"Sie war eine von uns": Trauer um von Impfgegnern bedrohte Ärztin (36)

In Österreich sind viele geschockt über den Tod der Ärztin Dr. Lisa-Maria Kellermayr, die tot in ihrer Praxis in Seewalchen am Attersee aufgefunden wurde.

Die Allgemeinmedizinerin war seit Monaten von Corona-Leugnern und Impfgegnern bedroht worden, nachdem die 36-Jährige als Expertin die Wirkung von Impfungen gegen Covid-19 betont hatte.

Wie die Oberösterreichischen Nachrichten melden, wurde aber keine Obduktion angeordnet, weil laut Staatsanwaltschaft Fremdverschulden ausgeschlossen werden konnte. Auch gegenüber dem STANDARD bestätigte die Justiz, dass von einem Suizid auszugehen ist.

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Laut der Politikwissenschaftlerin und Expertin für Rechtsextremismus Natascha Strobl feiern Querdenker den Tod von Dr. Kellermayr im Internet. Wie Strobl erklärt, werde "ihr Tod depolitisiert und die Verhältnisse umgedreht. Man darf das nicht politisieren und wie gemein ist es jetzt „Maßnahmengegner“ da rein zu mengen. Sie selbst sind die Opfer, nicht Frau Dr Kellermayr. Eine besonders widerliche Opfer-Täter-Verdrehung."

"Heute nur noch Nachdenkliches. Sie war eine von uns", schreibt Twitter-User @hypnos1974, der sich auch "Der Schmerztherapeut" nennt.

Der Chefredakteur des FALTER meint, der Tod von Lisa-Maria Kellermayr sei "so unglaublich traurig". Die "Angst vor den Stalkern" habe sie "nicht losgelassen". Im Gespräch mit Florian Klenk beklagte die Ärztin auch eine Tweet-Reaktion der Polizei, die die Coronaleugner noch mehr angestachelt und die Drohungen noch verschärft habe.

Auf Twitter hatte Dr. Lisa-Maria Kellermayr noch Ende Juni von den Anfeindungen berichtet und dass sie mehr als 100.000 Euro für die Sicherheit ihrer Praxis sowie ihrer Beschäftigten habe ausgeben müssen.

Österreichs Gesundheitsminister - von dem sich die Ärztin offenbar im Stich gelassen fühlte - schrieb auf Twitter: "Die Nachricht über den Tod von Dr. Kellermayr bestürzt mich zutiefst. Als Ärztin hat sie ihr Leben der Gesundheit und dem Wohlergehen anderer gewidmet. Morddrohungen gegen sie und ihre Mitarbeitenden waren brutale Realität. Hass gegen Menschen ist unentschuldbar. Dieser Hass muss endlich aufhören. Meine Gedanken sind bei der Familie und den Angehörigen von Dr. Kellermayr.

Am Montag sollte eine Mahnwache für die Medizinerin in Linz stattfinden.

Hinweis der Redaktion:

Wenn Sie deprimiert sind, können Sie sich in Deutschland per Chat, Mail oder telefonisch kostenlos und anonym unter 0800/111 0 111 beraten lassen. Ein muslimisches Beratungstelefon gibt es rund um die Uhr unter 030 - 44 3509 821 (oder wenn nicht in Deutschland: 0049 - 30 / 44 35 09 821). In Österreich können Sie sich unter der Telefonnummer 142 beraten lassen oder im Internet. In der Schweiz hilft die Dargebotene Hand im Internet und unter der Telefonnummer 143.

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