Erdogan-Affäre: Bierhoff rückt von Özil ab

Bierhoff spendete Özil nach dem WM-Aus gegen Südkorea noch Trost.
Bierhoff spendete Özil nach dem WM-Aus gegen Südkorea noch Trost.

Nach Deutschlands Vorrunden-Aus bei der WM 2018 ist der Manager der Nationalmannschaft Oliver Bierhoff erstmals öffentlich von Mesut Özil abgerückt. 

Im Nachgang der Erdogan-Affäre, durch die der Spielmacher unmittelbar vor der WM in die Kritik geraten war, sagte Bierhoff der Welt,man hätte "überlegen müssen, ob man sportlich auf ihn verzichtet".

Özil und Teamkollege Ilkay Gündogan waren kurz vor Turnierstart mit dem umstrittenen türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan aufgetreten und hatten sich gemeinsam mit ihm ablichten lassen.

Bierhoff: "Nicht gelungen, Mesut zu überzeugen"

Das Foto hatte für heftige Kritik in Deutschland gesorgt. Es entstand eine Debatte um Verbundenheit und Identifikation. Anders als Gündogan hat sich Özil bis heute nicht öffentlich zu den Fotos geäußert, geschweige denn entschuldigt.

Offenbar auch, weil die DFB-Verantwortlichen mit ihren Versuchen, Özil zur Einsicht und zum Einlenken zu bewegen, nicht zu ihm durchgedrungen sind.

"Wir haben Spieler bei der deutschen Nationalmannschaft bislang noch nie zu etwas gezwungen, sondern immer versucht, sie für eine Sache zu überzeugen. Das ist uns bei Mesut nicht gelungen", sagte Bierhoff.

Bierhoff unterscheidet zwischen Özil und Gündogan

Nach dem vorzeitigen Ausscheiden hatten mehrere Nationalspieler das Erdogan-Thema mitverantwortlich gemacht für für das WM-Debakel.

Sami Khedira bekundete, die Angelegenheit sei "ein Riesen-Thema" innerhalb der Mannschaft gewesen, und allgemein "unterschätzt" worden. Kapitän Manuel Neuer hatte sogar von einer Belastung für die Mannschaft gesprochen.

Obwohl sich auch Gündogan an der Seite von Erdogan gezeigt hatte, unterschied Bierhoff zwischen ihm und Özil: "Ilkay Gündogan hat gesprochen und hat sich auch sehr geöffnet. Trotzdem ist er ebenso und weiterhin hart kritisiert worden."

Mit Joachim Löw sucht Bierhoff derweil den Schulterschluss. Sein Verhältnis zum Bundestrainer "war und ist ausgezeichnet", bekundete Bierhoff. "Dass wir vertrauensvoll miteinander arbeiten, zeigt sich gerade in diesen schwierigen Tagen. Dazu gehört vor allem die Fähigkeit, sich offen und ehrlich zu kritisieren."