Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Dienstag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

In unserem Nachrichtenticker können Sie die wichtigsten News des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Kremlchef Putin gibt Westen Verantwortung für Krieg in Ukraine

  • Guterres trifft Selenskyj und Erdogan in Lemberg

  • Russlands Verteidigungsminister: Westen koordiniert Kiews Angriffe

  • Russland spricht nach neuer Explosion auf Krim von «Sabotageakt»

  • Finnland verschärft Visa-Regeln für russische Staatsbürger

  • Letten wollen mit Sammelaktion Kampfdrohne für Ukraine kaufen

  • Neue Explosion auf Krim - Munitionslager detoniert

  • Erster Getreidefrachter aus Ukraine in UN-Auftrag unterwegs

  • London: Gefahr von See für ukrainische Stadt Odessa großteils gebannt

  • Selenskyj fordert Russland zum Rückzug aus Atomkraftwerk auf

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Kremlchef Putin gibt Westen Verantwortung für Krieg in Ukraine +++

Kremlchef Wladimir Putin hat die USA und den Westen für das Blutvergießen in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine verantwortlich gemacht. Die westliche Allianz benutze die Ukrainer als «Kanonenfutter» für ihr Projekt «Anti-Russland», sagte Putin knapp sechs Monate nach Kriegsbeginn in einer Videobotschaft an die Teilnehmer der Moskauer Konferenz für internationale Sicherheit. Der Präsident beklagte einmal mehr, der Konflikt werde durch die Lieferung schwerer Waffen aus den USA und anderen westlichen Ländern in die Länge gezogen.

Schon zuvor hatte Putin den USA vorgeworfen, den Kampf bis zum letzten Ukrainer austragen zu wollen. Die USA und der Westen hingegen betonen, die Ukraine in ihrem Freiheitskampf um eine staatliche Unabhängigkeit gegen eine russische Vereinnahmung zu unterstützen.

Putin warf den USA vor, ihre Außenpolitik auf die Destabilisierung ganzer Regionen auszurichten – durch Provokationen, Umstürze und Bürgerkriege. Wie in der Ukraine so agiere das Land auch in Afrika, in Lateinamerika und in Asien, behauptete Putin. Er selbst sieht sich im Westen angesichts der russischen Okkupation weiter Teile der Ukraine ebenfalls mit Vorwürfen einer imperialen Politik konfrontiert.

+++ Guterres trifft Selenskyj und Erdogan in Lemberg +++

UN-Generalsekretär António Guterres trifft am Donnerstag den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan in der Ukraine. Geplant ist ein Treffen in Lwiw (Lemberg) im Westen des von Russland überfallenen Landes, wie UN-Sprecher Stephane Dujarric am Dienstag in New York sagte.

Die Reise erfolge auf Einladung Selenskyjs, sagte Dujarric weiter. Ein Thema werde die Schwarzmeer-Getreideinitiative sein, bei der die Türkei eine entscheidende Rolle spiele. Auch werde ein bilaterales Treffen Selenskyjs mit Guterres erwartet.

Die UN und die Türkei hatten Ende Juli Vereinbarungen vermittelt, dass die Ukraine trotz des russischen Angriffskrieges wieder Getreide über ihre Schwarzmeerhäfen ausführen darf. Die UN befürchtet Lebensmittelknappheit und Hunger in armen Teilen der Welt, wenn die Ukraine als ein wichtiger Getreidelieferant ausfällt.

Dujarric sagte weiter, es gebe «keinen Zweifel» daran, dass auch die gefährliche Lage um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja und eine angepeilte internationale Experten-Mission zu dem Kraftwerk angesprochen werde. Das von Russland besetzte größte Kernkraftwerk Europas wird seit Tagen beschossen. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig dafür verantwortlich.

