Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Freitag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Unser Nachrichtenticker ist fĂŒr heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Pistorius: Halte Lieferung von Kampfflugzeugen fĂŒr ausgeschlossen

  • Nach Baerbock-Aussage betont Regierung: Sind keine Kriegspartei

  • EU verlĂ€ngert Wirtschaftssanktionen gegen Russland um halbes Jahr

  • Russland: USA könnten Konflikt in Ukraine schnell beenden

  • Detonationen um AKW Saporischschja: IAEA dringt auf Sicherheitszone

  • Selenskyj pocht auf weitere MilitĂ€rhilfe

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Pistorius: Halte Lieferung von Kampfflugzeugen fĂŒr ausgeschlossen +++

Verteidigungsminister Boris Pistorius hat der Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine eine Absage erteilt. «Ich halte das fĂŒr ausgeschlossen», sagte der SPD-Politiker der «SĂŒddeutschen Zeitung» (Wochenendausgabe). «Kampfflugzeuge sind viel komplexere Systeme als Kampfpanzer und haben eine ganz andere Reichweite und Feuerkraft. Da wĂŒrden wir uns in Dimensionen vorwagen, vor denen ich aktuell sehr warnen wĂŒrde.»

Verteidigungsminister Boris Pistorius (Bild: REUTERS/Fabrizio Bensch)
Verteidigungsminister Boris Pistorius (Bild: REUTERS/Fabrizio Bensch)

Die Ukraine fordert fĂŒr ihren Abwehrkampf gegen Russland auch Kampfflugzeuge. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte eine solche Lieferung am Mittwoch im Bundestag allerdings abgelehnt. «Dass es nicht um Kampfflugzeuge geht, habe ich ja sehr frĂŒh klargestellt und mache das auch hier», sagte er.

Mit Blick auf die jĂŒngste Entscheidung, der Ukraine Leopard-2-Panzer zu liefern, betonte Pistorius: «Wir werden durch diese Lieferung nicht zur Kriegspartei.» Man sei völkerrechtlich auf der sicheren Seite, «das sagen uns alle Experten». Er fĂŒgte hinzu: «Nur wissen wir auch, dass (Russlands PrĂ€sident Wladimir) Putin sich fĂŒr das Völkerrecht nicht sonderlich interessiert.» Deutschland sei nicht aktive Kriegspartei - und dabei werde es bleiben.

+++ Nach Baerbock-Aussage betont Regierung: Sind keine Kriegspartei +++

Nach einer umstrittenen Äußerung von Außenministerin Annalena Baerbock hat die Bundesregierung betont, dass Deutschland im Ukraine-Krieg keine Kriegspartei ist. «Die Nato und Deutschland sind in diesem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine nicht Kriegspartei», sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann am Freitag in Berlin. «Wir unterstĂŒtzen die Ukraine, aber wir sind nicht Kriegspartei.»

Baerbock (GrĂŒne) hatte am Dienstag beim Europarat in Straßburg mit folgenden Worten zum Zusammenhalt der westlichen VerbĂŒndeten aufgerufen: «Wir kĂ€mpfen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander.» Die russischen Staatsmedien griffen diese Aussage dankbar als zentralen SchlĂŒsselsatz fĂŒr Kriegspropaganda auf - als Beleg dafĂŒr, dass Deutschland und die anderen EU-LĂ€nder direkte Konfliktpartei in der Ukraine seien und gegen Russland kĂ€mpften.

