Werbung

Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Sonntag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Dieser Ticker wird fortlaufend aktualisiert.

  • Ukraine hat volle Kontrolle über befreite Stadt Lyman

  • Experten: Putin hat den Rückzug selbst angeordnet

  • Papst appelliert an Putin und Selenskyj

  • Deutschland bestellt russischen Botschafter ein

  • Lambrecht: Ukraine bekommt zusätzlich 16 Haubitzen aus Slowakei

  • Lauterbach spricht von Krieg mit Putin

  • Russisches Gericht: Annexion ukrainischer Gebiete ist rechtens

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Ukraine hat wieder volle Kontrolle über Lyman +++

Nach dem Rückzug russischer Truppen aus Lyman im Osten des Landes hat die Ukraine nach eigenen Angaben wieder die volle Kontrolle über die Stadt erlangt. Lyman sei «vollständig geräumt», sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums hatte am Samstag den Rückzug aus Lyman in der Ostukraine bekanntgegeben und den Schritt mit der Gefahr einer Einkesselung begründet. Zuvor hatten ukrainische Behörden von rund 5000 eingekesselten russischen Soldaten gesprochen. Nach Einschätzung britischer Geheimdienste erlitten die Russen bei dem Rückzug hohe Verluste.

+++ Experten: Putin hat den Rückzug selbst angeordnet +++

Die Militärexperten des renommierten Institute for the Study of War sehen in dem Rückzug russischer Truppen aus Lyman «mit ziemlicher Sicherheit» eine bewusste Entscheidung Putins. Nicht die Kommandeure hätten entschieden, dass die Frontlinien nahe der Städte Kupjansk oder Lyman nicht verstärkt werden, sondern der Präsident selbst. Es deute darauf hin, dass sich Putin vielmehr um die Sicherung strategischer Gebiete in den Regionen Cherson und Saporischschja bemühen wolle. Lyman liegt in der Region Donezk.

+++ Papst appelliert an Putin und Selenskyj +++

Angesichts der Eskalation des Kriegs bat Papst Franziskus Kremlchef Wladimir Putin und Kiews Präsidenten Wolodymyr Selenskyj um ein Einlenken. Sein Appell richte sich in erster Linie an Putin, den er bat, die Spirale von Gewalt und Tod zu stoppen, auch zum Wohle seines eigenen Volkes. Er sei zutiefst «betrübt über die Ströme von Blut und Tränen, die in diesen Monaten vergossen wurden», sagte Franziskus. «Andererseits appelliere ich, in großer Betroffenheit über das unermessliche Leid des ukrainischen Volkes infolge der Aggression, die es erlitten hat, ebenso zuversichtlich an den Präsidenten der Ukraine, für ernsthafte Friedensvorschläge offen zu sein.»

Bild: Getty Images
Bild: Getty Images

+++ Russisches Gericht: Annexion ist rechtens +++

Russlands Verfassungsgericht sieht in der international nicht anerkannten Annexion von vier ukrainischen Gebieten keinen Verstoß gegen russische Gesetze. Die Aufnahme der Gebiete Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja in die Russische Föderation stehe im Einklang mit der Verfassung, teilte das Gericht mit.

+++ Deutschland bestellt russischen Botschafter ein +++

Wie mehrere europäische Länder hat auch Deutschland den russischen Botschafter einbestellt. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es am Sonntag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, der Botschafter Sergej Netschajew sei «zeitnah ins Auswärtige Amt einbestellt» worden. Die Bundesregierung reagiert damit auf die weitere Eskalation des russischen Krieges in der Ukraine und die Annexion von vier ukrainischen Regionen durch Russland. Auch in Italien wurde der dortige Botschafter für Montag einbestellt, in Belgien geschah das schon am Freitag.

+++ Lambrecht: Ukraine bekommt zusätzlich 16 Haubitzen aus Slowakei +++

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat für das kommende Jahr die Lieferung von 16 Radhaubitzen aus slowakischer Produktion an die Ukraine angekündigt. Die Systeme vom Typ Zuzana würden in der Slowakei produziert und gemeinsam mit Dänemark, Norwegen und Deutschland finanziert, sagte die SPD-Politikerin der ARD-Sendung «Bericht aus Berlin» am Sonntag nach der Rückkehr von ihrer ersten Reise in die Ukraine nach Kriegsbeginn am 24. Februar.

In der Slowakei seien die entsprechenden Produktionsstätten vorhanden, sagte Lambrecht. «Das zeigt, wie wichtig das ist, immer wieder mit seinen Partnern zusammen solche Möglichkeiten auszuloten, aber dann auch umzusetzen», ergänzte die Ministerin. Die Zuzana-Haubitze ist das Vorzeigeprodukt der slowakischen Verteidigungsindustrie und das einzige im Land produzierte schwere Waffensystem. Sie kann nach Herstellerangaben alle Arten von Nato-Munition des Kalibers 155 Millimeter verschießen.

Bild:  REUTERS/Michele Tantussi
Bild: REUTERS/Michele Tantussi

Lambrecht hatte der Ukraine bei ihrem Besuch die rasche Lieferung einer ersten Einheit des Luftabwehrsystems Iris-T SLM zugesichert. Deutschland will der Ukraine zunächst vier der jeweils 140 Millionen Euro teuren Systeme zur Verfügung stellen. Die Finanzierung von drei weiteren Systemen ist gesichert.

+++ Russland meldet Kämpfe gegen ukrainische Truppen +++

Ukrainische Truppen starteten nach Angaben aus Moskau eine Offensive im Süden des Landes. Sie sollen dabei viele Verluste erlitten haben. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums wurde etwa im Gebiet Mykolajiw und der Ortschaft Andrijiwka im Gebiet Cherson gekämpft. Dabei seien mehr als 240 ukrainische Soldaten getötet und 31 Panzer zerstört worden. Angaben aus dem Kriegsgebiet lassen sich in der Regel gar nicht oder nur schwer überprüfen.

+++ Lauterbach: "Wir sind im Krieg mit Putin" +++

Als erster Bundesminister hat Gesundheitsressortchef Karl Lauterbach davon gesprochen, dass sich Deutschland mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin «im Krieg» befinde. Der SPD-Politiker benutzte die Formulierung am Samstagabend auf Twitter in einer Reaktion auf den Vorschlag, einzelne Nato-Staaten sollten Russland garantieren, dass die Ukraine nicht in die Nato aufgenommen werde, um so den Boden für Verhandlungen zur Beendigung des russischen Angriffskriegs gegen das Land zu bereiten.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (Bild: REUTERS/Lisi Niesner)
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (Bild: REUTERS/Lisi Niesner)

«Mal ehrlich: Was sollen denn jetzt Kniefälle vor Putin bringen?», fragte Lauterbach daraufhin auf Twitter. «Wir sind im Krieg mit Putin und nicht seine Psychotherapeuten. Es muss weiter konsequent der Sieg in Form der Befreiung der Ukraine verfolgt werden. Ob das Putins Psyche verkraftet, ist egal.»

Der völkerrechtliche Begriff Krieg im klassischen Sinne ist nach Darlegung des Wissenschaftlichen Diensts des Bundestags gekennzeichnet durch: einen bewaffneten Kampf zwischen Staaten oder Staatengruppen und eine Kriegserklärung oder ein Ultimatum. Es wird darauf hingewiesen, dass manche Völkerrechtler auf das letztere Merkmal verzichten und Krieg als Gewaltmaßnahme unter Abbruch der diplomatischen Beziehungen definieren.