Luxusgut Führerschein: Der immer höhere Preis der Freiheit

Fahrschüler sehen sich auf dem Weg zum Führerschein immer größeren Hürden ausgesetzt – preislich und zeitlich

Den Führerschein, bitte. (Foto: REUTERS/Regis Duvignau)
Den Führerschein, bitte. (Foto: REUTERS/Regis Duvignau)

Ein Führerschein ist für viele Menschen nicht nur eine Berechtigung zum Führen eines Fahrzeugs, sondern auch ein wichtiges gesellschaftliches Symbol. Er steht für Unabhängigkeit, Freiheit und in manchen Fällen sogar für den Eintritt ins Erwachsenenalter.

Doch der Weg zur Erlangung eines Führerscheins ist in Deutschland inzwischen eine mitunter kostspielige Angelegenheit – die Kosten sind bundesweit durchschnittlich auf über 3000 Euro geklettert; in den Metropolen liegen sie zum Teil noch deutlich darüber. Die explodierenden Führerschein-Kosten werfen entsprechend immer öfter Fragen nach Zugänglichkeit und Gerechtigkeit auf. Ein Blick auf zehn interessante Fakten rund um die Fahrerlaubnis im Auto über ein Jahrhundert.

Erster Führerschein in Frankreich ausgestellt

Der Ursprung des Führerscheins geht auf das Jahr 1888 zurück, als in Frankreich das erste bekannte Führerscheindokument ausgestellt wurde. Es handelte sich dabei allerdings mehr um eine Erlaubnis oder eine Art Passierschein. Erst im Laufe der Jahre entwickelten sich systematische Prüfungen für das Führen eines Fahrzeugs, wie wir sie heute kennen.

Französische Gendarmen bei der Kontrolle (Foto: JES//ME)
Französische Gendarmen bei der Kontrolle (Foto: JES//ME)

Führerscheinpflicht in Deutschland ab dem frühen 20. Jahrhundert

In Deutschland wurden die Führerscheine etwas später als in Frankreich eingeführt. Die ersten deutschen Führerscheine wurden um das Jahr 1900 herum ausgestellt. Das erste umfassende Verkehrsrecht, das auch die Führerscheinpflicht vorsah, wurde jedoch im Jahr 1909 eingeführt. Damals musste jeder Fahrzeugführer eine Prüfung ablegen, um seine Befähigung zum Führen eines Motorfahrzeugs nachzuweisen. Diese Entwicklung war eine Reaktion auf die zunehmende Verbreitung von Automobilen und die damit verbundenen Gefahren und Regelungsbedürfnisse im Straßenverkehr.

Der Führerschein als Statussymbol

In vielen Teilen der Welt ist der Führerschein mehr als nur eine Fahrerlaubnis; er ist ein Statussymbol. Dies gilt besonders in Ländern, in denen die Kosten und die Anforderungen für die Erlangung eines Führerscheins besonders hoch sind. Der Besitz eines Führerscheins kann die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht signalisieren oder den Übergang ins Erwachsenenalter markieren.

James Dean: Tragisches Symbol für die neue Auto-Freiheit in den 50er- und 60er-Jahren
James Dean: Tragisches Symbol für die neue Auto-Freiheit in den 50er- und 60er-Jahren

In der Popkultur etwa wurde dem Unabhängigkeitsdrang junger Erwachsener mit dem Auto durch James Dean in „Rebel without a cause“ (Deutsch: „…denn sie wissen nicht, was sie tun“) ein Denkmal gesetzt. Legendär in Erinnerung für alle Ewigkeit bleibt das sogenannte "Hasenfußrennen", bei dem die Protagonisten Buzz und Jim (gespielt von James Dean) in gestohlenen Autos auf eine Klippe zurasen. Derjenige, der zuerst aus dem Auto springt, gilt als der "Hasenfuß", also der Feigling.

Internationale Kostenunterschiede

Während in Deutschland die Kosten für den Führerschein durchschnittlich inzwischen bei über 3000 Euro liegen, gibt es international erhebliche Unterschiede. In den USA beispielsweise kann der Führerscheinerwerb bereits für weniger als 1000 Euro möglich sein, abhängig vom Bundesstaat. Im Gegensatz dazu stehen Länder wie Norwegen oder auch die Schweiz, wo die Kosten aufgrund höherer Lebenshaltungskosten zwar deutlich höher ausfallen, aber trotzdem kaum über dem deutschen Niveau liegen.