Außenministerin Annalena Baerbock (Bild: Horacio Villalobos#Corbis/Corbis via Getty Images)
Außenministerin Annalena Baerbock (Bild: Horacio Villalobos#Corbis/Corbis via Getty Images)

In der lĂ€ngeren Diskussion, in der die Aussage fiel, sei es darum gegangen zu unterstreichen, dass die EU, die G7-Staaten und die Nato geeint gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine stĂŒnden, erklĂ€rte ein Sprecher des AuswĂ€rtigen Amts am Freitag in Berlin. «Die russische Propaganda nimmt immer wieder Äußerungen, SĂ€tze, Haltungen, Positionen der Bundesregierung, unserer Partner, und dreht sie so, dass es ihrem Ziel dient. Darauf jetzt hier einzugehen, ist meines Erachtens nicht sinnvoll», sagte der Sprecher. «Wer hier eskaliert, ist Russland.» Im völkerrechtlichen Sinne sei Deutschland keine Konfliktpartei. «In diesem Kontext muss die Außenministerin verstanden werden», sagte der Sprecher.

Auch die deutsche Botschaft in Moskau stĂŒtzte sich auf diese Position: «Die Ukraine dabei mit Material zu unterstĂŒtzen, ihr in der UNO-Charta verbrieftes individuelles Selbstverteidigungsrecht gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auszuĂŒben, macht Deutschland nicht zu einer Konfliktpartei.»

+++ EU verlÀngert Wirtschaftssanktionen gegen Russland um halbes Jahr +++

Die EU hat die bestehenden Wirtschaftssanktionen gegen Russland wegen der Aggression gegen die Ukraine um ein halbes Jahr verlĂ€ngert. Nach einem Beschluss der EU-Staaten vom Freitag laufen die Maßnahmen nun bis zum 31. Juli, wie der Rat der EU mitteilte.

Erste EU-Strafmaßnahmen gegen Russland wurden bereits nach dem Absturz eines malaysischen Flugzeugs mit 298 Menschen ĂŒber der Ostukraine im Juli 2014 eingefĂŒhrt. Ermittlungen zufolge schossen prorussische Separatisten die Maschine ab. Nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar 2022 weitete die EU ihre Sanktionen massiv aus.

Derzeit umfassen die Maßnahmen unter anderem BeschrĂ€nkungen in den Bereichen Handel, Finanzen, Technologie und Verkehr. Auch wurden mehrere russische Banken vom Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift ausgeschlossen, und es gibt einen weitgehenden Importstopp fĂŒr Rohöl aus Russland.

+++ Russland: USA könnten Konflikt in Ukraine schnell beenden +++

Die USA könnten aus Sicht des russischen PrĂ€sidialamts den Krieg in der Ukraine rasch beenden. «Der PrĂ€sident der USA kann das sehr schnell tun, indem er, sagen wir, seine Möglichkeiten einsetzt und dem Kiewer Regime faktisch einfach die Anweisungen erteilt», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. In Washington liege ein SchlĂŒssel zur Lösung, allerdings werde dort der Weg der Eskalation gewĂ€hlt. So sei etwa der Beschluss zur Lieferung europĂ€ischer Kampfpanzern an die Ukraine unter dem Druck der USA gefallen.

Russland sieht den Westen mit den USA an der Spitze als Konfliktpartei. Die USA unternĂ€hmen unter PrĂ€sident Joe Biden keine Schritte, um den Konflikt auf dem Verhandlungsweg zu lösen, sagte Peskow. «Wir sehen jetzt, dass der derzeitige Chef im Weißen Haus dies nicht tun will, den «SchlĂŒssel» nicht benutzen will und im Gegenteil den Weg einer weiteren Bewaffnung der Ukraine wĂ€hlt», sagte der Sprecher von PrĂ€sident Wladimir Putin.

PrÀsident Wladimir Putin (Bild: Contributor/Getty Images)
PrÀsident Wladimir Putin (Bild: Contributor/Getty Images)

Zugleich kritisierte Peskow, dass die USA die Privatarmee Wagner des Putin-Vertrauten Jewgeni Prigoschin als internationale kriminelle Vereinigung eingestuft haben. Die Anschuldigungen und die «DĂ€monisierung» der Gruppe seien haltlos. Es seien keine Beweise fĂŒr etwaige Verbrechen vorgelegt worden. Auch Prigoschin fordert von den USA immer wieder, Beweise zu erbringen.

