Bäume pflanzen an den falschen Stellen ist schlecht für das Klima

Das Pflanzen von Bäumen wird oft als Mittel zur Bekämpfung des Klimawandels gepriesen. Eine neue Studie zeigt jedoch, dass es möglicherweise sogar den Planeten erwärmen kann.

Bäume sind für ihre Fähigkeit bekannt, das den Planeten erwärmende Kohlendioxid zu binden. Das bedeutet, dass das Pflanzen von Setzlingen zur Erhöhung der Waldfläche als ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die globale Erwärmung angesehen wird.

Eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde, hat jedoch ergeben, dass diese Taktik neben ihren positiven Auswirkungen auch Schaden anrichten könnte.

Die Forscher:innen haben herausgefunden, dass in einer Reihe von Fällen zu viele Bäume in einem Gebiet dazu führen, dass weniger Sonnenlicht von der Erdoberfläche zurückgeworfen wird, was wiederum dazu führt, dass der Planet mehr Wärme aufnimmt.

Deforestation in action in Harju County, Estonia  (Bild: Maksim Shutov via Unsplash)
Deforestation in action in Harju County, Estonia (Bild: Maksim Shutov via Unsplash)

Während bereits bekannt war, dass die Wiederherstellung des Baumbestands zu Veränderungen der Albedo - der Menge an Sonnenstrahlung, die von der Erdoberfläche zurückgeworfen wird - führen kann, ist dies das erste Mal, dass Experten dieses besondere Phänomen in einfachen Worten beschrieben haben.

Die Autor:innen der Studie nutzten neue Karten, um die kühlende Wirkung von Bäumen - und die Erwärmung durch eine geringere Albedo - zu untersuchen.

Sie stellten fest, dass bei vielen früheren Untersuchungen die Albedo nicht in die Gleichung einbezogen wurde. Das Ergebnis dieser Untersuchungen war eine Überschätzung des Klimanutzens der Anpflanzung zusätzlicher Bäume um 20 bis 80 Prozent.

Die Karten, die sie verwendeten, geben jedoch Hoffnung für die Zukunft des Nachpflanzens von Bäumen. Sie können dazu beitragen, zu bestimmen, wo Bäume gepflanzt werden sollten, um eine möglichst positive Wirkung auf das Klima zu erzielen.

Was ist die Albedo und warum ist sie im Zusammenhang mit dem Klimawandel wichtig?

Vereinfacht ausgedrückt bezieht sich die Albedo auf die Fähigkeit einer Oberfläche, Sonnenlicht zu reflektieren. Helle Oberflächen reflektieren viel Licht zurück in die Atmosphäre, das heißt, sie haben eine hohe Albedo.

Es wurde festgestellt, dass die Albedo in den gefrorenen Gebieten der Welt am höchsten ist. Unberührter Schnee und Eis, die an diesem Effekt beteiligt sind, können bis zu 90 Prozent der Sonnenenergie reflektieren.

Wälder hingegen sind in der Regel dunkler als andere Oberflächen, was bedeutet, dass sie mehr Sonnenlicht absorbieren und die Wärme speichern, was ihnen eine niedrige Albedo verleiht.

Aus diesem Grund sind einige Experten der Meinung, dass Wälder unerwünschte Wärme zurückhalten und somit zur globalen Erwärmung beitragen können.

Der Albedo-Effekt der Wälder muss also genauso berücksichtigt werden wie die Vorteile der Fähigkeit der Bäume, Kohlenstoff zu speichern.

Wälder sind nicht unbedingt gut für das Klima (Bild: Dan Smedley via Unsplash)
Wälder sind nicht unbedingt gut für das Klima (Bild: Dan Smedley via Unsplash)

Nicht alle Baumpflanzungsaktionen sind gleich sinnvoll

Die Wälder gelten nach wie vor als eine der wichtigsten Kohlenstoffsenken der Erde, weshalb viele Länder versprochen haben, Milliarden von Bäumen zu pflanzen, um der globalen Erwärmung entgegenzuwirken.

Die Autoren der Studie weisen jedoch darauf hin, dass nicht alle Bemühungen dem Planeten gleichermaßen zugute kommen.

In Zukunft wird es für die Behörden wichtig sein zu wissen, wo die besten Standorte für die Anpflanzung neuer Bäume sind.

Feuchte, tropische Gebiete wie der Amazonas und das Kongobecken eignen sich dank ihrer hohen Kohlenstoffspeicherung und geringen Albedo-Veränderungen perfekt für die Wiederaufforstung.

Abgeholzter Wald in Polen  (Bild: Janusz Maniak via Unsplash)
Abgeholzter Wald in Polen (Bild: Janusz Maniak via Unsplash)

In gemäßigten Graslandschaften und Savannen wurde jedoch das Gegenteil festgestellt.

Selbst an den "besten" Standorten für die Wiederaufforstung geht man heute davon aus, dass die Kühlung unter Berücksichtigung der Albedo-Veränderungen um etwa 20 Prozent geringer ausfällt als bisher angenommen.

Dies ist zwar etwas besorgniserregend, aber die Autor:innen der Studie erklärten, dass die Wiederaufforstung immer noch enorme Vorteile für den Planeten und die Menschen auf ihm bringt. Mehr Bäume bedeuten bessere Ökosysteme und ein höheres Maß an sauberer Luft und sauberem Wasser, trotz der Rückschläge durch eine geringere Albedo.