Taliban verblüffen mit Supercar

Die radikalislamistische Terrorgruppe der Taliban haben offenbar ein Supercar gebaut – zumindest wollen sie das mit mehreren Videos glauben machen. Wenig ist bislang bekannt, außer: Es fährt.

Seit ihrer Machtübernahme sind die Taliban bemüht, ein modernes Bild nach außen zu tragen. Gleichzeitig wurden seither Frauenrechte massiv eingeschränkt
Seit ihrer Machtübernahme sind die Taliban bemüht, ein modernes Bild nach außen zu tragen. Gleichzeitig wurden seither Frauenrechte massiv eingeschränkt. Foto: Reuters / Ali Khara

Talibansprecher Zabiullah Mudschahid teilte am Sonntag ein Video, das für einige Verwunderung im Netz sorgte. Darin ging es nicht um Politik, sondern um ein Auto. Offenbar haben die Taliban ein eigenes Supercar konstruiert.

Gewalttätige Selbstdarstellung

Mittlerweile hat die radikalislamistische Terrorgruppe mehrere Clips veröffentlicht, in denen sie ihr Supercar vorstellen – zumindest betiteln sie das gezeigte Auto selbst so: #afghan_supercar. In einem der Videos wird das rabenschwarze Fahrzeug von allen Seiten und Winkeln gefilmt, später fährt ein Fahrer mit durchdrehenden Reifen über ein verschneites Areal.

In einem zweiten Video wird zudem eine Brücke geschlagen zwischen dem Fahrzeug und der häufig gewalttätigen Inszenierung der Taliban: Einer der selbsternannten Gotteskrieger, er ist schlammüberzogen, läuft darin über einen mit Patronenhülsen bedeckten Boden. Vor dem verhüllten Supercar bleibt er stehen, um es dann mit dramatischer Musik untermalt, zu präsentieren.

Alter Toyota-Motor verbaut

„Mada 9“ heißt der Prototyp. Wie The Drive berichtet, soll er von über 30 Ingenieuren über einen Zeitraum von fünf Jahren in einer Kooperation zwischen dem Afghanistan Technical Vocational Institute (ATVI) und Entop, einem Autobauer aus Kabul, konstruiert worden sein. Angetrieben wird das Fahrzeug wohl bislang von einem schon etwas in die Jahre gekommenen Vier-Zylinder-Motor aus einem Toyota Corolla. Mittelfristig soll das Aggregat durch einen Elektromotor ersetzt werden.

News.com.au zitiert dazu den Leiter des ATVI, Ghulam Haidar Shahamat. Der gibt an, dass der verbaute Corolla-Motor modifiziert worden sei und jetzt eine höhere Geschwindigkeit erlaube, als die Original-Version.

Angestrebter Imagewandel

Bislang ist nicht bekannt, ob das Fahrzeug in Serie geht und falls, wie viele davon gebaut werden sollen. Auch nicht, ob es in anderen Ländern verfügbar sein wird und zu welchem Preis. Ein Plan soll aber wohl darin bestehen, den Prototyp zunächst auf internationalen Auto-Messen vorzustellen, beispielsweise auf der Expo2023 in Katar in diesem Jahr.

Das langfristige Ziel könnte sein, so mutmaßt der Independent, dass das Projekt zum Imagewandel Afghanistans beitragen soll. Bislang sei das Land vor allem für Krieg, Konflikt und Elend bekannt – das solle sich ändern. Auch wenn kaum etwas bekannt ist über das Fahrzeug, zumindest die Aufmerksamkeit ist den Taliban damit – wieder einmal – sicher. Die Videos sammeln addiert hunderttausende Views seit ihrer Veröffentlichung.

Erschreckende Lage im Land

Dabei hat das Land massive Probleme unter der Führung der radikalislamistischen Terrorgruppe. Wie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung schreibt, brauche das Land dringend Unterstützung, um einem „Zusammenbruch der Grundversorgung entgegenzusteuern“.

Mehr als die Hälfte der Menschen soll demnach hungern, darunter 13 Millionen Kinder. Dazu seien Pandemie und Dürren gekommen, die einen beispiellos schnellen Kollaps der afghanischen Wirtschaft zu Folge hatten und zu einer großen Fluchtlage führten: Allein 2021 seien Hunderttausende innerhalb Afghanistans und in die Nachbarländer geflohen.

Im Video: Innovation aus Afghanistan: Erstes selbstgebautes „Superauto" enthüllt