Im TV-Studio: Kahn und Bierhoff liefern sich Schlagabtausch

Oliver Kahn (r., hier mit Moderator Oliver Welke und im Clinch mit Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff) ist WM-Experte im ZDF

Ex-Nationaltorwart Oliver Kahn hat den Deutschen Fußballbund (DFB) und dessen Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff wegen der WM-Blamage scharf kritisiert.

Im ZDF sagte Kahn: "Wenn man die Mannschaft spielen sah, ist die Ratlosigkeit und die Apathie aufgefallen. Man hatte das Gefühl, dass die Spieler unterschiedliche Vorstellungen hatten, welcher Fußball gespielt werden soll. Durch diese unterschiedlichen Überzeugungen kommt es zur Gruppenbildung."

Ein klarer Seitenhieb auf die sportlich Verantwortlichen, also auch Bierhoff, der zum Zeitpunkt der Aussage neben ihm im Studio saß.

Auch die Nominierung von DFB-Kapitän Manuel Neuer kann Kahn im Nachhinein nicht nachvollziehen.

Kahn kritisiert DFB-Kadernominierung

"Er ist für mich immer noch der beste Torwart der Welt. Aber wenn ein Spieler acht Monate verletzt ist und trainiert dann ein paar Wochen und kommt anschließend zum Einsatz: Dann weiß ich aus eigener Erfahrung, wie die anderen Spieler das aufnehmen. Da sagen die Spieler: 'Nach welchen Kriterien geht es eigentlich? Wird wirklich noch nach Leistung nominiert, oder haben die Weltmeister einen Bonus?'"

Aus Kahns Sicht muss man im DFB-Team darüber nachdenken, den Konkurrenzkampf mehr zu schüren. Für den früheren Nationaltorhüter sind die objektiven Kriterien bei der Kaderauswahl "nicht mehr hundertprozentig nachvollziehbar" gewesen.

Kahn skeptisch wegen Löw

Diesen Vorwurf wollte Bierhoff nicht auf sich sitzen lassen. Es entwickelte sich ein Schlagabtausch.

Er würde "doch mal gerne von einem Experten hören", welcher Spieler aus dem weiteren Kreis denn hätte dabei sein sollen, erwiderte Bierhoff in Richtung Kahn.

Der hatte sogleich ein paar Personalien parat: "Leroy Sane, der vor Harry Kane bester Nachwuchsspieler in der Premier League war." Auch den Augsburger Philipp Max wäre für ihn eine bessere Alternative auf der Linksverteidiger-Position als der Kölner Jonas Hector gewesen.

Der frühzeitigen Entscheidung von Joachim Löw, als Bundestrainer weiterzumachen, konnte Kahn ebensowenig nur Positives abgewinnen.

"Ich weiß nicht, ob es klug war, so schnell mit ihm zu verlängern und das Weitermachen zu verkünden. Das wirft Fragen auf", sagte der frühere Weltklassekeeper.