+++ Detonationen um AKW Saporischschja: IAEA dringt auf Sicherheitszone +++

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) dringt erneut auf eine Sicherheitszone rund um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja. Eine solche Zone wĂŒrde dafĂŒr sorgen, dass das Kraftwerk nicht beschossen wĂŒrde, und dass es von dort aus keinen Beschuss gebe, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi in der Nacht zu Freitag. Anlass der Forderung waren mehrere Detonationen im Umfeld von Europas grĂ¶ĂŸtem Atomkraftwerk am Donnerstag. Solche VorfĂ€lle wĂŒrden fast tĂ€glich von IAEA-Experten in dem russisch besetzten Kraftwerk verzeichnet.

Er wies auch russische VorwĂŒrfe zurĂŒck, dass in ukrainischen Atomkraftwerken von Kiew Waffen gelagert wĂŒrden. IAEA-Teams, die seit voriger Woche in allen AKWs stationiert sind, hĂ€tten nichts festgestellt, was mit den Sicherheitsvorkehrungen fĂŒr solche Nuklearanlagen unvereinbar wĂ€re.

+++ Selenskyj pocht auf weitere MilitÀrhilfe +++

Der ukrainische PrĂ€sident Wolodymyr Selenskyj hat den Bedarf seines Landes an weiteren Waffenlieferungen ĂŒber die nun zugesagten Kampfpanzer hinaus bekrĂ€ftigt. «Die russische Aggression kann nur mit adĂ€quaten Waffen gestoppt werden», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Donnerstag.

Die Ukraine braucht eigenen Angaben zufolge fĂŒr die Abwehr der seit elf Monaten andauernden russischen Invasion unter anderem auch Kampfflugzeuge. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat eine solche Lieferung allerdings abgelehnt. Das an die Ukraine grenzende EU-Land Polen hingegen zeigt sich fĂŒr diese Idee grundsĂ€tzlich offen. Auch die US-Regierung schließt die Lieferung von Kampfjets an die Ukraine nicht aus. Unterdessen sind die ersten ukrainischen Soldaten zur Ausbildung am SchĂŒtzenpanzer Marder in Deutschland eingetroffen.

«Der Terrorstaat wird es anders nicht verstehen», begrĂŒndete Selenskyj seine Forderung nach weiteren Waffenlieferungen. Die jĂŒngste russische Angriffswelle mit mindestens elf Toten wenige Stunden zuvor habe das noch einmal gezeigt, betonte er.

Der ukrainische PrÀsident Wolodymyr Selenskyj (Bild: Stanislav Ivanov/Global Images Ukraine via Getty Images)
Der ukrainische PrÀsident Wolodymyr Selenskyj (Bild: Stanislav Ivanov/Global Images Ukraine via Getty Images)

Am Mittwoch hatte die Bundesregierung entschieden, dass Deutschland in einem ersten Schritt 14 Leopard-Kampfpanzer des Typs 2A6 an die ukrainischen StreitkrĂ€fte ĂŒbergeben werde. Auch andere LĂ€nder sollten eine Genehmigung erhalten, um die in Deutschland hergestellten Panzer an das angegriffene Land weitergeben zu können. DarĂŒber hinaus wollen die USA Abrams-Kampfpanzer beisteuern.

+++ Polen wĂŒrde Lieferung von Kampfflugzeugen unterstĂŒtzen +++

Polens Regierung wiederum wĂŒrde es nach eigenen Angaben unterstĂŒtzen, wenn die Nato eine Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine beschließen sollte. «Ich glaube, wir, die Nato, mĂŒssen mutiger sein», sagte MinisterprĂ€sident Mateusz Morawiecki dem französischen Sender LCI. Aber natĂŒrlich könne es sich nur um eine Entscheidung der Nato als Ganzes handeln, sagte der Regierungschef.