+++ Russlands Verteidigungsminister: Westen koordiniert Kiews Angriffe +++

Fast ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn hat Russland dem Westen eine weitreichende Beteiligung an ukrainischen Gegenoffensiven vorgeworfen. «Nicht nur die Koordinaten von Angriffszielen werden von westlichen Geheimdiensten bereitgestellt, sondern die Eingabe dieser Daten in Waffensysteme erfolgt unter der vollen Kontrolle westlicher Spezialisten», sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Dienstag auf der Moskauer Konferenz für internationale Sicherheit der Agentur Interfax zufolge. Beweise dafür legte er nicht vor.

Russland hat die Ukraine Ende Februar überfallen. Seitdem versucht das angegriffene Land, mit Hilfe der aus den USA und Europa gelieferten Waffen besetzte Gebiete zurückzuerobern.

Entgegen zahlreicher anderslautender Berichte behauptete Schoigu zudem, dass russische Soldaten sich in der Ukraine gegenüber Zivilisten und Gefangenen an das Völkerrecht hielten. «Die Einhaltung der Genfer Konventionen über die Regeln der Kriegsführung war und ist immer das Hauptaugenmerk der Kommandeure auf allen Ebenen», sagte der Minister.

Unter anderem Menschenrechtler haben in der Vergangenheit völkerrechtswidriges Vorgehen der russischen Truppen dokumentiert, darunter den Einsatz von Streumunition in dicht besiedelten Gebieten. Die Ukraine und auch große Teile der internationalen Gemeinschaft machen Russland immer wieder für schwerste Verbrechen gegen Zivilisten verantwortlich, darunter für die Ermordung von Hunderten Menschen im Kiewer Vorort Butscha einige Wochen nach Kriegsbeginn.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu. (Bild: Reuters)
Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu. (Bild: Reuters)

+++ Russland spricht nach neuer Explosion auf Krim von «Sabotageakt» +++

Nach der Explosion in einem Munitionsdepot auf der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat das Verteidigungsministerium in Moskau von einem «Sabotageakt» gesprochen. Bei dem Angriff sei am Dienstagmorgen ein Militärlager getroffen worden, teilte das Ministerium nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau mit.

Es sei eine Reihe von zivilen Objekten beschädigt worden, darunter Stromleitungen, ein Kraftwerk und Bahngleise sowie einige Wohngebäude, hieß es. Es gebe keine Schwerverletzten. Es werde alles unternommen, um die Folgen zu beseitigen. Es war zunächst unklar, wer für die Explosion verantwortlich war.

Der Verwaltungschef der Krim, Sergej Aksjonow, hatte am Morgen von einer Explosion in einem Dorf des Gebiets Dschankoj im Norden der Krim berichtet. Dabei seien zwei Menschen verletzt worden. Auf Videos in den sozialen Netzwerken waren ein großes Feuer und eine Rauchwolke zu sehen. Mehr als 3000 Menschen wurden den Behörden zufolge bis zum frühen Nachmittag in Sicherheit gebracht. Zuvor war von rund 2000 Evakuierten die Rede gewesen.

Rauch steigt auf nach neuer Explosion auf der Krim. (Bild: Reuters)
Rauch steigt auf nach neuer Explosion auf der Krim. (Bild: Reuters)

+++ Finnland verschärft Visa-Regeln für russische Staatsbürger +++

Die finnische Regierung will ab September weniger Touristenvisa an russische Staatsbürger ausstellen. «Wir werden die Zahl der bewilligten Anträge auf ein Zehntel des aktuellen Niveaus begrenzen», sagte Finnlands Außenminister Pekka Haavisto dem finnischen Rundfunk am Dienstag in Helsinki. Nach Informationen des Senders Yle werden in Finnland aktuell täglich rund tausend russische Visumsanträge bearbeitet.

«Gleichzeitig wollen wir es leichter für Menschen machen, nach Finnland zu kommen, um zu arbeiten, zu studieren oder Verwandte zu besuchen», sagte Haavisto. «Es soll also Lösungen für diejenigen geben, die einen Grund haben, nach Finnland zu kommen, aber das gewöhnliche Touristenvisum soll schwieriger zu bekommen sein.»

