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Die unerträgliche Fratze des Fußballs

Buenos Aires, Athen, Dortmund – die jüngsten Gewaltexzesse zeichnen wieder mal ein verheerendes Bild. Der Fußball bekommt sein größtes Problem einfach nicht in den Griff.

Ein Kommentar von Yahoo Sport-Redakteur Tommy Gaber

Vor und während des Spiels zwischen AEK Athen und Ajax Amsterdam kam es zu schweren Ausschreitungen.
Vor und während des Spiels zwischen AEK Athen und Ajax Amsterdam kam es zu schweren Ausschreitungen.

In Buenos Aires wird einem vierjährigen Mädchen Pyrotechnik um den Bauch geklebt, damit man das Zeug besser ins Stadion schmuggeln kann. Praktisch zeitgleich geht auf den voll besetzten Mannschaftsbus des verhassten Rivalen ein Steinehagel nieder, Fensterscheiben bersten, Glassplitter fliegen Spielern ins Gesicht.

In Athen gehen rivalisierende Fans am Tag vor dem Spiel zwischen AEK und Ajax Amsterdam aufeinander los und zerlegen die halbe Innenstadt. Im Stadion werfen Fans von AEK Böller in die Gästekurve und zünden sogar eine Bezinbombe. Die Polizei jagt die Ajax-Anhänger mit Schlagstöcken, Zuschauer stehen mit blutverschmierten Gesichtern im Block.

Und in Dortmund reißen Anhänger von Hertha BSC Türen und Waschbecken aus einem Sänitärbereich und gehen damit auf Polizisten los.

Die jüngsten Gewaltexzesse im Fußball zeichnen – mal wieder – ein unerträgliches Bild, die Verrohung nimmt dabei neue Dimensionen an. Verletzte Spieler durch Gewalteinwirkung in Buenos Aires, Bombenbau in Athen, zahlreiche Festnahmen und Anzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung.

Spieler haben Angst um ihr Leben

Das Final-Rückspiel der Copa Libertadores, vergleichbar mit der Champions League in Europa, zwischen River Plate Buenos Aires und Boca Juniors wurde abgesagt und soll außerhalb Argentiniens ausgetragen werden, weil der südamerikanische Verband und die Vereine die Sicherheit für Spieler und Zuschauer nicht mehr gewährleisten können.

“Wenn das Spiel stattgefunden hätte und wir sie geschlagen hätten, hätten sie uns umgebracht“, sagte Pablo Perez, Kapitän von Boca. Er habe eine Frau und drei Töchter, erzählte Perez. Die Älteste habe ihm umarmt und geweint, als er nach Hause kam. “Ich werde nicht in einem Stadion spielen, in dem ich sterben kann”, so Perez.

Lasst Euch was einfallen!

Auch wenn sich einiges getan hat, Vereine, Verbände und die Polizei auch grenzübergreifend intensiver und besser zusammenarbeiten, der präventive Dialog mit Ultras gesucht wird und Klubs wie Borussia Dortmund energisch gegen Krawallmacher aus den eigenen Reihen vorgehen, bekommt der Fußball sein größtes Problem nicht in den Griff.

Die Ajax-Fans, die in Athen randalierten, fielen auch schon bei den Auswärtsspielen in München und Lissabon negativ auf. Und in der Europa League kommt es regelmäßig zu Ausschreitungen, wie zuletzt vor beiden Spielen zwischen Eintracht Frankfurt und Lazio Rom.

Die hässliche Fratze des Fußballs muss endlich verschwinden. Ob durch schärfere Gesetze, mehr Stadionverbote, dem Ausschluss aus Wettbewerben für Vereine mit wiederholt randalierenden Anhängern, einer intensiveren Strafverfolgung oder durch neue Projekte zur Gewalt-Prävention – lasst Euch was einfallen!