Tanzende Brasilianer: Hohn oder große Unterhaltung?

Brasilien hat spielend die Runde der letzten acht Mannschaften bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar erreicht. Ihre Tore feierten sie beim überzeugenden 4:1 gegen Südkorea mit einstudierten Tanzeinlagen. Das begeisterte nicht jeden Fußball-Fan.

Eine kleine Tanzeinlage nach einem Tor der brasilianischen Fußballer beim 4:1-Sieg über Südkorea
Eine kleine Tanzeinlage nach einem Tor der brasilianischen Fußballer beim 4:1-Sieg über Südkorea. Foto: Reuters / Carl Recine

Brasilien ist im Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar seiner Favoritenrolle gerecht geworden und ließ Außenseiter Südkorea keine Chance. Vor allem in der ersten Halbzeit spielte die Seleção stark auf und führte nach gerade Mal 36 Minuten bereits mit 4:1.

Vier Tore in einer Halbzeit

Die Tore schossen Vinícius Júnior, Neymar per Elfmeter, Richarlison und Lucas Paquetá. Es ist überhaupt erst das zweite Mal, dass ein Team in einer Halbzeit eines K.O.-Spiels bei einer Weltmeisterschaft vier oder mehr Tore erzielte.

Auch an dem anderen Spiel war Brasilien beteiligt. Allerdings befanden sich die Spieler damals auf der unterlegenen Seite – als sie 2014 im Halbfinale im eigenen Land 1:7 gegen Deutschland verloren. Da stand es bereits nach 29 Minuten 0:5.

Schönes Spiel, schöner Tanz

Dieses Mal aber gingen die Brasilianer als verdiente Sieger vom Platz. Dabei feierten sie Tor um Tor und wurden immer ausgelassener mit erneuten zuvor einstudierten Tanzeinlagen. Was viele online als Teil des brasilianischen „Jogo Bonito“ – des schönen Spiels – bezeichneten, stieß bei anderen jedoch auf weniger Verständnis.

Vor allem der ehemalige Manchester United-Kapitän und heutige TV-Experte Roy Keane sagte im britischen ITV, dass er die tanzenden Spieler Brasiliens als „respektlos“ empfinde. „Ich habe noch nie so viel Getanze gesehen. Das ist ja wie bei Strictly hier.“ Damit spielt er auf das britische TV-Format „Strictly Come Dancing“ an, das Pendant zum deutschen „Let’s Dance“, in dem bekannte Persönlichkeiten mit professionellen Tänzer*innen auftreten.

Sogar der Trainer steigt ein

Weiter führt Keane aus: „Ich finde, ihr Verhalten ist wirklich respektlos gegenüber ihrem Gegner. Es steht mittlerweile 4:0 und sie tanzen bei jedem Tor.“ Er habe nichts gegen die erste Tanzeinlage, aber wenn am Ende sogar der Trainer mitmache, finde er das einfach unangemessen. Auch wenn die Brasilianer natürlich brillant spielten, machten es ihnen die Südkoreaner aber auch einfach.

Anders bewerten das viele in Online-Kommentaren, wo es beispielsweise heißt: „Das Tanzen gehört zur Spielkultur Brasiliens. Was soll die ganze Aufregung?“

Oder: „Es liegt einfach nur daran, dass Engländer nicht tanzen können.“ Und: „Kann mir schnell nochmal jemand sagen, wer Roy Keane ist?“

Im Video: Jubeltänze und Torwartwechsel von Brasilien arrogant oder richtig? | 2 nach 10