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Depressionen: Wieso zu viele Gefühle krank machen können

(Foto: Cover Images)
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Mittelpunkt und können kein Mitgefühl für andere aufbringen – zu sehr seien sie in ihrer eigenen Welt gefangen. Eine aktuelle Studie wirft nun ein neues Licht auf die Gefühlswelt von Depressiven: Werden sie krank, weil sie tatsächlich zu viel Empathie besitzen?

Volkskrankheit Depression

Der 10. Oktober wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum “Tag der seelischen Gesundheit” ausgerufen. Am Tag selbst und in der darauffolgenden Woche finden globale Aktionen statt, die auf Krankheiten der Psyche aufmerksam machen sollen. Weltweit leiden rund 322 Millionen Menschen an Depressionen, in Deutschland sind 4,1 Millionen Menschen diagnostiziert – da auf der Krankheit aber noch immer ein Stigma liegt, kann die Dunkelziffer sehr viel weit höher liegen.

Warum wird man depressiv?

Die Ursachen für die Erkrankung sind vielfältig – mal kann ein traumatischer Verlust oder ein spezifisches Erlebnis in eine depressive Episode münden, mal sind tatsächlich biochemische Veränderungen im Gehirn der Grund. Im Gehirn von Betroffenen herrscht oftmals ein Ungleichgewicht von chemischen Botenstoffen, die die Stimmung beeinflussen. Ob das allerdings Ursache oder Folge einer Depression ist, wurde immer noch nicht vollständig geklärt – genau wie die Frage, warum manche Menschen eher zu der Krankheit neigen, als andere.

Schlägt Depression wahllos zu?

Es scheint, als könne es jeden treffen – den erfolgreichen Unternehmer genauso wie den berühmten Star, den Vater oder Mutter oder die beste Freundin. Depressionen sind nicht auf eine bestimmte Alters- oder Gesellschaftsgruppe festgelegt. Doch offenbar haben Menschen, die unter Depressionen leiden, oftmals eine Gemeinsamkeit: Sie sind empathisch.

Eine Studie, die im Fachblatt ‘Nature Human Behavior’ vorgestellt wurde, sieht einen Zusammenhang zwischen Depressionen und der Fähigkeit, Mitgefühl zu empfinden. Sich in andere hinein versetzen zu können, wirkt auf den ersten Blick wie eine positive Eigenschaft. Doch was, wenn der Schmerz oder die Trauer der anderen für einen selbst zur Belastung wird? Dann kann das bei einem selbst zu einer Depression führen.

Ungerechtigkeit tut Depressiven weh

Bei ihren Experimenten für die Studie ließen Forscher der Tamagawa University in Tokio ihre Probanden ein Spiel spielen, bei denen sie faire und unfaire Entscheidungen treffen mussten. Gleichzeitig maßen die Wissenschaftler der Hirnströme der Studienteilnehmer – dabei kam heraus, dass Personen, die selbstlose Entscheidungen treffen und die auf die Ungerechtigkeiten von anderen Spielern empfindlich reagierten, später oftmals Anzeichen einer klinischen Depression zeigen.

Eigenschaften eines Depressiven

Diese Beobachtung deckt sich mit früheren Untersuchungen, die Eigenschaften von Menschen mit Depressionen benennen. Oft sind diese sehr sensibel und streben nach Harmonie, schnell fühlen sie sich auch für andere verantwortlich. Es zeigt sich: Wer depressiv ist, fühlt entgegen der Auffassung vieler nicht etwa gar nichts mehr – sondern eher zu viel.