Thiago-Erbe: Eigengewächs oder große Lösung?

Javi Martínez, der langjährige Pfeiler: wird offenbar gehen.

Thiago Alcántara: wohl ebenso.

Kai Havertz: wird doch (noch?) nicht kommen.

Beim FC Bayern München könnte in diesem Sommer eine unerwartet große Leerstelle im zentralen Mittelfeld entstehen, dem Herz des Systems von Trainer Hansi Flick.

Der Rekordmeister will sie nach SPORT1-Informationen noch füllen und einen Transfer einfädeln, um den Konkurrenzdruck auf das aktuelle Stamm-Duo Joshua Kimmich und Leon Goretzka hochzuhalten. Womöglich aber nutzt auch ein Talent die unerwartet große Chance, in der kommenden Saison auf sich aufmerksam zu machen.

SPORT1 blickt auf die Kandidaten, die das Erbe von Thiago und Martínez unter sich aufteilen könnten - intern und extern.

Potenzielle Transfers:

Ismael Bennacer:

Wäre eine große Lösung fürs Thiago-Erbe: Der 22 Jahre alte Algerier in Diensten des AC Mailand ist ein ähnlicher Spielertyp wie der Spanier - und soll vielleicht auch deshalb auch schon das Interesse von Thiagos altem Lehrmeister Pep Guardiola bei Manchester City auf sich gezogen haben.

Nicht zuletzt deshalb müssten die Bayern sich finanziell strecken, wenn sie Bennacer haben wollen. Die Rossonieri sollen 50 Millionen Euro für den 1,75 Meter großen Linksfuß verlangen, den sie selbst erst vor einem Jahr für 16 Millionen vom FC Empoli verpflichtet und bis 2024 gebunden haben.

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Donny van de Beek:

Der niederländische Nationalspieler war Stammkraft bei der berauschenden Champions-League-Saison von Ajax Amsterdam 2019, ein sich seit längerem anbahnender Transfer zu Real Madrid droht in den Corona-Wirren zu platzen.

Für Bayern wäre der variable Rechtsfuß eine interessante Option, auch für die Offensive. Der ehemalige HSV-Star Rafael van der Vaart hat dem 1,84-Meter-Mann (Vertrag bis 2022) soeben auch einen Wechsel zu den Bayern oder Borussia Dortmund empfohlen.

Denis Zakaria:

Der 23 Jahre alte Schweizer entwickelte sich in den vergangenen Jahren zum Leistungsträger bei Borussia Mönchengladbach, einen in der Bundesliga etablierten Spieler eines stärkeren Konkurrenten wegzukaufen, wäre auch ein nicht untypischer Bayern-Schachzug.

Der 1,90-Meter-Mann wäre eine robuste Alternative zu Goretzka, allerdings war er zuletzt am Knie verletzt. Nach SPORT1-Informationen will er eigentlich auch noch mindestens eine Saison in Gladbach bleiben und müsste umgestimmt werden.

Edouardo Camavinga:

Der erst 17 Jahre alte U21-Nationalspieler aus Frankreich hat die Ligue 1 im Sturm erobert, auch Paris Saint-Germain und Trainer Thomas Tuchel bekamen seine Qualitäten schon zu spüren. Könnte schon im Sommer den nächsten Schritt gehen.

Camavinga soll auf dem Zettel zahlreicher Großklubs stehen, neben Bayern werden auch Real Madrid und der BVB als potenzielle Abnehmer gehandelt.

Das Problem: Die Ablösesumme für das Juwel (Vertrag bis 2022) könnte schon in einem ähnlichen Bereich wie bei Bennacer liegen. Und da Camavinga mit Rennes die Champions League erreicht hat, könnte er auch zu dem Schluss kommen, dass die kurzfristige Entwicklungsperspektive auch ohne einen frühen Wechsel gegeben ist.

Interne Kandidaten:

Tanguy Nianzou:

Den französischen U18-Nationalspieler hat Bayern bereits verpflichtet, bei PSG setzte Tuchel den 1,87-Meter-Mann in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld ein - der vielseitige Teenager besetzt also dieselbe Nische wie Martínez. Wie lange er braucht, um sich in der Bundesliga zurechtzufinden, muss sich zeigen. Nianzou wird im Kampf um Einsatzzeiten aber in jedem Fall mitreden.

Michael Cuisance:

Die nahe Zukunft des 20 Jahre alten Ex-Gladbachers ist noch in der Schwebe: Lässt er sich in die französische Heimat ausleihen, um Spielpraxis zu sammeln? Oder sieht er die aktuelle Entwicklung als Chance, sich bei Bayern durchzubeißen?

Nach SPORT1-Informationen würde Flick den Youngster jedenfalls gern im Kader belassen, er glaubt an sein Potenzial.

Corentin Tolisso:

Der 41,5-Millionen-Euro-Transfer ist der Bürde seiner hohen Ablöse in seinen drei Bayern-Jahren nicht ganz gerecht geworden, eine Knöchel-OP warf ihn zuletzt wieder zurück.

Schon vorher hatte er aber einen schweren Stand, sowohl unter Niko Kovac als auch unter Hansi Flick fehlte er mehrmals im Kader, auch wenn er fit war. Könnte verkauft werden, wenn ein Angebot kommt, mit dem Bayern leben kann - bleibt er, wird er es weiter schwer haben: Die Transferpläne der Bayern sind kein Vertrauensbeweis.

Adrian Fein:

Der U21-Nationalspieler wurde in den vergangenen beiden Jahren erst an Jahn Regensburg, dann an den HSV verliehen. In Hamburg war er Stammkraft und spielte eine überzeugende Hinrunde, ging in der zweiten Saisonhälfte aber mit dem Team unter.

Ob Fein (Vertrag bis 2023) aus dieser zwiespältigen Position heraus nun das Bayern-Mittelfeld aufmischen wird, ist fraglich, ein weiterer Leih-Deal nicht ausgeschlossen. Im SPORT1-Gespräch im Frühjahr hatte sich Fein alle Optionen offen gehalten.

Angelo Stiller:

Das 19 Jahre alte Eigengewächs war in diesem Jahr der Senkrechtstarter des FC Bayern II: Rückte im Winter dauerhaft von der U19 in das Drittliga-Team auf, eroberte sofort den Stammplatz im defensiven Mittelfeld und beeindruckte mit seiner spielerischen Reife, auch in der UEFA Youth League tat er sich schon hervor.

Angeblich hat der FC Arsenal schon Interesse, ihn den Bayern wegzukaufen, diverse Erst- und Zweitligaklubs sollen wegen einer Leihe angeklopft haben. Stiller scheint den "kleinen" Bayern schon entwachsen zu sein - reicht es vielleicht sogar schon für einen Angriff bei den Großen?