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"Mit Fußball nichts zu tun": VAR verhindert Österreich-Coup

Eine Sensation durch David Alaba und Co. lag in der Luft, doch am Ende feierten die Azzurri bei ihrem ersten Auswärtsspiel bei dieser EM eine weitere magische Nacht.

Die Italiener setzten sich im Achtelfinale im Londoner Wembley-Stadion in erst in der Verlängerung mit 2:1 (0:0, 0:0) gegen Österreich durch.

Der eingewechselte Federico Chiesa (95.) erlöste die Italiener mit seinem Tor zu Beginn der Extra-Zeit. Auch der zweite Treffer durch Matteo Pessina (105.) ging auf das Konto eines Jokers. Der ebenfalls eingewechselte Sasa Kalajdzic (114.) verkürzte für die Mannschaft von Franco Foda. Für die Italiener war es das erste Gegentor seit Oktober 2020, bzw. seit 1168 Minuten. Zuvor hatten die Italiener ihre Bestmarke mit der Torwartlegende Dino Zoff, der zwischen 1972 und 1974 insgesamt 1143 Minuten ohne Gegentor geblieben war, geknackt.

Kalajdzic hadert: "Bitter und unverdient"

In der regulären Spielzeit hatte Marko Arnautovic die ÖFB-Auswahl mit seinem Treffer (65.) vom ganz großen Coup träumen lassen, doch das Tor zählte wegen einer Abseitsstellung nicht.

"Wir haben schon oft genug wegen VAR diskutiert. Man kann sich nicht mehr freuen. Das hat mit Fußball gar nichts mehr zu tun", sagte der frühere Bremer: "Es ist ein Wahnsinn, dass es so knapp war. Ich wollte ins Viertelfinale, ich bin nicht zufrieden."

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Das Team um Kapitän Alaba bot dem Favoriten, der mit drei Siegen die Vorrunde in Rom erfolgreich abschlossen hatte, über lange Zeit einen aufopferungsvollen Kampf. Die Österreicher verpassten den ersten Sieg in einem K.o.-Spiel eines großen Turniers seit der WM 1954.

"Es ist nicht nur einer der grausamsten Fußballmomente meiner, sondern der österreichischen Fußballgeschichte", haderte VfB-Stürmer Kalajdzic im ORF. "Es ist unverdient und bitter und wir hätten sogar gewonnen, wenn Marco nicht mit der Zehenspitze vorne gewesen wäre. Wir waren ebenbürtig, wenn nicht sogar besser. Ich denke, ganz Österreich kann auf diese Mannschaft stolz sein."

Der langjährige Bayern-Star Alaba ergänzte: "Das in Worte zu fassen, ist nicht einfach. Wir können stolz auf uns sein, Österreich kann stolz auf uns sein. Wir haben alles reingehauen, letztendlich wurden wir für die Leistung aber nicht belohnt. Das ist sehr bitter. Wenn man sich das Spiel anschaut, tut es schon sehr weh."

Italien baut Erfolgsserien aus

Im Viertelfinale wartet auf die Squadra Azzurra in München der Sieger der Partie Belgien gegen Portugal. Die Mannschaft von Roberto Mancini stellte mit dem 31. Spiel in Folge ohne Niederlage einen neuen italienischen Rekord auf. 30-mal ungeschlagen geblieben waren die Italiener zuvor nur in den 1930er-Jahren unter Vittorio Pozzo, der sie 1934 und 1938 zum WM-Titel geführt hatte.

"Wir haben es nach Hause gebracht, weil wir es verdient haben, auch wenn wir nach einer Ecke eine Tor kassiert haben", meinte Mancini. "Ehrlich gesagt hätte wir die beiden Tore viel früher schießen müssen und nicht in die Verlängerung gehen sollen. Wir wurden mit zunehmender Spieldauer müder, aber wir haben verdient gewonnen."

Jetzt träumen die Tifosi vom ersten EM-Triumph nach 53 Jahren. Eigentlich sollten 45.000 Zuschauer die Fußball-Kathedrale in London bevölkern, denn die zugelassene Kapazität war auf 50 Prozent angehoben worden. Doch es verloren sich nur 18.910 Fans im weiten Rund, vor allem wegen der sehr strengen Einreiseregeln mit Quarantäne.

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Österreichs Trainer Franco Foda hatte im Vorfeld angeregt, deswegen in einer anderen Stadt zu spielen. Italiens Ministerpräsident Mario Draghi hatte sich wegen der Delta-Variante und wieder steigenden Corona-Infektionen gegen EM-Spiele in London ausgesprochen.

Foda hatte erneut auf neun Bundesliga-Profis in der Startelf gesetzt, Kapitän Alaba begann wieder als linker Außenverteidiger. Italiens Coach Roberto Mancini wechselte nach dem 1:0 gegen Wales wieder kräftig durch und rotierte sieben Stammspieler zurück ins Team.

Barella prüft Bachmann - Immobile im Pech

Die Italiener kamen besser ins Spiel, nach einem Ballverlust des Hoffenheimers Florian Grillitsch verzog Linksverteidiger Lorenzo Spinazzola allerdings (11.). Auch Lorenzo Insigne scheiterte an Torhüter Daniel Bachmann (14.). Bei Nicolò Barellas Außenristschuss rettete der Keeper in höchster Not (17.).

Der Druck nahm zu, Alaba und Co. konnten sich kaum befreien. Auch weil die Azzurri bei Ballverlusten sofort sehr hoch pressten. Pech hatte der Ex-Dortmunder Ciro Immobile, der mit einem Distanzschuss den Pfosten traf (32.). Trotz der drückenden Überlegenheit ging der Favorit mit einem 0:0 in die Pause - die Österreicher klatschten sich für gelungene Abwehraktionen ab.

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Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild. Marko Arnautovic setzte sich nach einem Fehler von Leonardo Bonucci gegen mehrere Gegenspieler durch, sein Schuss landete allerdings an der Seitenlinie (49.). Alaba scheiterte wenig später mit einem Freistoß von der Strafraumgrenze (52.).

Die Italiener taten sich deutlich schwerer als in der ersten Hälfte, sie wirkten zunehmend frustriert. Torhüter Gianluigi Donnarumma bekam mehr Arbeit. Glück hatte der Keeper, als ihn Arnautovic per Kopf überwand, der Treffer aber nach Videobeweis wegen Abseits aberkannt wurde (65.). In der Verlängerung brach der eingewechselte Chiesa den Bann - nach einem Fehler von Alaba, der eine Lücke ließ.

Mit Sport-Informations-Dienst (SID)

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