Wie werde ich Florist/in?

Hier soll jede Blüte zur Geltung kommen: Lisa Eva Zienc macht in Berlin eine Ausbildung zur Floristin.
Hier soll jede Blüte zur Geltung kommen: Lisa Eva Zienc macht in Berlin eine Ausbildung zur Floristin.

Wer Floristin werden will, braucht nicht nur Sinn für Ästhetik, sondern auch Leidenschaft und Durchhaltevermögen. Denn die Vergütung ist gering, die Konkurrenz groß.

Berlin (dpa/tmn) - Es ist ein großer Temperatursturz, von der hochsommerlichen Hitze in den kühlen, etwas dunklen Blumenladen einzutreten. Zwischen Gestecken, Grußkarten und einem plätschernden Brunnen macht Lisa Eva Zienc seit zwei Jahren ihre Ausbildung.

Sie ist eine von etwa 2500 angehenden Floristen und Floristinnen in Deutschland, wobei der Anteil an Männern nicht einmal bei zehn Prozent liegt. Bei «Blumen- und Gartenkunst» in Alt-Moabit (Berlin) pflegt Zienc Pflanzen, bindet Sträuße und hebt auch mal schwere Wasserkanister.

Ein Strauß muss jeder Blume gerecht werden

Zienc gefällt das praktische Arbeiten - und dass sie ihre Kreativität einbringen kann. «In der Ausbildung habe ich richtig sehen gelernt», erklärt sie und bindet einen ausladenden Strauß ab. «Es geht eigentlich immer darum, jeder Blume in ihrer Farbe, Form und Wuchsrichtung gerecht zu werden.»

Also aufmerksam beobachten, ob die Blütenfarbe warm und kalt ist und welches Schnittgrün dazu passt, sodass der fertige Strauß harmonisch abgestimmt ist und sich jede Blüte «zum einen gut in das Ganze einfügt, zum anderen aber auch einen Platz erhält, an dem sie bestmöglich inszeniert wird und wirken kann», erklärt Zienc.

Kreativität zwischen Dreck und Dornen

Floristik ist in erster Linie ein ästhetischer Beruf, bei dem das Handwerk aber nicht zu kurz kommt. Gerade die körperliche Belastung - der Temperaturwechsel zwischen Lagerraum, Büro und Verkaufsraum, das stundenlange Stehen oder auch das Abdornen von Schnittblumen - kann Auszubildende abschrecken. Dreck sollten sie ebenso aushalten können.

Geringe Bezahlung und Stress an Feiertagen

Neben der praktischen Arbeit im Betrieb wird an der Berufsschule Farbenlehre, Raumgestaltung und Pflanzenpflege vermittelt. Bei einer Ausbildungsvergütung, die in tarifgebundenen Betrieben laut Bundesagentur für Arbeit (BA) bei zwischen 425 Euro (im Osten) und 634 Euro (im Westen) im ersten Lehrjahr liegt, entscheiden sich Auszubildende aus Freude am Beruf und nicht aus finanziellen Erwägungen für die Floristik. Seit dem 01. Januar 2020 gilt für neu abgeschlossene Verträge bundesweit die Mindestausbildungsvergütung von monatlich 515 Euro brutto im ersten Lehrjahr.

Die Verdienstaussichten sind abhängig von Betrieb und Bundesland. Das mittlere monatliche Bruttoentgelt für ausgebildete Floristen liegt laut Daten des Entgeltatlas der BA bei rund 1810 Euro.

An Feiertagen wie Mutter- oder Valentinstag ist besonders viel los. «Weihnachten ist die wildeste Zeit», erzählt Zienc. Gerade, wenn andere feiern, ist für Floristinnen viel zu tun. Und bei einer 10-Stunden-Schicht sind dann auch die Illusionen vom gemütlichen Sträußebinden verschwunden, betont Andreas Thomas Tunger, Ausbilder und Inhaber bei «Blumen- und Gartenkunst».

Die eigene Handschrift beim Sträußebinden

Sträuße und Gestecke binden Floristen und Floristinnen aber nicht nur für Feiertage, sondern für verschiedenste Anlässe. Mal möchte jemand besonders angesagte Blumensträuße, wie er sie zum Beispiel bei Pinterest gesehen hat, mal braucht jemand Rat beim Umtopfen seiner Zimmerpalme. Besonders schön ist es, wenn Kunden direkt nach ihrer Lieblingsfloristin fragen, denn beim Sträußebinden hat jede ihre eigene Handschrift.

Auch wenn der Floristikberuf für viele ein Handwerk ist, zählt er offiziell zum Einzelhandel. Kaufmännisches Denken ist also gefragt. Nach wie vor gilt allerdings: Aufwendige Blumenarrangements sind eine Kunst und eine gute Beratung der Kundschaft Ehrensache.

Gerade in Zeiten, in denen Hochzeitsfeiern immer opulenter und die Erwartungen an so einen Tag nahezu unrealistisch werden, können besonders gelernte Floristen zeigen, was machbar und was unmöglich ist. Ein guter Florist habe das Spiel von Licht und Farbe verstanden und könne zum Beispiel auch in dunklen Kirchen Blumen zur Geltung bringen, so Tunger.