Während man in Finnland versucht habe, ukrainischen Flüchtlingen zu helfen, sei die Anzahl russischer Touristen im Land zuletzt hoch gewesen, sagte Haavisto. «Das war für viele Finnen schwer zu akzeptieren.» In Umfragen hatte sich eine Mehrheit der Menschen wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine dafür ausgesprochen, die Ausstellung von Touristenvisa an russische Reisende einzustellen.

+++ Letten wollen mit Sammelaktion Kampfdrohne für Ukraine kaufen +++

Nach dem Vorbild des Nachbarlandes Litauen sammeln nun auch Menschen in Lettland Geld für den Kauf einer Kampfdrohne für die von Russland angegriffene Ukraine. In dem baltischen EU- und Nato-Land startete am Dienstag eine Crowdfunding-Aktion, mit der die nötigen fünf Millionen Euro zusammenkommen sollen.

Die Initiative geht auf einen lettischen Musiker und einen ukrainischen Journalisten zurück, die die Drohne mit Hilfe des Verteidigungsministeriums in Riga an Kiew überführen wollen. In Lettland ist die Solidarität mit der Ukraine groß.

Anfang Juni hatten Menschen in Litauen innerhalb weniger Tage das Geld für den Kauf einer Bayraktar-Drohne gesammelt. Litauen hat 2,8 Millionen Einwohner. Begeistert von der Aktion überließ der türkische Hersteller Baykar Litauen die Kampfdrohne sogar kostenlos. Wenig später wurden daraufhin auch in Polen, Norwegen und Kanada derartige Initiativen gestartet.

Die Ukraine setzt bereits Bayraktar-Drohnen im Kampf gegen die russischen Angreifer ein. Die Türkei hatte vor dem Krieg mehrere Kampfdrohnen desselben Typs an die Ukraine verkauft, von denen bisher zwölf geliefert worden sein sollen. Zu Lieferungen während des Krieges gibt es keine Angaben.

+++ Neue Explosion auf Krim - Munitionslager detoniert +++

Auf der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat es nach Behördenangaben erneut eine Explosion in einem Militärobjekt gegeben. Im Norden der Krim sei am Dienstagmorgen ein Munitionslager detoniert, teilten die Behörden mit. Auf Videos in den sozialen Netzwerken waren ein großes Feuer und eine Rauchwolke zu sehen. Der Krim-Verwaltungschef Sergej Aksjonow sagte vor Ort im Gebiet Dschankoje, es gebe zwei Verletzte. Zu den Gründen der Detonation müsse sich das russische Verteidigungsministerium äußern, sagte er.

Die Explosionen gingen weiter, erklärte Aksjonow in einer Videobotschaft in seinem Blog beim Nachrichtenkanal Telegram. «Es läuft eine Evakuierung, für die Sicherheit der Bewohner wird eine fünf Kilometer große Sicherheitszone gebildet», sagte er. Kräfte des Verteidigungsministeriums, der Nationalgarde und des Zivilschutzes seien im Einsatz.

Nach Behördenangaben kam es in dem Dorf Maiskoje zu der Explosion, und zwar auf dem Gelände eines früheren Bauernhofes, der von den russischen Streitkräften als Munitionslager genutzt wird. Auch eine Umspannstation für die Stromversorgung soll in Brand geraten sein, hieß es.

+++ Erster Getreidefrachter aus Ukraine in UN-Auftrag unterwegs +++

Der erste Getreidefrachter im Auftrag der Vereinten Nationen ist am Dienstag aus dem ukrainischen Hafen Piwdennyj mit Weizen für Afrika ausgelaufen. Das bestätigte eine UN-Sprecherin des Koordinationszentrums in Istanbul der Deutschen Presse-Agentur. Informationen wonach das Schiff «Brave Commander» sich schon am Sonntag auf dem Weg gemacht habe, seien falsch. Es sei am Sonntag lediglich beladen worden. Der Gouverneur des Gebiets Odessa, Maxym Martschenko, hatte am Sonntag zunächst auf Telegram erklärt, der Frachter sei schon unterwegs.

