kraftwerk und dessen vollständige Entmilitarisierung kämpfen», sagte Selenskyj. Die 500 russischen Soldaten in der Nuklearanlage bezeichnete er als Katastrophenrisiko.

Kremlchef Putin hatte am Mittwoch im Zuge der Annexion das AKW für Russland in Besitz genommen. Selenskyj nannte den Schritt «wertlos und dumm». Ein Kernkraftwerk sei kein Palast, den man stehlen könne, spielte er auf Enthüllungen zu Putins Luxuspalast am Schwarzen Meer an. Zugleich bedankte sich Selenskyj beim Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi. Dieser habe ihm versichert, dass die IAEA allein die Ukraine als Besitzer des AKW betrachte.

Auch von der EU forderte Selenskyj diplomatischen Druck, um die Rückgabe des AKW zu erreichen. Sonst sei die Ukraine nicht in der Lage, überschüssigen Strom für den Export in die EU zu produzieren. Er lobte das neue EU-Sanktionspaket. Zugleich drängte er darauf, dass Russland keine Gewinne mehr aus dem Öl- und Gasverkauf ziehen dürfe.