+++ USA und Frankreich schließen Lieferung von Kampfjets nicht aus +++

Die USA und Frankreich schließen eine Lieferung von Kampfjets an die von Russland angegriffene Ukraine nicht aus. Auf die Frage, ob die USA die Lieferung von Kampfjets in ErwĂ€gung ziehen, sagte der stellvertretende Nationale Sicherheitsberater von US-PrĂ€sident Biden, Jon Finer, im US-Fernsehsender MSNBC, man habe kein bestimmtes Waffensystem ausgeschlossen. Man werde die UnterstĂŒtzung danach ausrichten, was die Ukraine brauche. «Wir werden das sehr sorgfĂ€ltig diskutieren», sagte Finer am Donnerstag (Ortszeit) im Hinblick auf Anfragen der Ukraine.

Ähnlich Ă€ußerte sich der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der französischen Nationalversammlung, Thomas Gassilloud, britischen Medienberichten zufolge am Donnerstag in London: «Wir mĂŒssen Anfragen von Fall zu Fall untersuchen und alle TĂŒren offen lassen.»

+++ Kanada schickt Ukraine vier Leopard-Kampfpanzer +++

Selenskyj dankte in seiner jĂŒngsten Ansprache insbesondere Kanada, das wenige Stunden zuvor angekĂŒndigt hatte, ebenfalls vier Leopard-Panzer zu liefern. Damit bestehe die - von ihm so bezeichnete - Panzer-Koalition nun schon aus zwölf LĂ€ndern, sagte Selenskyj. Die Lieferung der Kampfpanzer werde «in den kommenden Wochen» erfolgen, sagte Kanadas Verteidigungsministerin Anita Anand. Zudem sollten kanadische Soldaten ihre ukrainischen Pendants bei der Inbetriebnahme der Panzer unterstĂŒtzen. Kanada denke darĂŒber nach, zu einem spĂ€teren Zeitpunkt weitere Panzer zu schicken.

+++ Ukrainische Soldaten fĂŒr Panzer-Ausbildung in Deutschland +++

In Deutschland sind die ersten ukrainischen Soldaten fĂŒr eine Ausbildung am SchĂŒtzenpanzer Marder eingetroffen. Die Gruppe landete bereits am Donnerstag in Köln und sollte zeitnah mit dem Training an dem Waffensystem beginnen, wurde der Deutschen Presse-Agentur in Berlin aus Sicherheitskreisen erklĂ€rt. Die Ausbildung ist Teil der MilitĂ€rhilfe fĂŒr die Ukraine, der auch 40 Marder ĂŒberlassen werden sollen. Die USA schicken der Ukraine SchĂŒtzenpanzer vom Typ Bradley.

+++ Pentagon: Lieferung von Panzern kein «symbolischer» Akt +++

Die Lieferung von Abrams-Kampfpanzern ist nach den Worten der US-Regierung kein «symbolischer» Akt. Sie höre Aussagen, wonach die AnkĂŒndigung der USA nur dazu gedient habe, fĂŒr VerbĂŒndete den Weg fĂŒr Panzerlieferungen freizumachen, sagte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh. Dies sei jedoch nicht der Fall. Die US-Kampfpanzer wĂŒrden der Ukraine auf dem Schlachtfeld einen Vorteil verschaffen, so Singh weiter. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine könne sich noch ĂŒber Jahre hinziehen. Die Bereitstellung der Abrams-Panzer zeige daher das langfristige Engagement der USA, betonte die Sprecherin.

+++ Plenarversammlung des Europarats fordert Kriegstribunal +++

Die Parlamentarische Versammlung des Europarats hat angesichts des Kriegs in der Ukraine einstimmig die Einrichtung eines internationalen Kriegsverbrechertribunals gefordert. Das Tribunal in Den Haag solle die politischen und militĂ€rischen AnfĂŒhrer Russlands und seines VerbĂŒndeten Belarus verfolgen, die den Angriffskrieg gegen die Ukraine «geplant, vorbereitet, eingeleitet oder ausgefĂŒhrt» hĂ€tten, erklĂ€rte die Versammlung in Straßburg.