Die Ladung von 23 000 Tonnen Weizen der «Brave Commander» ist im Rahmen des Welternährungsprogramms der UN (WFP) für Äthiopien bestimmt. Neben dem Frachter in UN-Auftrag machten sich nach Angaben des Koordinationszentrums in Istanbul am Dienstag vier weitere mit Weizen oder Mais beladene Schiffe aus der Ukraine auf den Weg. Sie laufen demnach Häfen in der Türkei, Rumänien und Südkorea an. Das Zentrum überwacht die Ausfuhren, die durch einen Sicherheitskorridor über das Schwarze Meer transportiert werden.

Der Frachter «Brave Commander». (Bild: Reuters)
Der Frachter «Brave Commander». (Bild: Reuters)

+++ London: Gefahr von See für ukrainische Stadt Odessa großteils gebannt +++

Die Gefahr einer Landung russischer Truppen in der ukrainischen Hafenstadt Odessa vom Meer aus ist nach Ansicht britischer Militärexperten weitgehend gebannt. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London hervor, das am Dienstag veröffentlicht wurde. «Das bedeutet, die Ukraine kann Ressourcen verlegen, um die russischen Bodentruppen an anderen Orten unter Druck zu setzen», so das Fazit der Briten. Für eine sogenannte amphibische Landung von Truppen und Material mithilfe spezieller Schiffe ist kein Hafen nötig.

Die russischen Schiffe sind London zufolge nur noch eingeschränkt in der Lage, die Invasionsbemühungen Moskaus in der Ukraine effektiv zu unterstützen. Demnach nehmen sie eine «extrem defensive Haltung» ein. Abgesehen von den U-Booten blieben sie stets in Sichtweite der Küste der von Russland besetzten Halbinsel Krim. Das stehe im Kontrast zu der erhöhten Aktivität russischer Schiffe in anderen Meeren in dieser Jahreszeit, so die Mitteilung.

Zwar feuerten russische Schiffe weiterhin Langstrecken-Raketen ab, doch die Flotte habe Schwierigkeiten, die Seeherrschaft auszuüben. Geschwächt worden sei sie vor allem durch den Verlust ihres Flaggschiffs «Moskwa», einer erheblichen Zahl ihrer Flugzeuge sowie der Kontrolle über die Schlangeninsel.

+++ Selenskyj fordert Russland zum Rückzug aus Atomkraftwerk auf +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland erneut mit Nachdruck zum Rückzug seiner Soldaten aus dem Atomkraftwerk (AKW) Saporischschja aufgefordert. Er warnte einmal mehr auch vor den Folgen einer möglichen nuklearen Katastrophe. «Jeder radioaktive Zwischenfall im Atomkraftwerk Saporischschja könnte auch zu einem Schlag gegen die Staaten der Europäischen Union und gegen die Türkei und gegen Georgien und gegen die Staaten weiter entfernter Regionen werden», sagte der Staatschef in einer am Montagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. «Alles hängt nur von der Richtung und der Stärke des Windes ab», sagte Selenskyj.

Das von Russland besetzte größte Kernkraftwerk Europas wird seit Tagen beschossen. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. Selenskyj sagte, dass Russland sich ohne Bedingungen aus dem Kraftwerk zurückziehen müsse. Zugleich bekräftigte er seine Forderungen vom Wochenende nach Sanktionen gegen den russischen Atomkonzern Rosatom und die gesamte Nuklearindustrie des «Terrorstaates».

Die internationale Gemeinschaft müsse handeln, betonte er. «Wenn die Welt jetzt nicht die Kraft aufbringt und die Entschlossenheit, um eine Atomanlage zu schützen, dann heißt das, dass die Welt verliert», sagte Selenskyj. Es gehe um den Schutz vor radioaktiver Verstrahlung. Nach Angaben der Besatzungsvertreter werden bisher keine erhöhten Strahlenwerte gemessen.

VIDEO: Das russische Volk am Krieg beteiligt? Wolodymyr Selenskyj prangert es an!