Explodierende Kosten und ihre Ursachen in der Pandemie

Die Kosten für den Führerscheinerwerb in Deutschland sind in den letzten Jahren dramatisch gestiegen. Gründe hierfür sind unter anderem die zunehmenden Betriebskosten der Fahrschulen, höhere Anforderungen an die Fahrzeuge und Simulatorstunden sowie generell steigende Preise für Dienstleistungen.

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Situation erheblich durch immer größere Wartezeiten bei den Prüfungen verschärft. Zusätzlich erschwerend wirkt der bestehende Fachkräftemangel beim TÜV, der zu abermals längeren Wartezeiten führt. Oft vergehen zwischen theoretischer und praktischer Prüfung bzw. zur Wiederholung Monate. Diese Entwicklung stellt insbesondere für junge Menschen eine erhebliche finanzielle Belastung dar. In den Metropolen müssen Fahrschüler noch mal mehr berappen: In Hamburg sind durchschnittliche Kosten zwischen 3500 und 3800 Euro inzwischen die Realität, in München 4500 Euro.

Immer höhere Durchfallquote

Ein weiterer Grund für die gestiegenen Kosten ist die immer höhere Durchfallquote. Im vergangenen Jahr fiel eine Rekordzahl von Menschen bei der theoretischen Führerscheinprüfung für die Klasse B durch, besonders in der Altersgruppe der über 18-Jährigen, wo fast die Hälfte (49 Prozent) nicht bestand. Insgesamt sind 42 Prozent der Prüflinge 2023 durch die theoretische Führerscheinprüfung durchgefallen.

Führerschein mit 17 in Deutschland

Seit der Einführung des begleiteten Fahrens ab 17 im Jahr 2011 haben Jugendliche in Deutschland die Möglichkeit, schon vor dem 18. Geburtstag ihre Fahrerlaubnis zu erwerben. Dieses Modell hat sich als erfolgreich erwiesen, da es den jungen Fahrern erlaubt, Erfahrungen im Straßenverkehr zu sammeln, während sie noch von einer erfahrenen Begleitperson überwacht werden. Studien zeigen, dass dies zu einer Verringerung der Unfallraten bei jungen Fahrern führt.

Der internationale Führerschein

Für das Fahren im Ausland ist oft ein internationaler Führerschein erforderlich. Dieser dient als Übersetzung des nationalen Führerscheins und wird in vielen Nationen zusätzlich zum regulären Führerschein verlangt – etwa in den meisten Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas. Der internationale Führerschein erleichtert das Verständnis der Fahrerlaubnis über Sprachgrenzen hinweg und ist insbesondere für Urlauber und internationale Fahrer eine wichtige Ergänzung. Innerhalb der EU, in Norwegen, Island, der Schweiz, Liechtenstein und in der Türkei ist er indes nicht nötig.

Auch der (frühere) US-Präsident Bill Clinton ist ein stolzer Führerschein-Besitzer
Auch der (frühere) US-Präsident Bill Clinton ist ein stolzer Führerschein-Besitzer

Änderungen in der Gültigkeit alle 15 Jahre

Früher waren deutsche Führerscheine lebenslang gültig. Seit 2013 müssen sie jedoch alle 15 Jahre erneuert werden. Diese Änderung dient der Sicherstellung, dass alle Führerscheininhaber aktuelle Dokumente besitzen und ihre Daten regelmäßig aktualisiert werden. Das trägt auch zur Verkehrssicherheit bei, indem sicherstellt wird, dass die Inhaber regelmäßig ihre Eignung zum Führen eines Fahrzeugs überprüfen lassen.

Neue Trends: E-Learning und Digitalisierung des Führerscheins

Mit der fortschreitenden Digitalisierung wird auch das E-Learning im Bereich der Fahrschulausbildung immer wichtiger. Online-Theoriekurse bieten den Fahrschülern Flexibilität und sollen helfen, Kosten zu sparen. Zudem ermöglichen sie eine individuellere Gestaltung der Lernphasen, was zu einer effizienteren und oft auch effektiveren Vorbereitung auf die Theorieprüfung führen kann.

In einigen Ländern, darunter Deutschland, wird zudem die Möglichkeit eines digitalen Führerscheins diskutiert oder bereits pilotiert. Ziel ist es, den physischen Führerschein durch eine digitale Version zu ersetzen, die auf dem Smartphone oder einem anderen mobilen Gerät gespeichert ist. Dies könnte langfristig zu einer Vereinfachung und Modernisierung der Verwaltungsprozesse führen.

E-Learning: Ein schnellerer Weg zum Führerschein? (Foto: REUTERS/Jehad Shelbak)
E-Learning: Ein schnellerer Weg zum Führerschein? (Foto: REUTERS/Jehad Shelbak)