Donald Trump mal wieder vor Gericht – gewöhnen wir uns daran, dass er verurteilt werden könnte!

Ex-Präsident steht wegen Bilanzfälschungsvorwurf vor Gericht – Verfahren gegen ihn nehmen zu: Werden die Wähler dessen überdrüssig?

Ex-Präsident Donald Trump vor dem Beginn des Strafverfahrens gegen ihn in New York (Bild: Jabin Botsford/Pool via REUTERS)
Ex-Präsident Donald Trump vor dem Beginn des Strafverfahrens gegen ihn in New York (Bild: Jabin Botsford/Pool via REUTERS)

In New York hat der erste Strafprozess gegen Trump begonnen. Der Mann, der wieder Präsident der USA werden will, hat viele Gerichtsverfahren zu bestreiten – da verliert man leicht den Überblick. Und auch das Interesse, letzten Endes an Trump selbst? Es ist Zeit, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Grau und ernüchternd muss diese Veranstaltung dem Showmaster der Nation vorgekommen sein. Donald Trump musste in seiner Heimatstadt in einem abgewetzten, eben gebrauchten Saal Platz nehmen, der dem US-Alltag deutlich näherkam als jener aus allen Poren drängende Fassadenglamour, mit dem sich Trump ansonsten umgibt.

Der Ex-Präsident nicht nur auf einer Gerichtsbank, sondern auch in einem Strafprozess – das ist eine Premiere. Sie gefiel ihm gar nicht. Zuweilen wirkte Trump, als nicke er ein. Worum es geht? Eigentlich eine Lappalie, aber eben eine verbotene und strafwürdige. Auch für Bürger, die denken, sie stünden über dem Gesetz, was bei Trump zweifellos der Fall ist. Denken darf man ja.

Trump soll eine Art Schweigegeld an eine Pornodarstellerin gezahlt haben. Wofür, ist unklar, aber der Ehemann wird nicht einen Häkelkurs bei ihr gebucht haben. Das ist nicht, was das Gericht ihm vorwirft. Trump aber soll diese Zahlung woanders verbucht haben, und zwar als angebliche Rechtsanwaltskosten. Dies wäre eine Straftat. Auch behauptet die Staatsanwaltschaft, dass diese Falschbuchung die Grundlage für weitere Vergehen gewesen sei – was sie genau damit meint, ist noch unklar und bleibt abzuwarten.

All dies erscheint bei den sonstigen Trumpschen Sünden klein, aber eben auch typisch für den notorischen Lügner. Die anderen Vorwürfe gegen ihn von Seiten der Justiz füllen indes eine lange Liste: Aufruf zum Putsch, illegales Mitnehmen und Verstecken geheimer Staatsunterlagen, Wahlbetrug sowie Manches mehr. Bisher steht Trump wie Teflon da: Alles prallt an ihm ab. Während „The Don“ sich alles erlauben kann, schießt er mit umso unglaubwürdigeren Speerspitzen gegen die von ihm ausgemachten Gegner. Jede Kritik dreht er um und wendet sie gegen seine Kritiker. Er ist die Ausnahme, die das System bestätigt, aber eben auch innerlich anfrisst.

Die Gefahr der Wiederholung

Bisher nutzten ihm auch all diese Prozesse. Mit ihnen zieht er die Aufmerksamkeit auf sich und stiehlt etwa US-Präsident Joe Biden die Show, wenn der mal wieder gute Wirtschaftszahlen verkünden will. Gutes verkauft sich in diesen Zeiten nicht so gut wie Schlechtes, und im Schlechten ist Trump echt gut.

Joe Biden hat es bisweilen nicht leicht gegen Trump. (Bild: REUTERS/Elizabeth Frantz/File Photo)
Joe Biden hat es bisweilen nicht leicht gegen Trump. (Bild: REUTERS/Elizabeth Frantz/File Photo)

Es deutet sich nur ein kleines Problemchen am Horizont an. Alles hat bekanntlich ein Ende, und das gilt auch für die Teflonphase von Trump. Irgendwann nutzt sich die Schutzschicht ab. Und es wird immer schwieriger für den Beobachter, bei all diesen Prozessen den Überblick zu bewahren. Trump sagt auch immer den gleichen Sermon auf: Dass es sich um eine Hexenjagd handele, dass in Washington D.C. eine Elite herrsche, die sich gegen ihn verschwöre – alles erwartbar und tausendmal gehört. Will man das durchweg und pausenlos, auch als konservativer Republikaner?

Irgendwann reicht es

Und so sollten wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass Trump tatsächlich ein- bis zweimal verurteilt werden könnte. Da sind auf der einen Seite die Richter, die ihm auf die Pelle rücken, weil sie es müssen. Und auf der anderen Seite könnte Trump von den Wählern verurteilt werden, und zwar wegen fehlender Aktualisierung seines Eklat- und Scherzreservoirs.

Vielleicht merkte er das im faden Gerichtssaal von Lower Manhattan. Und kriegte deshalb schlechte Laune. Aktivisten waren diesmal auch weniger vertreten, weder Gegner noch Fans kamen zahlreich. Nur die Journalisten. Daraus könnte Trump ableiten, dass diese Gerichtsverfahren irgendwann ihren Nutzen für ihn verlieren. Dann aber würden sie ihm extrem gefährlich werden.

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