Das Korsett ist zurück - aber muss das sein?

Aus den Untiefen der Modegeschichte ist es zurück: das Korsett. Die Promis schnüren sich wieder die Taille zusammen - aber muss das sein? Das enge Mieder hat schließlich eine lange Geschichte...

Es dürfte für viele eine echte Überraschung sein: das Korsett ist zurück. Und damit ein echtes Urgestein der Modegeschichte, denn schon im 17. Jahrhundert wurde das steife Mieder an den europäischen Königshöfen getragen. Damals selbstverständlich unter den schicken Roben, denn welche Qualen hinter den wohlgeformten Oberkörpern steckten, sollte schließlich niemand sehen. Jetzt sieht das allerdings ganz anders aus: Topmodels und Trendsetter wie Gigi Hadid, Kim Kardashian und Ashley Graham tragen das Korsett als Gürtel um die Taille - und zwar ÜBER der Kleidung.

Drüber ist das neue Drunter

Die Kombinationsmöglichkeiten sind riesig, denn erlaubt ist fast alles. Korsett-Gürtel werden wie zum Beispiel bei Ashley Graham nicht nur über schicke Kleider gespannt, sondern auch über Hemden, Pullis und sogar Oversize-Shirts. Der Vorteil ist offensichtlich: Jedes Outfit bekommt eine Extra-Portion sexy Kurven.

Dass es so ein Revival außerhalb der Gothic- und Dessous-Szene geben würde, war lange unvorstellbar. Schließlich waren um 1915 die Frauen froh, das oft viel zu enge Korsett endlich los zu sein. Denn mit der Zeit hatte sich das Kleidungsstück schon fast zu einer Art Folterinstrument entwickelt, dass die Brust heraus- und den Bauch hineindrückte und den Körper auf unnatürlichste Weise verformte. Mädchen fielen in Ohnmacht, Organe wurden gequetscht und an körperliche Arbeit war überhaupt nicht zu denken. Das Ablegen des Korsetts war in der damals entstehenden Frauenbewegung also ein echtes gesellschaftliches Statement.

Ist es ok, heute Korsett zu tragen?

Ob sich die heutigen Fashionistas dieser geschichtlichen Bedeutung überhaupt bewusst sind? Und wenn ja: Ist es dann überhaupt legitim, die Bänder wieder festzuzurren? Die Antwort liegt wie so oft in der Mode vermutlich im Auge des Betrachters. Über die Hintergründe Bescheid zu wissen, schadet aber sicher nicht. Und immerhin muss man die Bänder heutzutage nicht mehr bis zur Schnappatmung binden, sondern kann sie auch locker schnüren. Ob das Ganze im Alltag aber auch so lässig aussieht, wie bei den Promis, ist eine andere Sache...

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