"Antifeministische" Anruf-Challenge blockiert US-Notrufhotlines

Blockierte Hotlines können für Gewaltopfer schlimme Folgen haben (Symbolbild: Getty Images)
Blockierte Hotlines können für Gewaltopfer schlimme Folgen haben (Symbolbild: Getty Images)

Dieser schlechte Telefonscherz ging richtig nach hinten los. TikTok-User blockierten für eine Challenge die Hotlines von Frauenhäusern in den USA.

Über TikTok wird in den USA momentan heftig debattiert, weil US-Präsident Donald Trump sich damit gebrüstet hatte, die Social Media Plattform in seinem Land verbieten zu wollen. Doch über das Wochenende machte die Videoplattform durch eine andere unrühmliche Geschichte von sich reden.

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Mit einer TikTok-Challenge wurden User aufgefordert, “feministische Telefonnummern” anzurufen und nach dem “Mann im Haus” zu fragen. Dass der Pennälerhumor Konsequenzen im echten Leben hat, schienen sich die Teilnehmer der Challenge dabei nicht vorstellen zu können. Unter anderem riefen sie bei der sogenannten “Man in Charge Challenge” nämlich auch Notrufhotlines für Frauen an, die Opfer häuslicher Gewalt werden.

Scherzanrufe mit gravierenden Folgen

Eine diese Hotlines wird vom Women’s Center in Waukesha, im US-Bundesstaat Wisconsin betrieben. Das Zentrum bietet Frauen Schutz, die sexuelle Gewalt erfahren haben oder Opfer von Menschenhandel geworden sind. Dem lokalen Fernsehsender WITI-TV sagte die Leiterin des Centers, Angela Mancuso: “Den Leuten fehlt es an Verständnis dafür, dass dieser Scherz viel mehr anrichtet, als nur ein paar Lacher.”

Die Challenge sei bei weitem nicht so harmlos, wie sie auf den ersten Blick wirkte. Viele der Anruferinnen seien oft sehr traumatisiert und müssten sich dazu überwinden, überhaupt anzurufen, sagte Mancuso im Interview: “Das frisst an mir. Wenn jemand nicht direkt durchkommt, ruft er vielleicht nie mehr an.” Am Anfang hatte das Center die Aktion als schlechten Scherz abgetan, doch dann folgten hunderte Anrufe, von denen die Hotline blockiert wurden.

Gefahr für Frauen wächst im Lockdown

Besonders perfide: Manche der Anrufer gaben sich als Übergriffsopfer aus. Mancuso erzählt: “Die Leute rufen an und beschreiben Vergewaltigungen in drastischen Details. Viele benutzen dabei frauenfeindliche und transphobe Beleidigungen.” Seitdem in Wisconsin im Mai ein Lockdown ausgerufen wurde, habe die Anzahl der Anrufe insgesamt abgenommen, die Zahl der Anrufe, bei denen es um gefährliche gewalttätige Übergriffe ging, sei jedoch gestiegen.

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In einer Zeit, in denen Opfer von häuslicher Gewalt besonders hohen Risiken ausgesetzt sind, ist die Möglichkeit, telefonisch Hilfe zu erreichen, besonders wichtig. “Diese Telefonstreiche gefährden unsere Arbeit,” sagte Mancuso. Die Social-Media-Plattform hat mittlerweile reagiert: Am Montagabend wurden die Videos, in denen zu der Challenge aufgerufen wurde, von der Seite entfernt.

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