Kann Schneeschaufeln einen Herzinfarkt verursachen? Ein Experte klärt auf

Im Winter gehört das Schneeschippen vor der eigenen Haustüre und Gehweg zur Pflicht. Eigentlich ist ja Bewegung an der frischen Luft nicht verkehrt, doch bei gewissen Gruppe kann es das Herzinfarktrisiko erhöhen.

Nach einem viel zu warmem Dezember hat nun endlich der Winter in vielen Teilen Europas Einzug gehalten – inklusive einer guten Menge Schnee vielerorts.

Und während die weißen Flocken zum Skifahren, Rodeln und Schneeschuhwandern einladen, bedeuten sie auch, dass du den Gehweg vor deinem Haus räumen und eventuell sogar dein Auto freischaufeln musst.

Manchmal ist das Schneeschaufeln auch eine ausgezeichnete Form der körperlichen Ertüchtigung, besonders im Winter, wenn es schwierig ist, sich zum Sport zu motivieren. Aber für einige von uns kann es ernsthafte Gesundheitsrisiken bergen.

Bevor du dich nun mit deiner Schippe hinauswagst, solltest du dir über die möglichen Folgen des Schneeschaufelns im Klaren sein.

Verletzungsgefahr beim Schneeschaufeln ist hoch

In Kanada werden zum Beispiel jedes Jahr Tausende Kanadier ins Krankenhaus eingeliefert, die sich beim Schneeschaufeln verletzt haben. Häufige Beschwerden sind u.a. Rückenverspannungen und Sturzverletzungen. Aber Forscher haben herausgefunden, dass die körperliche Belastung durch das Schneeschaufeln auch zu schwerwiegenderen Gesundheitsproblemen wie Herzinfarkten und sogar zum Tod führen kann.

Eine im Canadian Medical Association Journalveröffentlichte Studie zeigt zudem einen Zusammenhang zwischen starken Schneestürmen und Herzinfarkten, die entweder zum Tod oder zu einem Krankenhausaufenthalt führen. Forscher in Quebec fanden heraus, dass zwischen 1981 und 2014 65.000 Menschen in Kanada während oder nach starken Schneefällen an Herzinfarkten starben und 128.000 ins Krankenhaus eingeliefert wurden.

Experten raten, beim Schneeschaufeln bestimmte Schritte zu beachten und bei Bedarf Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Kann Schneeschaufeln einen Herzinfarkt verursachen?

Obwohl Schneeschaufeln an sich nicht unbedingt schlecht für die Gesundheit ist, kann eine Kombination von Faktoren das Herzinfarktrisiko erhöhen.

„Beim Schneeschaufeln geht es in Sekundenschnelle von null auf hundert und das belastet das Herz-Kreislauf-System viel mehr, als wenn man aerobe Übungen macht, zum Beispiel spazieren oder ins Fitnessstudio geht“, sagt Dr. Adrian Baranchuk, Kardiologe bei der Canadian Cardiovascular Society.

Die Überanstrengung beim Schaufeln, vor allem wenn man körperlich nicht fit und an Bewegung gewöhnt ist, kann in Verbindung mit den kalten Temperaturen, die den Blutdruck erhöhen, eine Belastung für das Herz darstellen.

Wer hat ein Herzinfarktrisiko beim Schneeschaufeln?

Menschen mit einer Vorgeschichte an Herzkrankheiten und Menschen über 55 Jahre haben ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt beim Schneeschippen.

„Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass das Risiko eines Herzinfarkts beim Schneeschaufeln um das Vierfache steigt, wenn in der Familie eine frühe Herz-Kreislauf-Erkrankung vorliegt“, erklärte Baranchuk in einem Interview mit Yahoo Kanada.

Die Forschung zeigt auch, dass Männer während oder nach dem Schneeschaufeln mehr Herzinfarkte erleiden als Frauen.

Um diese Gefahrzu vermeiden, solltest du auf das Schneeschaufeln verzichten, wenn du zu einer der genannten Risikogruppen zählst. Bitte stattdessen um Hilfe oder bezahle einen jüngeren Nachbarn, damit er dir beim Schneeräumen hilft.

Anzeichen für einen Herzinfarkt, auf die du achten solltest

Wenn du das nächste Mal eine Schaufel in die Hand nimmst, solltest du auf Nummer sicher gehen und auf Anzeichen achten, die darauf hindeuten, dass dein Herz in Not sein könnte.

Neben den bekanntesten Anzeichen wie Schmerzen in der Brust, Kurzatmigkeit und Schmerzen, die in den Hals und den Arm ausstrahlen, können bei einem Herzinfarkt auch Benommenheit, Magenschmerzen, kalter Schweiß, Übelkeit oder Erbrechen auftreten. Wenn du eines dieser Symptome bemerkst, solltest du sofort einen Arzt aufsuchen und den Notruf 112 wählen.

Laut Baranchuk sind die ersten zwei Stunden nach einem Herzinfarkt entscheidend. Viele Menschen zögern jedoch, Hilfe zu holen, was die Behandlungsmöglichkeiten der Ärzte stark einschränkt.

„Die kurz- und langfristigen Folgen hängen dramatisch mit der Zeit zusammen, die vom Auftreten der Symptome bis zur Öffnung der Arterie vergeht“, erklärt er. „Wenn der Patient nicht früh genug anruft, sind all diese Minuten dafür verantwortlich, dass wir nicht in der Lage sind, den Fluss im Gefäß wiederherzustellen und dem Patienten zu helfen.“

Tipps, wie und wann es sicher ist, Schnee zu schaufeln

Wenn du Schnee schaufeln willst, solltest du nicht alles auf einmal tun. Schaufle einen Teil der Einfahrt, mache eine Pause und gehe hinein, um dich aufzuwärmen. Trinke Wasser, bevor du wieder nach draußen gehst.

Es wird auch empfohlen, sich vor der Arbeit zu dehnen und nicht mit vollem Magen zu schaufeln.

Wenn möglich, empfiehlt Baranchuk, den Schnee am Nachmittag oder Abend zu schippen und nicht am frühen Morgen.

„Es ist bekannt, dass zu dieser Tageszeit die Zahl der Herzinfarkte besonders hoch ist“, sagt er.

Asymina Kantorowicz und Julia Ranney

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