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Rummenigge nennt Fehler-Liste beim FC Bayern

Rückkehrer Karl-Heinz Rummenigge hat deutlich die Fehler beim FC Bayern angesprochen.

Der 67-Jährige, der zwei Jahre nach seinem Abschied als Vorstandsboss jetzt wieder als Aufsichtsrat beim Rekordmeister antritt, nannte im Interview mit der dpa eine ganze Liste an Problemen.

Mit dem Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel im März sei „eine ziemlich große Unruhe in den Klub gekommen ist. Dazu kam, dass man ziemlich zügig aus dem DFB-Pokal und der Champions League leider ausgeschieden ist. Damit kam Unzufriedenheit auf.“

Rummenigge lässt Kritik an Kahn durchklingen

Doch neben den sportlichen Misserfolgen habe es auch zwischenmenschlich nicht gepasst, betonte Rummenigge. Zwar unterstrich er: „Über Oliver Kahn möchte ich nichts Negatives sagen. Ich spüre seit 2001 eine große Dankbarkeit ihm gegenüber. Das Finale in Mailand gegen Valencia, das uns zum Champions-League-Sieger gemacht hat, hätten wir ohne Oliver Kahn nicht gewonnen. Er hat drei Elfmeter im Elfmeterschießen gehalten. Darum sind wir ihm alle dankbar und werden es auch immer sein.“

Er ließ aber Kritik auch am gefeuerten Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn durchklingen, dem wiederholt fehlende Nähe zu den Mitarbeitern und zur Mannschaft vorgeworfen wurden.

„Wichtig ist, dass im Klub wieder gewisse Werte gelebt werden, die für den FC Bayern immer sehr wichtig waren. Ich war immer ein Freund davon, miteinander statt übereinander zu reden. Der FC Bayern ist immer eine große Familie gewesen. Werte wie Harmonie, Loyalität, Atmosphäre, die müssen wir zurückbringen“, stellte Rummenigge klar: “Wir müssen wieder zu einer Einheit werden.“

Klubs wie PSG oder Manchester City hätten „unglaublich viel Geld“, Bayern müsse seine „Stärke aus dem Mannschaftsgeist, aus dem Spirit holen - und daraus, dass der Klub gemeinsam mit den Fans wieder wie eine Wand zusammensteht.“ Entsprechend müsse man dafür sorgen, „dass in den Klub schnell wieder Ruhe einkehrt.“

Dreesen statt Kahn: „Paradigmenwechsel“ bei Bayern

Dabei soll Jan-Christian Dreesen helfen, der Kahn als CEO ersetzt. Der neue Boss stehe „für einen Paradigmenwechsel“, erklärte sein indirekter Vorgänger Rummenigge: „Der Klub ist seit Jahrzehnten von ehemaligen Spielern gemanagt oder geführt worden, Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, meine Person.“

Dreesen dagegen kommt ursprünglich nicht aus dem Fußball, bringt laut Rummenigge aber als Finanzexperte top Voraussetzungen mit: „In Zeiten wie diesen, in denen hunderte Millionen Euro im Fußball verbrannt werden, hat es der FC Bayern trotz der großen Corona-Krise geschafft, keine Verluste zu machen. Ich halte Jan-Christian für einhundert Prozent qualifiziert. Und ich halte ihn auch für den absolut richtigen Mann, um das große Schiff Bayern München wieder auf Kurs zu bringen.“

Rummenigge selbst wird dabei mithelfen, legt aber auf eines Wert: „Was ich nicht tun werde, ist, dass ich operativ eingreife.“ Stattdessen werde er in Zukunft, wie Uli Hoeneß, nur in beratender Funktion aktiv sein.

Rummenigge gibt Transfer-Hinweise

Weil auch Sportvorstand Hasan Salihamidzic von seinen Aufgaben entbunden wurde, wird und muss Rummenigge kurzfristig allerdings sehr wohl aktiv die Transfer-Aktivitäten der Bayern mit lenken.

„Es wird Aufgabe des Vorstandsvorsitzenden und des künftigen Sportvorstands/Sportdirektors sein, Gespräche und Verhandlungen zu führen“, sagte er und ergänzte mit Blick auf das aktuelle Vakuum auf dieser Position: „Solange Letzterer nicht da ist, werden Uli und ich zusammen mit Herbert Hainer, Jan-Christian Dreesen und dem Trainer versuchen, diese Dinge zu bewerkstelligen.“

Zum Plan der Bayern auf dem Transfermarkt gab Rummenigge dann auch schon einige Hinweise. „Die Nummer neun wird sicherlich eine Position sein, auf der sich der FC Bayern umschauen wird“, sagte er unter anderem.

Generell müsse man aber „nicht immer nur in das oberste Regal greifen“, meinte er und nannte als Beispiel Mario Mandzukic, den man 2012 vom VfL Wolfsburg gekauft habe: „Dafür haben wir keinen Beifall bekommen, sondern Erstaunen. Aber er war in seiner gesamten Zeit ein unglaublich wichtiger Spieler, weil er für die Mannschaft wie ein Berserker gearbeitet hat.“

Das fordert Rummenigge vom neuen FC Bayern

Auch mit Blick auf das Triple 2020 sagte er: „Wir hatten eine tolle Mannschaft. Aber hatten wir auch die beste?“

Womöglich wichtiger ist ihm ein anderer Punkt: „Dass wir wieder eine Hierarchie schaffen innerhalb der Mannschaft. Als wir 2020 die Champions League gewonnen haben, hatten wir ein unglaublich gut funktionierendes Team: Manuel Neuer im Tor, David Alaba in der Abwehr, Joshua Kimmich im Mittelfeld sowie vorne Thomas Müller und Robert Lewandowski, die Hierarchie hat gestimmt.“

Man brauche „Häuptlinge und Indianer“ und müsse „nicht immer hunderte Millionen Euro in den Transfermarkt blasen“, betonte Rummenigge: „Es muss vielmehr eine funktionelle Mannschaft sein.“